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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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sie ansprechen würde, doch als die alte Dame Leilas Blick bemerkte, zog sie schnell den Vorhang zu.
    „Vielen Dank auch, Frau Mettmann“, brummte Leila frustriert.
    Tian öffnete derweil die Tür zum Rücksitz und bedeutete ihr, einzusteigen.
    „Wo ist meine Mutter?“, fragte Leila, während sie auf den schwarzen Ledersitz sank.
    Tian, der auf dem Vordersitz platz genommen hatte, drehte sich zu ihr um, während Uljana den Wagen startete und losfuhr. „Mach dir keine Sorgen. Du wirst sie sehr bald sehen.“
    Dann lächelte er und öffnete dabei seinen Mund, sodass die Ansätze seiner Fangzähne hervorblitzten. Fasziniert starrte Leila sie an.
    Tian bemerkte ihren Blick. „Du bist eine Unsterbliche, Leila, und wir kümmern uns um unseresgleichen. Das hier“, er deutete aus dem Fenster auf die gepflegten Einfamilienhäuser und ordentlich umzäunten Vorgärten. „Ist Nichts im Vergleich zu dem, was dich in deinem neuen Leben erwartet. Dein trostloses Dasein als Mensch wird bald nur noch eine ferne Erinnerung für dich sein.“

18
     
    Marcus raste die Hauptstraße entlang. Seit Leilas Anruf hatte er ein mulmiges Gefühl. Vor jeder roten Ampel fluchte er und schimpfte über die Autofahrer, die es wagten, ihn auszubremsen. Mit quietschenden Reifen bog er um die Ecke. Auf der Gegenfahrbahn fuhr eine schwarze Mercedes Limousine vorbei. Sofort schrillten seine Alarmglocken. Das konnte kein Zufall sein!
    In halsbrecherischem Tempo raste er die letzten Meter bis zu Kristinas Haus, kam mit quietschenden Reifen zum Stehen und rannte zur Haustür. Sie war verschlossen. Er klingelte hektisch, doch niemand öffnete.
    Fluchend umrundete er das Haus und spähte zum Dach hinauf. Das Fenster stand offen. Ohne zu überlegen sprang er an der Hauswand empor, froh darüber, dass der rückwärtige Teil des Hauses am Waldrand lag. In Leilas Zimmer schnupperte er. Der Geruch der Unsterblichen hing noch in der Luft, gemischt mit dem Veilchenduft seiner Tochter. In Windeseile durchkämmte er das leere Haus, versuchte, Schlüsse aus den Gerüchen zu ziehen. Panik drohte ihn zu übermannen.
    Reiß dich zusammen , sagte er sich. Panik hilft niemandem.
    Er hielt inne und sortierte die Hinweise. Was wusste er? Er wusste, dass Kristina in den Wald gegangen, und dass Leila entführt worden war. Das bedeutete, dass der Ältestenrat seine Häscher ausgeschickt hatte.
    Solange Leila keinen Kampf provozierte, war sie sicher, denn die Unsterblichen hatten sie nicht holen lassen, um sie zu töten. Bei Kristina dagegen sah das anders aus. Sie schwebte in höchster Gefahr.
    Er verließ das Haus, rannte zu seinem Wagen und raste davon.

19
     
    Kristina schlenderte mit Frank in den Wald. Es war trüb und kalt, ein sanfter Nieselregen fiel. Frank warf einen missmutigen Blick auf die tiefhängenden Wolken und zog die braune Lederjacke ein wenig enger.
    „Ich verstehe nicht, wie du auch nur in Erwägung ziehen kannst, mit ihm zu gehen“, sagte er. „Er hat dich von heute auf morgen verlassen, er hat seinen Tod vorgetäuscht! Wer macht denn so etwas?“
    Kristina überlegte, was sie darauf erwidern sollte. Marcus hatte gute Gründe gehabt, sie zu verlassen. Doch wie sollte sie sein Handeln erklären, wenn sie nicht erzählen durfte, was er wirklich war und warum er damals keine andere Wahl zu haben schien. „Du musst mir einfach glauben, Frank. Marcus hatte gute Gründe.“
    „Wieso? Musste er ins Zeugenschutzprogramm oder so etwas?“ Franks Stimme triefte vor Sarkasmus.
    Kristina lächelte. „So ähnlich, ja.“
    Frank warf ihr einen verächtlichen Blick zu. „Ich bitte dich Kristina, der lügt dich doch an. Das hier ist das echte Leben und kein Agententhriller! Ich halte es für keine gute Idee, wenn du mit ihm gehst. Die ganze Geschichte stinkt zum Himmel!“
    Kristina gestand sich ein, dass es ein Fehler gewesen war, Frank um seine Meinung zu bitten. Da sie ihm nicht die Wahrheit erzählen durfte, konnte er ihr auch keinen verwertbaren Rat erteilen.
    „Da kommt der Kerl nach sechzehn Jahren, tischt dir eine haarsträubende Geschichte auf, und du glaubst ihm auch noch“, schimpfte Frank weiter. „Ich habe dich nicht für derart naiv gehalten. Außerdem hast du dein Leben gut im Griff. Lass dich von ihm nicht wieder aus der Bahn werfen.“
    Kristina stieß einen verächtlichen Laut aus. „Denkst du wirklich, dass ich mein Leben im Griff habe? Das habe ich seit Marcus’ Verschwinden nicht mehr. Ich würde fast behaupten, ich hatte es noch

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