Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
Vom Netzwerk:
kann. Nichts in meinem Leben als Unsterblicher war jemals so schlimm wie der Abschied von dir und unserer Tochter.“
    Kristina lächelte traurig. Wie gerne hätte sie seine Worte als übertrieben und schwülstig abgetan, doch sie konnte diese Gefühle so gut nachempfinden, war es für sie doch genauso gewesen. Unwillkürlich kuschelte sie sich an ihn heran. Ihr Unbehagen war verschwunden. Im Gegenteil, seine Gegenwart wirkte tröstlich und beruhigend. Sie schloss die Augen und war bald darauf wieder eingeschlafen.

17
     
    Der nächste Morgen war kühl und neblig. Marcus erhob sich im Morgengrauen und teilte ihr mit, dass er wichtige Vorkehrungen treffen müsste.
    „Sollte mir etwas zustoßen, möchte ich dich und Leila nicht erneut mittellos zurücklassen“, erklärte er.
    Kristina verkniff sich den Einwand, dass, sollte ihm tatsächlich etwas zustoßen, sie wohl kaum lange genug leben würde, um von seinen Vorkehrungen zu profitieren. Sie wollte ihn nicht demotivieren.
    Kaum dass die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, stand sie auf und rief, noch während der Kaffee durchlief, Frank an. Als dieser hörte, dass Marcus noch lebte, war er zuerst ungläubig, dann fassungslos und erklärte sich anschließend bereit, den Morgen freizunehmen und vorbeizukommen.
    Kristina fühlte sich schrecklich verwirrt und war froh, dass Frank sich Zeit für sie nahm. Einerseits war sie glücklich, weil Marcus zurückgekommen war, aber auch ängstlich, weil etwas Unvorstellbares nach ihrem Leben trachtete und traurig, weil sie ihre Tochter nicht verlieren wollte. Ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihr war zudem wütend und fassungslos.
    Schnell stürzte sie ihren Kaffee runter, zog sich an und irrte dann rastlos durch das Haus. Sie musste eine Entscheidung treffen. Doch welche war die Richtige? Marcus hatte ihren Vorschlag, zurückzubleiben, zwar abgetan, aber in ihren Augen war es ein sehr vernünftiger Plan. Rein gefühlsmäßig war sie natürlich sofort bereit, ihm zu folgen. Aber es ging ja nicht allein um ihr eigenes Leben, sondern auch um das ihrer Tochter.
    Es klingelte. Schnell öffnete sie die Tür und bat Frank herein.
    „Guten Morgen Kris, was sind das denn für Geschichten, die du mir am Telefon erzählt hast? Marcus ist am Leben? Niemals!“, fing er sofort an.
    „Wie immer fällst du mit der Tür ins Haus. Warte ab, ich werde dir gleich alles erzählen, okay?“, erwiderte Kristina.
    Da sie nicht riskieren wollte, dass Marcus zurückkam und sie in Franks Gesellschaft vorfand, beschloss sie, einen Spaziergang zu machen. Nur allzu gut erinnerte sie sich an das Zusammentreffen auf Susannes Party. Die beiden hatten einander von Anfang an nicht leiden können und nun, da sie wusste, wer Marcus wirklich war, wollte sie umso mehr vermeiden, dass sie einander begegneten. Außerdem wollte sie ungestört mit Frank reden, und da sie nicht wusste, wie gut Leila hören konnte, hielt sie es für besser, das Haus zu verlassen.
    Als Leila von ihrem Vorhaben erfuhr, zeigte sie sich ganz und gar nicht erfreut. „Wieso denn, Mutter? Marcus kommt gleich wieder und wir müssen noch packen. Schick Frank weg! Wir haben keine Zeit für Spaziergänge.“
    Kristina seufzte. Leila nannte sie nur Mutter, wenn sie wütend war. „Bitte Leila, ich möchte doch nur kurz mit Frank reden.“
    „Dann redet doch hier. Wozu müsst ihr da einen Spaziergang machen?“
    Kristina verdrehte die Augen. „Mach jetzt keinen Aufstand deswegen. In einer Stunde bin ich zurück, das verspreche ich dir.“
    Leila zog wütend die Stirn in Falten. „Marcus wird das nicht gutheißen. Er hat gesagt, dass wir in Gefahr sind, wieso ignorierst du das?“
    Leilas Worte weckten Kristinas schlechtes Gewissen, aber auch einen kindischen Trotz. „Marcus kann nicht einfach hier auftauchen und erwarten, dass ich meine Sachen packe und mit ihm davonlaufe.“
    Leila schnaubte. „Das ist so unvernünftig von dir. Ich habe Angst Mama, und ich will hier weg.“
    Kristina beugte sich zu ihrer Tochter hinab und ergriff ihre Hand. „Fällt es dir so leicht, unser Leben hinter uns zu lassen? Gestern Morgen war noch alles Normal und jetzt sind wir plötzlich auf der Flucht. Das ist Irrsinn. Ich muss das erst einmal verarbeiten, Leila. Und dafür brauche ich Frank.“
    Leila zog ihre Hand zurück. „Wir haben aber keine Zeit. Und normal war unser Leben vorher auch nicht oder kennst du noch andere Mädchen, die Jungs durch die Gegend schleudern und ihnen die Handgelenke

Weitere Kostenlose Bücher