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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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misstrauisch die Stirn und hielt noch einen Moment inne, um ihrer Mutter die Gelegenheit für Anweisungen zu geben. Doch Kristina lächelte nur und winkte.
    „Tschüss, Mama“, sagte sie schließlich, warf die Autotür zu und folgte Nico zum Eingang.
     
    Wehmütig blickte Kristina den beiden nach. Leila war kein Kind mehr, nicht einmal mehr ein Teenager. Sie war eine junge Frau. Sie freute sich über Leilas Interesse an dem Jungen, denn in letzter Zeit war sie oft in sich gekehrt und grüblerisch gewesen. Vielleicht würde ein fester Freund ihre Stimmung aufhellen. Allerdings nahm sie sich vor, mit ihr noch einmal über den verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität und Verhütung zu reden, nur für den Fall, dass es mit diesem Jungen etwas Ernstes werden würde.
    Unbewusst wanderten ihre Gedanken zu Marcus, und wohl zum hunderttausendsten Mal wünschte sie sich, er könnte seine Tochter jetzt sehen.
    Immer öfter fragte sie sich, ob sie nicht wenigstens hätte versuchen sollen, eine neue Beziehung aufzubauen und warum sie all die Jahre das Leben einer Einsiedlerin geführt hatte. Gleichzeitig wusste sie, dass diese Fragen müßig waren. Es war so, wie es war. Weder hatte sie eine ernsthafte Beziehung gewollt, noch die Kraft dafür gehabt. Seit Leilas Geburt hatte sie sich nur einmal auf einen Mann eingelassen, auf Frank. Natürlich hatte es sich als Fehler herausgestellt. Es war ihre verzweifelte Suche nach Nähe gewesen, die sie wieder in seine Arme getrieben hatte. Doch als sie mit ihm intim geworden war, hatte sie erkannt, dass es die verzweifelte Suche nach Marcus’ Nähe gewesen war und dass Frank ihr niemals das würde geben können, was Marcus ihr gegeben hatte. Wochenlang hatte sie daraufhin seine Anrufe ignoriert, bis er es schließlich aufgegeben hatte. Wenige Wochen zuvor waren sie einander dann zufällig im Kino begegnet. Seitdem blieben sie in Verbindung, telefonierten ab und zu, trafen sich zum Essen oder um sich gemeinsam einen Film anzusehen. Mittlerweile befand er sich in einer festen Beziehung, doch da seine Freundin in einem Restaurant arbeitete, verbrachte er die meisten Abende alleine. Anfänglich schien er ein wenig schadenfroh, als Kristina ihm mitteilte, dass sie noch immer Single war. Trotzdem schätzte sie seine Gegenwart. Die Treffen mit ihm lenkten sie für ein paar Stunden vom Alltag ab.
    Kristina drehte die Musik auf und fuhr gedankenverloren nach Hause. Zuhause angekommen nahm sie den prall gefüllten Wäschekorb zur Hand, setzte sich auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein. Während sie die Wäsche faltete, lauschte sie einem Bericht über das Leben von Waldameisen. Nachdem sie den Korb mit mehr oder weniger ordentlich zusammengelegten Kleidungsstücken gefüllt hatte, wanderte ihr Blick zur Uhr. Der Kinofilm hatte gerade erst begonnen. Seufzend schaltete sie den Fernseher aus, lief zum Schreibtisch und nahm den Laptop zu Hand. Noch immer hatte sie keinen Versuch unternommen, Näheres über Marcus herauszufinden. Sie hatte noch mindestens eine Stunde Zeit, bevor Leila anrufen würde. Zeit genug, um endlich ein wenig zu recherchieren.
    Sie starrte auf den Bildschirm und überlegte. Wie suchte man einen Toten? Aus einem Impuls heraus öffnete sie Google und tippte seinen Namen ein. Sie fand einen Eintrag auf Facebook und einen auf Myspace in spanischer Sprache. Die betreffenden Männer waren ihr jedoch unbekannt. Ein Internetshop nutzte den Nachnamen Casals, doch auch dieser war weder in deutscher noch in englischer Sprache und stand in keiner Beziehung zu Marcus. Sie klickte die Bildersuche an und betrachtete das Ergebnis. Fotos von diversen Männern, keiner glich Marcus. Sie blätterte durch die Seiten, sah Bilder von Familien, Urlaubern, Paaren, ein Aktfoto und sogar eine Zeichentrickfigur. Ein altes schwarz-weiß Bild erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie vergrößerte es. Ein Mann mit einem stattlichen Schnauzbart stand an ein Geländer gelehnt auf einem Schiff und blickte mit ernster Miene in die Kamera. Sie kniff die Augen zusammen und näherte sich dem Bildschirm. Der Mann hatte tatsächlich Ähnlichkeit mit Marcus. Sie öffnete die Webseite, die ein Mann namens Zacharias Van Basten betrieb. Da der Text unter dem Foto jedoch in Niederländisch verfasst war, konnte sie nur erahnen, was unter dem Bild stand. Nur der Name und das Datum waren verständlich: Marcus del Casals, April 1913 . Handelte es sich um einen Urahn? Den Großvater vielleicht?
    Sie schloss die Seite. Ein

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