Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
hochfahrend wirken sollte. Da er zu jung und zu unerfahren war, um in eine solche Haltung schon hineinzuwachsen, wirkte er lächerlich, aber seine Einbildung konnte gefährlich werden.
    »Mister King, Sie sind geflüchtet? Das entspricht weder Ihrem Ruf noch Ihrem Können!«
    »Was tue ich nicht alles, Mister Bighorn, um Ihnen Arbeit zu ersparen. Wäre ich im Hause Ihrer Verwandten geblieben, ich hätte mich meiner Haut wehren müssen, und vielleicht hätten Sie wieder ein Verfahren wegen Tötung in Notwehr zu eröffnen gehabt.«
    »Mister Crazy Eagle, wir besichtigen sofort mit der Polizei zusammen den Tatort. Joe King gibt an, noch Schüsse gehört zu haben. - Ihre eigene Pistole bitte, Mister King.«
    Joe lächelte.
    Ed Crazy Eagle spürte dieses Lächeln, obgleich er es nicht sehen konnte.
    »Mister Bighorn, Anordnungen in dieser Sache gebe ich. Ich fasse Ihre Worte also als einen Vorschlag auf.«
    Joe King legte seine Pistole auf den Tisch.
    »Bitte, Mister Crazy Eagle. Lassen Sie die Waffe untersuchen.«
    Bighorn mischte sich nochmals ein.
    »Mister Crazy Eagle! Mister King hat sich auf dem Rückweg seinen Wagen geholt. Er besitzt mindestens zwei Pistolen, wie sich aus früheren Verfahren ergeben hat. Er kann die Waffe ausgetauscht haben.«
    Crazy Eagle lächelte nun seinerseits.
    »Die Bemerkung ist zutreffend, Mister Bighorn, aber die angedeutete Möglichkeit im Augenblick nicht das wichtigste. Damit können wir uns noch auf dem Rückweg beschäftigen. Wir fahren jetzt sofort und direkt zu dem Hause Eliza Bighorns, um nach dem Flaschenstapel im Toilettenhäuschen zu sehen, Butchart zu vernehmen, und falls Wolve noch anwesend ist, auch diesen. - Sie kommen in unserem Jeep mit, Mister King?«
    »Zu Eliza Bighorns Haus zu fahren ist tatsächlich nur in einem Jeep möglich.«
    Die Polizei und der Arzt wurden verständigt.
    Bald darauf war der einzige Jeep der Stammespolizei mit Crazy Eagle, Sidney, Eivie, Joe, Runzelmann und den beiden Polizisten unterwegs. Mit Ausnahme von Crazy Eagle und Joe waren die Männer alle bewaffnet. Eng gedrängt hockten sie auf den Bänken und im Rückraum. Der Wagen mußte die Höhen der weißen Felsen umfahren. Die Strecke war unwegsam.
    Joe hatte während der langen Fahrt zum erstenmal nach den sich überstürzenden Ereignissen die Muße, nachzudenken und nachzufühlen. Er sah Sidneys blöd-ironische Miene wieder vor sich und wurde sich bewußt, daß er Schulter an Schulter mit einem Polizisten saß, der ihm schon mehr als einmal die Handschellen angelegt hatte. Bei jeder Gedanken- und Gefühlsbewegung brannte ihn eine Empfindung, als ob er ein aus Nesseln gewebtes Hemd trage. Nach seinen Vorstellungen waren Butchart und Wolve des Todes schuldig, und dem fest geprägten Charakter Joe Kings hätte es tatsächlich mehr entsprochen zu schießen als durch ein Fenster zu entweichen. Doch er hatte sich vorgenommen, Pflegevater von Elizas Kindern und Schirmherr einer Schulranch zu werden und zu bleiben und hierfür alle unvermeidlichen Opfer zu bringen, auch das der Unterwerfung unter einige Regeln der legal spielenden Geisterwelt. Als er in der Unterredung mit Hawley die Stirn so gerunzelt hatte, wie er zu tun pflegte, wenn er in die Schußlinie kam, hatte er nicht nur an die Pistolen der Schmuggler gedacht, sondern auch an die Selbstschüsse in der Seele eines Menschen. Der Entwicklungsprozeß war peinvoll und gefährlich. Joe mußte sich verflüssigen und in neue Form gießen; dabei war er angreifbar, aus sich selbst heraus und durch andere. Er wußte noch nicht, zu welchem Ende er mit seinem Vorsatz kommen würde, und sein einziger Schild blieb der Spott, auch die Selbstverspottung. Es war nicht die Angst vor einem weiteren Prozeß, die sein Handeln bestimmt hatte. Obgleich sie ihn gepackt hätte, hätte er sie beiseite geschoben und durch den ihm wesensgemäßen hochfahrenden. Trotz überwunden.
    Sein Stamm, die Burschen und Mädchen seines Stammes waren es, für die er tat, was er beschlossen hatte, ohne zu wissen, ob er es für sich selbst zu einem guten Ende führen konnte.
    In nächtlicher Dunkelheit erreichte der Jeep die Wiesen um Eliza Bighorns Haus.
    Was Joe schon beim Heranfahren auffiel, war Wolves Pferd, das noch beim Haus angebunden war. Also mußte sich Wolve selbst, Joes Vermutungen entgegen, noch im Haus oder doch in der Nähe aufhalten. Rings auf den Wiesen, die seit dem großen Brand noch immer ohne Baum und Gesträuch waren, konnte Joe keinen Mann entdecken. Wolve

Weitere Kostenlose Bücher