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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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bösen Geistern, daß ihr mir vertraut habt.«
    »Ich vergesse nicht, Victoria, was du mir da gesagt hast. Du bist meine Lehrerin.«
    Nach dem äußeren Anschein war Queenie nun wieder ganz in die Schar der Schüler eingegliedert, wenn sie auch keine Vorzugsstellung einnahm. Aber sie selbst empfand die Risse und die Reibungsflächen. Das Gespräch mit Edward an jenem Abend in der Bibliothek verfolgte sie. Sie fühlte sich beschämt, gereizt und wiederum unsicher. Sollte die sich schließende Tür der Abschluß der Begegnung auch mit diesem Menschen sein? Konnte zwischen Queenie und einem Mann nichts anderes spielen als Umarmen oder Nichtumarmen? War sie nicht auch Künstlerin? Sie wollte mit sich und auch mit Edward ins reine kommen. Sie glaubte, das sich selbst und ihm schuldig zu sein.
    Endlich, im Mai, an einem brennendheißen Tag, konnte sie Edward noch einmal sprechen. Seine Arbeit war vollendet und als eines der Meisterwerke von Schülern im großen Garten des Schulgebäudes aufgestellt. Drei stehende Trommler, zusammengeschlossen wie einer, nichts als die wesentlichen Linien und die Trommel als Mitte. Die Form des Granits selbst hatte diese Gestalt gewonnen. Queenie stand lange davor. Es ging Ruhe von diesem zu Menschen geformten Stein aus, der sein Unwesentliches abgestreift hatte. Wie der Klang der Trommel in der Nacht, der in der Mitte hämmerte. Queenie dachte zum erstenmal wieder daran. Was waren alle Städte und alle ihre wirren Geräusche dagegen? Die Prärie war es, die diesem Werk hier standhielt.
    Edward sah Queenie stehen und kam langsam herbei.
    Es war schwer, über sein Werk ein Wort zu sagen, das nicht schwatzhaft und unnütz klang. Queenie verschwieg ihre Gedanken und wartete.
    Endlich tat Edward selbst den Mund auf, und die beiden sprachen miteinander, ohne sich anzusehen.
    »Es ist fertig.«
    »Vollkommen.«
    »Niemals vollkommen, Tashina, aber abgeschlossen.«
    »Bereust du, Edward, daß du dieses oder jenes so und nicht anders gemacht hast?«
    »In Granit bereut man nicht.«
    »Da gibt es kein Zurück.«
    »Das gibt es nie, Tashina.«
    »Was ist Reue?«
    »Plunder.«
    »Hast du noch nie etwas falsch gemacht, Edward?«
    »Vieles.«
    »Und dann?«
    »Habe ich das Falsche zerschlagen, wenn es mir im Wege stand. Stand es mir nicht im Wege, habe ich es stehenlassen. Als Mahnung, Wegweiser.«
    »Redest du von deinen Arbeiten?«
    »Von meinem Leben auch.«
    Tashina fragte nicht weiter.
    »Von meinem Leben auch. Weißt du das nicht?«
    »Nein.«
    »Wir sind auch in früheren Jahren beide in die Schule hier gegangen. Ich zwei Klassen unter der deinen, weil ich so spät angefangen habe.«
    »Ja.«
    »Und ich hätte um dich werben können, Tashina, als du noch frei warst.«
    »Um mich?« »Ja, um dich.«
    »Meine Arbeiten sind aber minderwertig gegen deine.«
    »Ich habe den >Tanz in der Nacht< gesehen. Dafür lohnt es sich, daß du Malerin geworden bist, Tashina.«
    »Vielleicht bin ich es nicht mehr.«
    »Du hast einen Fehler gemacht. Mahnung! Vergiß sie nie. Wenn du nicht schaffen kannst, laß es sein. Krakle nicht Skizzen, um sie zu zerreißen. Mach nicht die andern nach, und male keine Ansichtskartenbilder. Du warst außer dir selbst. Geh wieder in dich hinein. Warum schämst du dich zwischen Gras und Kühen und Kindern! Ich werde mich nie schämen - zwischen Stahl und Brücken.«
    »Woher weißt du, daß ich mich geschämt habe?« »Sollte ich es nicht wissen?«
    »Vor dir will ich es nicht zum Geheimnis machen.«
    »Schick den Clark zum Teufel. Er wird mit sich selbst nicht fertig. Du kannst ihm nicht helfen. Er ist vergeblich zu uns gekommen.«
    »Woran liegt es?«
    »Er ist zu eitel. Er verzichtet nicht auf sich selbst. Chemie! Aber er malt nichts als den Ruhm des James Clark im Werden. Seinen Ruhm im All.«
    »Du sagst es.«
    »Und du kopierst es.«
    »Dein Messer ist ein Tauchsieder, Edward. Es macht heiß.«
    »Koche nur. Du bist ein mittleres Talent. Wenn das Leben dich groß anspricht, kannst du auch einmal groß antworten, weil der ganze Mensch in dir aufbricht. Aber du mußt dich im Warten üben. Die Pause mußt du lernen.«
    »Und schweigen.«
    »Nicht schweigen, nur still sein und horchen.«
    »Ich hatte das vergessen. Es möchte wiederkommen.«
    »Ich hätte um dich werben sollen, Tashina, als du noch frei warst. Ich brauche dich an meiner Seite. Du wärest meine Frau. - Vorbei.«
    »Edward, als ich auf diese Schule kam, habe ich Joe schon gekannt.«
    »Und nun hat er

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