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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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„Wie ernährst du dich?“
    „Von Blut.“
    „Menschenblut?“
    Er nickte. „Manchmal, nicht oft. Meistens ernähre ich mich von Tieren.“
    „Kann ich das sehen?“
    „Was? Wie ich Blut trinke?“
    „Ja. Erst dann werde ich dir glauben. Und wenn du wirklich das bist, was du behauptest zu sein, hättest du mich dann nicht zu deinesgleichen machen können, so wie sie es in Büchern und Filmen immer tun?“
    Er seufzte und schloss für einen Augenblick die Augen.
    „Warum antwortest du nicht?“, fragte Kristina.
    „Du hast natürlich das Recht, Fragen und Bedingungen zu stellen, doch das macht das Antworten nicht angenehmer.“ Er deutete auf das Sofa. „Bevor ich dir alles erkläre, sollten wir uns setzen.“
    Zögerlich nahm Kristina platz. Marcus setzte sich neben sie. Sie griff nach ihrem Weinglas und rutschte an das äußere Ende der Sitzfläche, so weit wie möglich von ihm fort.
    „Es ist nicht so einfach, einen Menschen zu einem Unsterblichen zu machen“, fing er an. „Vor allem da wir es nicht aus eigenem Ermessen tun dürfen. Außerdem vermag nur das Blut eines geborenen Unsterblichen eine vollständige Verwandlung herbeizuführen. Wir haben einen Ältestenrat, der darüber entscheidet. Wenn der Rat die Verwandlung befürwortet, muss ein geborener Unsterblicher gefunden werden, der bereit ist, Blut für die Verwandlung zu spenden. Da es nur eine Handvoll geborene Unsterbliche gibt, ist dieses Hindernis nicht unerheblich.“
    „Warum?“
    „Nun, die Geborenen haben gewisse Vorbehalte hinsichtlich der Schaffung eines neuen Vampirs. Zu oft kam es vor, dass Unsterbliche aus den falschen Gründen handelten. Sie haben Menschen aus Geldgier oder Machthunger oder falscher Hingabe verwandelt. Niemand will sich diese Schuld aufladen. Außerdem sind wir … nun ja, eben unsterblich, zumindest fast, da wäre es unklug, zu viele von unseresgleichen zu erschaffen.“
    „Wieso nur fast unsterblich?“
    „Wir leben für menschliche Verhältnisse ewig. Die Älteste unter uns ist über zweitausend Jahre alt, doch auch wir sterben irgendwann. Da wir aber so lange leben und unsere Existenz geheim bleiben soll, muss die Zahl der Unsterblichen begrenzt bleiben.“
    „Ich verstehe. Warum hast du nicht bei diesem Rat um meine Verwandlung gebeten, wenn du mich angeblich so geliebt hast?“
    „Der Ältestenrat entscheidet zumeist willkürlich, aber es gibt auch Kriterien, zum Beispiel wie stark die aktuelle Gemeinde ist oder finanzielle Erwägungen. Wer in der Lage ist, unserer Gemeinschaft zu Macht, Reichtum und Ansehen zu verhelfen, ist natürlich im Vorteil. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Rat einer Verwandlung aus so etwas Unbeständigem wie Liebe zustimmt, ist gering. Aus diesem Grund habe ich es damals nicht gewagt, darum zu bitten. Außerdem hatte ich Angst davor, wie du darauf reagieren würdest.“
    „Ich habe dich geliebt, Marcus. Hattest du wirklich so wenig Vertrauen in meine Gefühle für dich? Oder warst du dir in Wirklichkeit deiner eigenen Gefühle nicht sicher?“
    Ihre Worte schmerzten ihn, das konnte sie sehen und sie nahm es mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis. „Du warst mein Leben, Kristina. Meine Gefühle für dich waren über jeden Zweifel erhaben und sind es noch, sonst wäre ich nicht hier.“
    „Womit wir beim nächsten Thema wären. Warum also bist du zurückgekommen?“
     „Wegen dir und unserer Tochter.“
    Unsere Tochter , diese Worte aus seinem Mund klangen so fremd und doch wärmten sie Kristinas Herz. „Was ist mit Leila und mir?“
    „Leila ist wie ich, Kristina, sie trägt mein genetisches Erbe in sich.“
    „Und das bedeutet was?“
    „Wie ich dir bereits gesagt habe, gibt es geborene Unsterbliche und Leila ist eine davon. Nicht jedes Kind von einem Menschen und einem Unsterblichen trägt das genetische Erbe in sich. Aus diesem Grund hat der Rat abgewartet, ob Leila ein Mensch bleiben oder sich verwandeln würde“, Marcus stockte. „Wie sich herausstellte, wird Leila sich verwandeln, sobald sie erwachsen ist. Der Rat schickt jemanden los, um es ihr zu offenbaren und sie in die Reihen der Unsterblichen zu holen.“
    Kristina empfand eine abwegige Erleichterung. Wenn Marcus nicht verrückt war und sie auch nicht, dann war es auch Leila nicht. Sie veränderte sich nur. „Also hat der Rat dich zu uns geschickt?“
    Marcus senkte den Kopf, dann ergriff er ihre Hände und blickte sie ernst an. Kristina versteifte sich bei der Berührung, doch sie zog ihre Hände

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