Das Blut der Unsterblichen
einigermaßen beruhigt schaffte sie es, sich auf die bevorstehende Party zu konzentrieren.
Am Abend fuhr ihre Mutter sie in das Neubaugebiet, wo Silvia wohnte, wünschte ihr viel Spaß und gab ihr die üblichen mütterlichen Ermahnungen mit auf den Weg. Kein harter Alkohol, keine Drogen, kein Entfernen von der Party und nicht mit fremden Männern gehen. Leila verdrehte genervt die Augen. „Wenn ich vorhätte, mich zu betrinken oder mit volltrunkenen Neunzehnjährigen rumzuknutschen, würden mich deine überflüssigen Ermahnungen sicherlich nicht davon abhalten.“
Sie wandte sich ab, ging auf ihre Freundinnen zu und versuchte, ein begeistertes Lächeln aufzusetzen.
Silvias Eltern bewohnten ein modernes, zweistöckiges Haus und hatten sich anlässlich des achtzehnten Geburtstags ihrer Tochter bereit erklärt, ihr das Haus für einen Abend zu überlassen. Die Party fand größtenteils im Untergeschoss statt und war schon in vollem Gange. Schon an der Haustür hallte die Musik Leila entgegen. Sie umklammerte den Geschenkgutschein, den ihre Mutter besorgt hatte, und hielt nach Silvia Ausschau. Ein Pulk Gleichaltriger versperrte den Eingang zum Wohnzimmer. Ein stämmiger Kerl mit Bürstenhaarschnitt trat hinzu, eine Wodkaflasche in der Hand schwenkend, und fragte laut, ob jemand wüsste, wo er Orangensaft oder Redbull finden könnte. Die Jungs johlten und die Mädchen kicherten, allen voran Nadine, die den Kerl entzückt musterte.
Leila schob sich an ihnen vorbei und betrat das Wohnzimmer. Die Möbel waren zur Seite geräumt und mit Plastikfolie abgedeckt worden. Diverse Stühle und eine Festzeltgarnitur standen am Rand um eine provisorische Tanzfläche herum. Auf dem Tisch türmten sich Schüsseln mit Chips, Dips, Würstchen und Baguettebrot neben Plastikbechern und diversen nichtalkoholischen Getränken. Silvia, eine hübsche Blondine, die sich mehr für Partys und Jungs als für die Schule interessierte, schob gerade einen Kasten Bier unter den Tisch. Ihr aktueller Freund wartete hinter ihr mit einer Kiste Wodka mit Feige Fläschchen auf dem Arm.
„Hey, Silvi“, rief Thea.
Silvia winkte kurz. „Hey Leute. Ich bin gleich bei euch. Legt die Geschenke einfach in den Korb da in der Ecke.“ Sie deutete auf einen lindgrünen Wäschekorb, der schon bis zum Rand gefüllt war mit Päckchen in allen Formen und Größen.
„Wollen wir erstmal auf die Toilette gehen?“, fragte Thea.
Nadine warf einen kurzen Blick zur Wohnzimmertür, wo noch immer der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt stand. „Okay.“
„Ich warte hier“, sagte Leila.
Daraufhin drückten die Freundinnen ihr die Geschenke in die Hand und verschwanden kichernd Richtung Gästebad. Leila legte die Päckchen in den Korb und nahm sich dann einen Becher Cola. Die Musik war unerträglich laut. Sie entfernte sich so weit wie möglich von den Lautsprechern, lehnte sich gegen ein verhülltes Bücherregal und sah sich um. Nico, ein Junge aus der Oberstufe, nickte ihr lächelnd zu. Sie erwiderte sein Lächeln, was er anscheinend als Aufforderung verstand, denn nun schlenderte er betont lässig auf sie zu. Seine Wangen waren gerötet und er roch ein wenig nach Alkohol. Anscheinend hatte er sich Mut angetrunken. „Hey Leila, wie geht’s denn so?“
Sie beäugte ihn skeptisch. Die herunterhängenden Jeans und das übergroße T-Shirt entsprachen zwar nicht ihrem Geschmack, aber trotz seines eigenwilligen Kleiderstils war er recht ansehnlich mit dem wuscheligen, blonden Haar, das ihm bis über die Ohren fiel, und den graugrünen Augen.. „Danke. Gut.“
„Hätte nicht gedacht, dass du auch zur Party kommst“, sagte er.
„Warum nicht?“
Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Nur so ein Gefühl. Aber ich bin froh, dass du da bist.“
„Danke.“
Er deutete auf die Tanzfläche. „Hast du Lust zu tanzen?“
„Okay.“ Sie stellte ihren Becher ab und folgte ihm auf die provisorische Tanzfläche.
Das Tanzen kam ihrem Bewegungsdrang zugute, auch wenn die Musik nur bedingt ihren Geschmack traf. Überrascht stellte sie fest, dass Nico ausgesprochen gut tanzen konnte.
„Woher hast du das gelernt?“, fragte sie.
„Ich bin in Hip-Hop“, erklärte er.
Er zeigte ihr ein paar Bewegungen, und nach einer Weile gelang es ihr tatsächlich, sie halbwegs ansehnlich nachzuahmen. Thea, die sich zum DJ gesellt hatte, deutete auf Nico und hielt den Daumen hoch, zum Zeichen ihres Einverständnisses. Nadine war nirgends zu sehen.
Als ein langsames Lied
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