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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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kann so schlimm gewesen sein, dass du mir nicht hast die Wahrheit sagen können?“
    Marcus beugte sich vor, legte eine Hand auf ihren Arm und sah sie eindringlich an. Kristina blickte auf seine Finger hinab. Sie waren eiskalt.
    „Das ist jetzt sehr schwierig für mich, denn ich tue etwas ganz und gar Verbotenes. Ich werde mich dir offenbaren. Die Wahrheit wird dich verstören und du wirst mir nicht glauben wollen, doch ich werde dich überzeugen, mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen. Ich werde dir jeden Beweis liefern, den du forderst“, sagte Marcus.
    Kristina nickte. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er ihr diese Sache erklären und seine Tat rechtfertigten wollte.
    „Also gut. Zuerst einmal: Ich bin ein Unsterblicher, oder wie Menschen uns zu nennen pflegen: ein Vampir.“
    Reflexartig zog sie ihren Arm weg und zuckte zurück. „Was redest du da? Bist du verrückt geworden? Da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen.“
    Er nickte ruhig, als hätte er ihre Reaktion erwartet, stand auf und trat einen Schritt zurück. „Erschreck dich jetzt nicht, ich werde dir nichts tun, in Ordnung?“
    Kristina begann, ernsthaft an seinem Verstand zu zweifeln. Sie musterte ihn abschätzend und auch ein wenig besorgt und überlegte, ob sie es wohl schaffen würde, rechtzeitig die Tür zu erreichen, sollte er etwas Beängstigendes tun.
    „Ich werde mich bemühen, nicht in Ohnmacht zu fallen“, sagte sie.
    Er schloss die Augen. Seine Nasenflügel blähten sich, wie bei einem Tier, und er sog tief den Atem ein. Dann öffnete er den Mund und entblößte seine Zähne. Fangzähne! Gleichzeitig hielt er die Hände so, dass sie sehen konnte, wie aus seinen Fingernägeln scharfe Krallen wuchsen. Er öffnete die Augen, die nun fast schwarz waren, sein Blick wie ein alles verzehrendes, dunkles Feuer. Die Adern, die immer leicht bläulich unter seiner Haut hindurchschienen, traten nun ganz deutlich hervor. Kristina starrte ihn entsetzt an.
    „Jetzt kannst du sehen, was ich bin, was ich schon immer war“, sagte er. Seine Stimme hatte sich verändert, sie klang leise und zischend. „Und genau das ist der Grund, warum ich damals gehen musste. Die Menschen dürfen nicht wissen, wer wir sind und ein Unsterblicher darf keine Beziehung zu einem Sterblichen haben, so lautet unser Gesetz. Unsere Beziehung war verboten und sie hätten dich dafür getötet, Kristina. Das konnte ich nicht zulassen.“
    Kristina stand auf und wich hinter das Sofa zurück. Sie sah, was er war, doch ihr Verstand weigerte sich, es zu glauben. Sie befand sich doch nicht in irgendeinem Horrorfilm. Dies war die Realität.
    Vielleicht habe ich wirklich meinen Verstand verloren und mein verrücktes Gehirn gaukelt mir irgendwelche Visionen vor, dachte sie. „Das kann nicht sein. Ich bin verrückt und du bist nicht real“, stieß sie hervor.
    Er kam auf sie zu, nicht langsam, sondern in der Geschwindigkeit eines Unsterblichen. Im Bruchteil einer Sekunde stand er vor ihr. Sie schrie erschrocken auf und wollte wegrennen, doch er schlang die Arme um sie, bevor sie auch nur einen einzigen Schritt machen konnte.
    „Bitte Kristina! Höre auf deine innere Stimme. Ich sage die Wahrheit“, flehte er.
    „Nein! Das ist Irrsinn, du bist verrückt“, schrie sie und versuchte, sich loszureißen, doch er hielt sie weiter fest umklammert. Langsam wandelte er sein unsterbliches Ich zurück. „Hab keine Angst“, flüsterte er.“
    Sie versteifte sich, stemmte die Fäuste gegen seinen Brustkorb und versuchte, sich von ihm wegzudrücken. Als dies nicht gelang, bog sie ihren Körper zurück und versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu winden.
    „Lass mich los!“, flehte sie. Angst rang mit ihrer Abscheu vor seinem Anblick.
    „Es tut mir so leid. Bitte hab keine Angst“, sagte er beschwörend. „Alles wird gut.“
    Wie ein Mantra sprach er die Worte, immer und immer wieder. Hab keine Angst. Alles wird gut. Nach ein paar Minuten hatte sich Kristinas Widerstand erschöpft, ihr Körper erschlaffte.
    Marcus hielt sie fest in seinen Armen, hörte nicht auf, sie zu beschwichtigen.
    „Du kannst mich jetzt loslassen. Ich habe mich beruhigt“, sagte sie schließlich. Er tat es, widerwillig, so schien es ihr.
    Kristina trat einen Schritt zurück. Ihre Angst war Neugier gewichen und dem Verlangen, ihn der Lüge zu überführen. „Du behauptest also, ein Vampir zu sein?“
    Marcus nickte. „Ja, konntest du das nicht sehen?“
    Sie musterte ihn abschätzend.

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