Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
Einzelheiten photographiert, und Crazy Eagle ließ das Protokoll aufnehmen. Da er nicht selbst sehen, sondern nur fühlen konnte, mußte der Bericht außerordentlich ausführlich ausfallen.
Es wurde Morgen darüber.
Crazy Eagle versuchte noch einmal, aus der alten Frau etwas herauszubringen; der Versuch blieb vergeblich. Sidney Bighorn schien unzufrieden, daß sich keinerlei Anhaltspunkte für eine Schuld Joe Kings ergaben, doch wagte er keine Bemerkung mehr in dieser Richtung.
Gerichtspersonen und Polizei besichtigten zum Abschluß den Stapel Brandyflaschen in der Außentoilette. Die beiden Polizisten blieben vorläufig als Wache zurück. Die Toten wurden im Jeep mitgenommen.
Auf der Fahrt zur Agentursiedlung herrschte Schweigen zwischen den Männern im Jeep, bis Joe endlich eine Frage stellte.
»Wann wollen Sie meine anderen Waffen überprüfen?«
»Erübrigt sich, Mister King. Die Kinder Eliza Bighorns behalten Sie vorläufig, wenn es Ihnen möglich ist.«
»Ist möglich.«
Auch Eivie fand die Sprache wieder.
»Und in diesem Milieu ist die arme Eliza zugrunde gegangen! Dabei hat sie den Burschen in dem Verfahren, das gegen sie stattfand, bis zum Letzten gedeckt.«
»Sie war diesem Jack Butchart anscheinend hörig geworden; vielleicht hat sie ihn und seine Freunde auch gefürchtet.«
»Wie geht die Sache weiter?«
»Teddy Wolve war ein Weißer. Wir müssen New City verständigen.«
»Richter Elgin?«
»Ja.«
»Fahren wir gleich hin?« »Nach einem Lunch, Doc.«
In der Agentursiedlung wurden Runzelmann und Sidney Bighorn verabschiedet; sie gingen gern nach Hause.
Joe King war eingeladen, an dem Imbiß im Hause Crazy Eagle mit Eivie zusammen teilzunehmen.
Es war Joe seltsam zumute, als er mit dem Richter an einem Tische aß. An diesem weißlackierten Tisch hatte seine Frau als Bittstellerin für ihren Mann gesessen und dann als Gast, von ihrem eigenen Mann vertrieben - eine Art Flüchtling. In diesem Haus hatte Wakiya-knaskiya sein Traumbild verteidigt. Jetzt saß Inya-he-yukan am Tisch mit Wambeli-wakan, dem Adlergeheimnis, zwei Indianer mit sehr verschiedenen, aber beide mit ungewöhnlichem Lebensweg. Jeder von ihnen hatte die weißen Männer auf seine Weise kennengelernt und zu der Gemeinschaft der Indianer zurückgefunden. Sie sprachen kaum miteinander. Ihr Empfinden tastete die neue Atmosphäre ab, scheu von beiden Seiten.
Margot legte Schmackhaftes vor und hielt sich im übrigen nebenan bei ihrem Säugling, Davids kleinem Bruder, auf.
Nach einer knappen halben Stunde startete Crazy Eagles Wagen.
Joe fuhr den Blinden und Piter Eivie nach New City zu Elgin, der sich wundern mochte, als die drei nachmittags sein Dienstzimmer betraten. Joe King war vielen Polizisten und manchem Richter seinem Rufe nach, Elgin auch persönlich bekannt. Joe hatte ihm vor Jahren ein sehr mildes Urteil zu danken gehabt, als er sich in einer Schlägerei in New City seiner Stammesgenossen mit Energie angenommen hatte.
Crazy Eagle berichtete; Elgin hörte mit gewohnt undurchdringlicher Miene zu. Er wirkte ansehnlich, und es ging jene wortlose Autorität von ihm aus, die aus innerer Unabhängigkeit und einem starken Willen fließt. Sein Haar begann schon zu ergrauen. Joe wußte, daß die Frau des Richters eine Tscheroki-Indianerin war und daß Elgin selbst aus Oklahoma stammte, wo sich das umfangreichste Indianerterritorium befand. Indianische Charaktere und indianische Denkweise waren Elgin vertraut. Das war eine Seltenheit, und Joe wußte sie zu schätzen.
Den Namen Teddy Wolve kannte der Richter aus seiner Praxis.
»Seitdem er nicht mehr von Rodeo zu Rodeo siegen und Preise und Wettgewinne einheimsen konnte, ist es abwärts mit ihm gegangen. Er war ein brutaler Schläger geworden - das einzige, was wir ihm zu beweisen vermochten. Unsere Polizei beobachtete ihn seit einem halben Jahr, ohne ihn irgendwie fassen zu können. -Aber sagen Sie, Mister King, was war das letzte, was Sie vor Ihrer Flucht wahrnehmen konnten?«
»Daß Wolve, den ich mit bloßen Händen angepackt hatte, gestürzt ist, daß er Jack Butchart mit umriß und daß die beiden nicht gleich auseinanderkamen.«
»Haben Sie gut gemacht.«
Das war eine Anerkennung. Es war auch eine Art Versicherung, daß Joe, der Zeuge, kein Verfahren gegen sich selbst zu fürchten brauchte. Endlich klang ein humorvoll gemeintes >Gelernt ist gelernt< mit. Aber Joe war nicht zu Humor fähig, was solche Zusammenhänge anbetraf, und die Falten um seine Mundwinkel legten
Weitere Kostenlose Bücher