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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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gespielt wurde, verlangte Leila nach einer Pause. Nico folgte ihr. Die meisten Partygäste waren mittlerweile betrunken und hingen schwankend auf den Stühlen herum oder knutschten ungeniert. Lautes Lachen drang von draußen herein und im zweiten Stock rannte irgendjemand durch den Flur.
    Nico fischte zwei Wodka mit Feige Fläschchen aus der Kiste, öffnete sie und hielt ihr eines hin. „Willst du?“
    Leila nahm es und stürzte es sogleich hinunter.
    Nico lachte und tat es ihr gleich. „Lecker“, sagte er. „Sag mal, ich hab’ gehört, dass ihr jetzt auch den Scheiß Eckard in Mathe habt?“
    Leila nickte. „Der ist so mies. Letzte Woche erst hat er …“ Plötzlich hielt sie inne. Ihre Aufmerksamkeit wurde von einem Gesprächsfetzen abgelenkt, den sie in einem der gegenüberliegenden Zimmer zu hören glaubte. Sie bedeutete Nico zu schweigen, konzentrierte sich auf die Stimmen und erkannte ihre Freundin Nadine.
    „Nein … will … lass mich!“
    Leila runzelte die Stirn. Nun sprach eine männliche Person. Die Stimme kam ihr bekannt vor. „Komm schon … Zicke … fummeln.“
    „Hör auf … aua … lass … au.“ Nadine wimmerte leise.
    Ohne zu zögern, stellte Leila ihren Becher ab und ging über den Flur in Richtung des Zimmers, aus dem sie das Gespräch zu hören glaubte.
    „Hey, wo gehst du hin?“, rief Nico, doch sie ignorierte ihn.
    Ihre Sinne waren nun vollständig auf die Stimmen in dem Zimmer gerichtet. Ohne anzuklopfen, riss sie die Tür auf und sah sich um. Nadine lag auf einem schmalen Bett, die Beine angezogen, und hielt ihre Bluse vor den Brüsten zusammen. Über ihr kniete der Kerl mit dem Bürstenhaarschnitt. Leila roch den Alkohol in seinem Atem, eine Mischung aus Bier und Hochprozentigem. Nicht zum ersten Mal wunderte sie sich über Nadines Hang zu groben Kerlen.
    „Los jetzt, Süße, stell dich doch nicht so an“, keuchte er.
    „Lass sie in Ruhe“, befahl Leila.
    Der Kerl schaute überrascht auf. „Hau ab! Wir sind beschäftig!“ Seine Stimme klang verwischt.
    Leila ignorierte seine Worte. „Nadine, komm steh auf, wir gehen.“
    Nadine rappelte sich auf und rutschte, noch immer ihre Bluse zuhaltend, seitlich Richtung Bettrand. Der Kerl stemmte sich hoch, stieg vom Bett und kam auf Leila zu. Drohend baute er sich vor ihr auf. Seine Alkoholfahne schlug ihr entgegen. Angewidert verzog Leila das Gesicht.
    Er musterte sie abschätzend. „Hab ich nicht gesagt, du sollst verschwinden?“, lallte er wütend.
    Leilas Herz schlug bis zum Hals, doch sie zwang sich, stillzustehen und durch den Mund zu atmen, um die Übelkeit zu unterdrücken, die seine Alkoholfahne verursachte. Sie erwiderte seinen Blick, so furchtlos, wie es ihr möglich war. „ Du verschwindest besser und lässt meine Freundin in Ruhe!“
    „Ich will hier einen Stich landen Süße, und wenn du nicht vorhast, dabei mitzumachen, dann verpisst du dich besser, bevor ich deiner hübschen Visage ein Veilchen verpasse!“
    Leila hatte keine Ahnung, woher sie den Mut nahm, ihm so gelassen gegenüberzutreten. Sie entschied sich nicht einmal bewusst dafür. Alles, was sie in dem Moment spürte, war eine unbändige Wut auf diesen ungehobelten Trunkenbold. Sie trat auf ihn zu, stemmte die Arme in die Hüfte und blitzte ihn herausfordernd an. „Wenn du dich ganz stark bemühst, könntest du mit deinem versoffenen Neandertalergehirn vielleicht registrieren, dass Nadine nicht dieselben Absichten verfolgt wie du. Geh in ein Bordell, dort bekommst du unter Umständen, was du suchst, vorausgesetzt du hast genug Geld um eine Frau davon zu überzeugen, freiwillig mit dir ins Bett zu gehen. Hier bekommst du es auf jedem Fall nicht. Ich würde dir empfehlen, dich zu verpissen, und zwar sofort!“
    Vorsichtshalber trat sie wieder zurück, senkte aber nicht ihren Blick. Seine Augen verengten sich.
    „Du elende Schlampe“, stieß er hervor. Sein massiger Körper schwoll zu einer einzigen Drohgebärde an. Leila wich in den Flur zurück. Er folgte ihr mit einem großen Schritt und hob den Arm. Einen Herzschlag lang stand die Zeit still. Leilas Sinne schärften sich und alles lief plötzlich wie in Zeitlupe ab. Wie aus weiter Ferne hörte sie Nadines Schrei. „Nein, Oliver, nicht …“
    Jede Bewegung, jedes Geräusch, jedes Gefühl nahm Leila nun überdeutlich wahr. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Nico aus dem Wohnzimmer trat, und dass sich seine Pupillen weiteten, als er sie entdeckte. Sie sah Nadines bleiches Gesicht und ihren

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