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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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eingeschlafen war.
    Am nächsten Morgen benahm Leila sich wie immer, nur die Schatten unter ihren Augen verrieten, dass etwas vorgefallen war. Kristina nahm an, dass sich auf diesem Weg Leilas Verlustängste ausdrückten, denn immerhin war sie alles, was ihre Tochter hatte auf dieser Welt.
    Die nächsten Tage vergingen entsprechend ereignislos. Leila ging zur Schule, traf sich mit Freundinnen oder saß Musik hörend in ihrem Zimmer herum.
    Eines Nachts stand sie plötzlich neben Kristinas Bett und starrte sie an. Da Kristina schlief, bemerkte sie es zuerst nicht, weswegen sie auch nicht zu sagen vermochte, wielange Leila neben dem Bett gestanden hatte. Als sie erwachte, erschrak sie sich fast zu Tode, als sie die schattenhafte Gestalt erblickte. Ihr Oberkörper schnellte hoch, ihr Herz trommelte gegen die Rippen. Erst auf dem zweiten Blick erkannte sie ihre Tochter. „Meine Güte, Leila. Du hast mich zu Tode erschreckt. Was tust du hier? Wie lange stehst du schon da?“
    Leila antwortete nicht, sah sie nur ausdruckslos an.
    „Leila? Bist du wach?“, fragte Kristina.
    Doch sie stand nur da und starrte, blinzelte nicht einmal.
    Kristina griff nach ihrer Hand. „Schatz, wach auf. Du schlafwandelst wieder.“
    Als Leila auch darauf nicht reagierte, rüttelte Kristina vorsichtig an ihrem Arm.
    „Mama?“, sagte Leila plötzlich.
    „Ja Schatz, ich bin hier. Was ist los? Bist du jetzt wach?“
    „Mama, mein Vater lebt.“
    Kristinas Herzschlag setzte aus, wie immer wenn jemand Marcus erwähnte. Trotz der warmen Decke überlief sie ein Schauer. „Leila, du hast wieder geträumt. Leg dich hin. Möchtest du bei mir schlafen?“
    „Er lebt, ich weiß es“, beharrte Leila.
    Kristina zog an ihrem Arm. „Ist schon gut. Komm, leg dich neben mich, Schatz, du bist schon ganz kalt.“
    Leila starrte sie noch ein paar Sekunden lang schweigend an, dann nickte sie, ging um das Bett herum und legte sich hin. Kristina schlang den Arm um ihre Tochter und ergriff ihre Hand. Sie war eiskalt.
    „Schlaf, mein Schatz. Du hast nur geträumt“, flüsterte sie.
    Sie hielt Leila im Arm, bis sie merkte, dass sie wieder eingeschlafen war. Sie selbst lag noch lange wach und grübelte über die Worte ihrer Tochter nach. Waren sie Leilas Wunsch nach einer vollständigen Familie zuzuschreiben? Oder lag vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit in ihnen? All die Jahre hatte sie sich verboten, über Marcus und die Umstände seines Todes nachzudenken, denn sie wollte sich nicht in eine fixe Idee verrennen. Doch was wusste sie wirklich über seinen Tod? Nur das, was dieser Fremde ihr am Telefon erzählt hatte. Nicht ein einziges Mal in sechzehn Jahren hatte sie den Versuch unternommen, seine Worte zu überprüfen. Vielleicht sollte sie sich den Zweifeln stellen, die sie bisher so erfolgreich verdrängt hatte und endlich auf ihr Gefühl hören. Auf diese leise Stimme, die ihr zuflüsterte, dass Marcus noch lebte.

11
     
    Am Morgen war Leila überrascht, in Kristinas Bett aufzuwachen. Sie konnte sich nicht an die Ereignisse der letzten Nacht erinnern, schien darüber jedoch nicht beunruhigt zu sein. Kristina wunderte sich über diese Sorglosigkeit und versuchte, mit Leila darüber zu sprechen, da sie befürchtete, dass ihre Tochter die Probleme nur verdrängte und sie in anderer Form wieder zum Vorschein treten würden. Doch Leila weigerte sich stur, eine vernünftige Unterhaltung zu führen, brütete nur stumm über ihrer Teetasse.
    Drei Nächte später hallten ihre panischen Schreie erneut durch das Haus. Kristina sprang aus dem Bett und rannte in das Zimmer ihrer Tochter hinauf. Leila saß auf dem Bett, ihr Haar war zerzaust und sie atmete keuchend. Mit angstweiten Augen blickte sie ihr entgegen. Schnell nahm Kristina sie in die Arme und wiegte sie sanft, so wie sie es immer tat.
    „Mama, ich habe … meinen Vater gesehen …“, berichtete Leila stockend. „Er wollte mich umbringen. Er hat mir die Kehle aufgeschlitzt und wollte mich umbringen … und alles war voll Blut.“ Sie schauderte bei der Erinnerung. „Warum tut er das … warum will er mich töten, Mama?“
    Kristina streichelte über ihren Kopf. „Pscht, mein Schatz, beruhige dich, niemand will dich umbringen. Dein Vater war ein wunderbarer Mensch, niemals hätte er dir etwas zuleide getan. Es war nur ein Traum.“
    „Es hat sich so echt angefühlt, wie eine Erinnerung und nicht wie ein Traum“, sagte Leila.
    „Manchmal wirken Träume so echt, vor allem Albträume. Du wirst

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