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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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brechen?“
    „Du hast recht“, gab Kristina widerwillig zu. „Nichtsdestotrotz werde ich jetzt weggehen. Ich kann nicht anders. In spätestens einer Stunde bin ich wieder da, okay? Danach werde ich sofort mit dem Packen beginnen, ich verspreche es.“
    Leila brummelte etwas Unverständliches, gab aber nach. Was sollte sie auch dagegen tun? Sie konnte ihre Mutter ja schlecht anbinden oder in den Keller sperren, obwohl sie das am liebsten getan hätte.
    Kristina drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und strich über ihre Haare. „Ich hab dich lieb, mein Schatz. Sei unbesorgt, wir schaffen das schon.“
    Leila winkte ab. „Ja, ja, schon gut.“
    Frank wartete am Fuß der Treppe auf sie. „Na, hast du eine größere Diskussion gehabt?“
    „Ja, Leila ist nervös. Das sind wir alle. Lass uns schnell verschwinden, wir können nicht allzu lange wegbleiben.“ Mit diesen Worten schnappte sie ihre Jacke und den Autoschlüssel und verließ das Haus.
     
    Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, stürmte Leila die Treppe hinab, lief zum Wohnzimmerfenster und schaute den Beiden nach. Anschließend hastete sie zum Esstisch und suchte nach dem Zettel mit Marcus’ Handynummer. Er hatte sie in der Nacht zuvor aufgeschrieben, falls sie aus irgendwelchen Gründen voneinander getrennt werden würden. Auf einem Stapel Zeitungen wurde sie fündig. Nervös wählte sie die Nummer. Er hob fast sofort ab. „Ja?“
    „Marcus, hier ist Leila … deine äh … Tochter.“
    Sofort klang Marcus alarmiert. „Ist etwas passiert?“
    „Nein, eigentlich nichts“, antwortete sie. „Aber Mama ist mit Frank spazieren gegangen. Ich habe versucht, sie aufzuhalten, aber du kennst sie ja, sie ist so stur. Jetzt mache ich mir irgendwie Sorgen. Ich wollte nur, dass du das weißt.“
    Leila hörte, wie er leise fluchte. Dann ein Rascheln, als würde er in irgendwelchen Papieren wühlen.
    „Okay, Leila. Wohin ist sie gegangen und wann kommt sie wieder?“ Seine Stimme klang ungehalten.
    „Ich glaube, sie wollte mit ihm ins Naturschutzgebiet. Sie hat gesagt in einer Stunde wäre sie wieder da.“
    „Es ist gut, dass du mich angerufen hast. Bleib ganz ruhig, noch bist du in Sicherheit. Doch vorsichtshalber möchte ich, dass du niemandem die Tür öffnest, ja? Ich verkürze das Ganze hier und versuche, in einer halben Stunde bei dir zu sein.“
    „Was machst du überhaupt?“, fragte Leila.
    „Ich treffe finanzielle Vorkehrungen. Nur für alle Fälle“, antwortete er.
    „Für welche Fälle?“
    „Für alle Fälle.“
    „Tolle Antwort. Wieso willst du es mir nicht sagen?“, schmollte Leila.
    „Ich werde dir später alles erklären. Lass mich die Sache jetzt zu Ende bringen, damit ich zurückkommen kann, in Ordnung?“
    „Okay. Bitte beeil dich.“
    „Das werde ich“, versprach Marcus und legte auf.
    Leila seufzte. Hoffentlich würde es Marcus gelingen, ihre Mutter zur Vernunft zu bringen. Ihrer Ansicht nach benahm sie sich wirklich kindisch. Sie lief in das Badezimmer und begann damit, ihre Pflegeartikel in den Kulturbeutel zu werfen. Anschließend kehrte sie in ihr Zimmer zurück und versuchte zu entscheiden, welche ihrer wenigen Habseligkeiten unentbehrlich waren. Egal was ihre Mutter sagte, sie hielt es für richtig, mit Marcus zu gehen. Es gab keinen anderen Ausweg.
    Die Türglocke riss sie aus ihren Gedanken. Erschrocken blickte sie auf und spähte dann vorsichtig aus dem Fenster. Die Dachschräge versperrte ihr die Sicht. Vielleicht war es der Postbote oder eine Nachbarin? Sie schnupperte. Ein fremder Geruch drang in ihre Nase. Ätherisch und kalt, viel zu kalt für einen Menschen.
    Nervös nagte sie an ihrer Unterlippe. Marcus hatte sie instruiert, niemandem die Tür zu öffnen und da sie nicht so unvernünftig war wie ihre Mutter, würde sie das auch nicht tun. Doch was sollte sie stattdessen tun? Einfach abwarten? Marcus anrufen?
    Es klingelte erneut. Der Schreck fuhr ihr durch alle Glieder.
    Sie schlich nach unten und lauschte. Wer auch immer vor der Tür stand, machte keine Geräusche. Kein Atmen, keine Bewegung, nichts! Sie überlegte fieberhaft. Eine leise Stimme erklang vor der Tür, so leise, dass sie für menschliche Ohren nur ein Wispern gewesen wäre, doch Leila verstand sie klar und deutlich.
    „Leila. Wir wissen, dass du da bist. Wir werden dir kein Leid zufügen, wenn du die Tür öffnest.“
    Leila erschauerte. Sie waren da! Die Unsterblichen.
    „Leila“, sagte eine Frau. „Wir haben deine Mutter in unserer

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