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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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zurück. Marcus legte sich neben sie, stützte den Arm auf den Ellenbogen und sah sie an. Nervös zog sie die Decke bis unters Kinn. Die Jahre, die zwischen ihnen lagen und das Wissen um seine wahre Natur, verunsicherten sie.
    „Ich will dich nicht verführen, doch wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich gerne im Arm halten“, flüsterte er und legte eine Hand auf ihren Bauch. „Entspann dich, ich werde dir nichts tun.“
    Nichts lag Kristina ferner, als sich zu entspannen. Zu viele Gedanken tobten in ihrem Kopf herum, zu viele verwirrende Gefühle.
    „Ich möchte dich nicht noch einmal verlieren, Kristina. Es ist meine Schuld, dass du in dieser Situation bist und diese Tatsache ist ebenso schlimm, wie der Gedanke, dass du sterben könntest“, sagte er in die Stille hinein.
    „Eines Tages werde ich aber sterben“, flüsterte sie.
    „Dann muss ich einen Weg finden, das zu verhindern. Wir gehen einen Schritt nach dem anderen. Zuerst einmal müssen wir fliehen, was danach kommt, werden wir sehen.“
    Kristina schob sich an das Kopfende des Bettes und setzte sich auf, die Bettdecke fest an sich gepresst. „Kannst du nicht doch versuchen, mich zu einer Unsterblichen zu machen? Dann könnte ich mich wenigstens verteidigen.“
    Zärtlich strich er mit den Fingern über ihren nackten Arm. „Leider nicht, der Rat würde es jetzt auf keinem Fall mehr befürworten.“
    Kristina seufzte. „Ich verstehe. Sag mal, kannst du eigentlich ungebeten ein Haus oder eine Wohnung betreten oder ist das ein Mythos?“
    Marcus lächelte über den Themenwechsel. „Es ist ein Mythos, den wir vor Jahrhunderten selbst in die Welt gesetzt haben, um die Sterblichen in Sicherheit zu wiegen. Allerdings haben wir einen Ehrenkodex, der uns von den Häusern Sterblicher fernhält. Es gilt als unzivilisiert, in ein Haus einzudringen und sich an einem schlafenden Menschen zu laben.“
    „Also schleicht ihr euch nicht des Nachts in Schlafzimmer und saugt Unschuldige aus?“
    „Richtig. Ein solches Verhalten ist bei den Unsterblichen unerwünscht, wenn auch immer wieder kontrovers diskutiert. Einige sind für die Abschaffung dieser Regel.“
    Kristina schwieg einen Moment und versuchte, diese neue Information zu verarbeiten. „Wer hat dich eigentlich verwandelt?“, fragte sie dann.
    „Eine Frau namens Helena. Ich habe mich als Sterblicher in sie verliebt, natürlich ohne zu wissen, dass sie eine Unsterbliche ist. Sie hat sich mir jedoch sehr schnell offenbart und mich gefragt, ob ich mich verwandeln lassen würde, mit allen dazugehörigen Risiken. Ich war jung und sehr verliebt und habe sofort ja gesagt, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden. Ewiges Leben mit dieser Frau erschien mir wie der Himmel auf Erden. Helena hat all ihre Beziehungen spielen lassen, damit die Verwandlung befürwortet wird.“
    Er hielt inne und wartete auf ihre Reaktion, doch Kristina schwieg.
    „Ich weiß, ich hätte versuchen sollen, dich verwandeln zu lassen“, fuhr er fort. „Doch meine Beziehungen sind nicht halb so gut, wie die von Helena und je länger ich gezögert habe, umso schwieriger wurde es und umso unwahrscheinlicher, dass unsere Geschichte einen guten Ausgang nehmen würde.“
    Ohne zu überlegen hob Kristina ihre Hand und strich über seine Wange. „Schon okay, Marcus. Für Bedauern oder Schuldgefühle ist es jetzt zu spät. Ich weiß, dass du mich nur schützen wolltest und vielleicht ist es besser, wenn ich ein Mensch bleibe.“ Sie zögerte. „Was ist eigentlich aus deiner Beziehung zu dieser Frau geworden?“
    Marcus legte sich auf das Kissen zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte zur Decke hinauf. „Es ging nicht gut. Nach menschlichem Ermessen haben wir ein Leben miteinander verbracht, doch nach sechsundfünfzig Jahren hatten wir uns entfremdet. Meine moralischen Prinzipien nervten sie und sie beklagte sich darüber, wie langweilig das Leben an meiner Seite wäre. Die Langeweile ist für alle Unsterblichen früher oder später ein Problem. Irgendwann hat man alles gesehen und alles erlebt. Was macht man dann? Sie war in dieser Phase und ständig auf der Suche nach neuen, immer extremeren Abenteuern. Ich dagegen war noch zufrieden mit meinem Leben.“
    „War das sehr schmerzlich für dich?“
    „Damals hätte ich die Frage mit Ja beantwortet“, er wandte sich ihr zu und zog sie neben sich auf das Kissen. „Erst durch dich weiß ich, wie schmerzhaft eine Trennung wirklich sein

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