Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
und das Stilett im Stiefel vermuten. Er mußte auch wissen, daß Joe als schnell galt. Seine Zuversicht gründete sich wohl auf seine Körperkraft, auf seine Schußwaffe und auf Joes scheinbare Unentschlossenheit. Wolve hätte die Pistole ziehen können, die in der Tasche am Gürtel steckte. Bei der ersten Griffbewegung danach hätte Joe gehandelt. Aber Wolve hatte die Hand in der Jackentasche, und vielleicht glaubte er, daß Joe nicht wisse, was in dieser Tasche steckte. Joe mußte ihm als ein Mann erscheinen, der seine Energie verloren hatte. Wer einen Teddy Wolve angriffsbereit vor sich sah, setzte sich nicht wie ein nachdenklicher Zuschauer auf eine Bettstatt, es sei denn, er hatte seine fünf Sinne nicht mehr beieinander.
    Wolve zog den Revolver aus der Tasche und richtete ihn auf Joes Stirn, da Brust und Leib durch Arme und Knie geschützt waren.
    Er sparte sich den Befehl >hands up<. Er wollte nicht einen Gefangenen machen, sondern töten.
    Joe wartete, bis Wolve abdrückte. In dem Augenblick, in dem sein Gegner völlig verblüfft war, weil sich kein Schuß löste, sprang er tief gebückt vor und um den Riesen herum, packte ihn von hinten an den Beinen, worauf dieser am wenigsten gefaßt gewesen war, und stürzte den Koloß wie eine fallende Statue. Joe hatte es so eingerichtet, daß Wolve im Fallen Jack mit umriß. Beide brüllten auf und kamen nicht gleich auseinander. Joe war für einen Augenblick vor seinen beiden Gegnern sicher. Es wäre ein Kinderspiel für ihn gewesen, die Pistole zu ziehen und beide oder Wolve allein niederzuschießen. Aber er schonte den Säufer und selbst den mordlustigen Riesen, um sie einer Gerechtigkeit zu überlassen, von der er noch nicht wußte, ob sie ihrerseits zugreifen würden. Er entfernte sich auf dem kürzest möglichen Wege, indem er durch die Fensterscheibe ging. Er tat es, ohne sich zu verletzen, und rannte in Richtung der Anhöhe, auf der sich seine Pferde befanden. Hinter ihm im Hause knatterten Pistolenschüsse. Sie konnten Joe nichts mehr anhaben. Er sah auch keinen Feind, als er schnell einen Blick zurückwarf. Sinn und Ziel der Schießerei war ihm nicht klar. Er erreichte seine Pferde, machte sie in Eile los, schwang sich auf den Schecken und nahm die Stute am Zügel. So begann er einen Parforceritt zurück zu den Höhen der weißen Felsen. Er schlug nicht den Abkürzungsweg ein, sondern den üblichen Weg zur Paßhöhe, da er annahm, daß die drei Kinder diesen Weg gewählt hatten; vielleicht konnte er sie trotz allen Zeitverlustes noch einholen.
    Als er in den Vormittagsstunden mit seinen Pferden das letzte Stück bis zur Höhe nahm, sah er Hanska und das kleine Mädchen schon oben stehen und winken. Sie hatten ihn entdeckt. Er hielt bei den Kindern an.
    Seine Pferde waren verschwitzt, die Flanken schlugen, Schaum stand den Tieren vor dem Maul.
    Joe sprang ab und hielt die Pferde am Zügel.
    »Erzähle, Hanska!«
    Da Hanska Joe und die wieder eingefangene Stute vor sich hatte, war er offenbar erleichtert. Er erzählte ruhig und genau nach der Reihe, was sich abgespielt hatte.
    Während Hanska berichtete, hatte Joe schon Untschida und Wakiya beobachtet, die von der anderen Seite zu Pferd am Fuße der Anhöhe anlangten und ihre Tiere aufwärts trieben. Er machte Hanska darauf aufmerksam und wies ihn an, mit seiner Schwester auf Untschida und Wakiya zu warten. Die Zügel der Stute gab er Hanska. Er selbst sprang wieder auf den Schecken und ritt den Hang hinab. Bei der Begegnung mit Untschida und Wakiya grüßte er nur kurz.
    Er hatte Eile.
    Es war noch nicht Mittag, als er schon die King-Ranch erreichte und das Pferd in seine Box brachte. Queenie eilte aus dem Hause. Joe teilte ihr mit, daß er zu dem Stammesrichter Crazy Eagle fahren werde. Er saß schon im Wagen, ließ den Motor an, fuhr den Feldweg hinunter und ging auf der Straße bis auf hundert Meilen.
    In der Agentursiedlung war die Mittagspause der Beamten beendet, als Joe anlangte. Er parkte auf einem der für Gäste bestimmten Plätze neben den Beamtenwagen und ging mit seinen langen Schritten zu dem Gerichtshaus.
    Im Dienstzimmer Crazy Eagles traf er diesen selbst an, dazu Runzelmann, der dem Blinden stets behilflich war, und Sidney Bighorn, der Joe aus seinem letzten Prozeß als Ankläger bekannt war.
    Crazy Eagle unterbrach die Unterredung, die im Gange gewesen war.
    Joe King konnte berichten. Er tat es so kurz wie möglich.
    Sidney Bighorn setzte nach dem Bericht eine Miene auf, die ironisch und

Weitere Kostenlose Bücher