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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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das Fest seinem allgemeinen Ende. Joe machte Missis Carson, der fülligen Verkörperung des Wohlfahrtswesens, noch die Freude seiner Aufmerksamkeit.
    »Mister King, Sie sind ein Raubfisch. Es war mir ein wahres Vergnügen zu sehen, wie Sie Ihre Mitmenschen im Wasser hinunterspielen, um ihnen den Ball wegzunehmen. Übrigens - was bedeutet Ihre Tätowierung? Sie ist bei einem Indianer überhaupt ungewöhnlich, nicht?«
    »Hat Sidney auch Sie darauf aufmerksam gemacht? Kreuzworträtsel für weißhäutige Geister. Wer es nicht lösen kann, kennt meinen Namen nicht. Übrigens - Schmuck und Kleider lassen sich leichter abreißen als die Haut eines Mannes. Ich befand mich zweitweise in einer Lage, in der es notwendig wurde, auch unindianische Mittel für indianische Ziele zu gebrauchen.«
    Die Gruppierung King-Carson und die letzten Worte zogen Eivie herbei.
    »Spotten Sie nicht soviel, King.«
    »Eine Bitte, Doc - liefern Sie gewisse Informationen an Missis Carson zur gelegentlichen Weitergabe an Mister Haverman?«
    Der Ton fiel auf. Missis Carson äugte von der Seite auf den jungen Indianer. Eivie zwickte die Augen halb zu.
    »Die Informationen, King, die Sie an Whirlwind gegeben haben?«
    »Warnen Sie Ihren Kollegen, Missis Carson.«
    Kate Carson schrak zusammen. Da die letzten Worte zwischen kaum bewegten Lippen hervorgeflüstert waren, wirkten sie um so beunruhigender.
    »Ich verstehe nicht, Mister King...?«
    »Schauen Sie sich President Jimmy an, dann verstehen Sie mich vielleicht besser, Missis Carson.«
    Auf Joes Gesicht erschien ein Lächeln, das aus Freundlichkeit und Sarkasmus so gemischt war, wie es die gedankliche Kombination Carson-Haverman bei ihm bedingte.
    Kate Carson war nicht dumm. Der Funke sprang.
    »Allmächtiger - Sie können sich darauf verlassen, Joe, daß das aufhört.«
    »O. k.«
    Joe King verabschiedete sich, um Queenie zu holen, die mit den Kindern aufbruchsbereit wartete.
    Kate Carson puderte sich über, da der Schweiß aus ihrer Haut perlte, und schaute mit großen Augen auf Piter Eivie.
    »Haben Sie auch das Gefühl, Schwefel zu riechen?«
    »Ich weiß nicht, aber King ist Whiskyriecher. Er ist immer gefährlich, und wenn es um die Schulranch geht, kann er zum Tiger werden mit Sammetpfoten oder mit Krallen und Reißzähnen -davon bin ich überzeugt. Sagen Sie Haverman, er solle Joe nicht in seiner fixen Idee stören und Jimmy lieber abschreiben. Dann kann noch alles gut werden.«
    »Es ist doch... good-bye!«
    Der nächste Morgen gehörte dem Kirchgang.
    Es war ein gesellschaftliches Ereignis, daß Mr. und Mrs. Joe King mit Kindern in der Agentursiedlung zur Kirche gingen. Sie hatten bisher die kleine Indianerkirche in den Slums von New City und den indianischen Priester dort aufgesucht. Doch an jenem Morgen kamen sie in die Beamtenzentrale der Reservation.
    Joe trug über dem weißen Hemd die Jacke, unter der an diesem Tage keine Pistolen steckten. Queenie hatte das türkisfarbene Kleid an, das ihr wieder paßte und so gut wie je stand, darüber ein braunes Jäckchen mit langen Ärmeln. Wakiya und Hanska führten die Zwillinge an der Hand, Wakiya das Mädchen, Hanska den Buben. Nicht einmal Mr. und Mrs. Nick Shaw konnten sich dem Eindruck entziehen, daß es sich hier um eine sittlich einwandfrei gewordene Familie handelte, die zudem mit Miss Mary Booth und mit Melitta in bestem Einvernehmen stand. Der alte Pfarrer, der einmal mit Wakiya-knaskiya über die Probleme des göttlichen Fluchs gesprochen hatte, hielt den Gottesdienst. Er gelangte von seinem Text auf verschlungenen Wegen zum Lob des barmherzigen Gottes, in dessen Arme der verlorene Sohn zurückkehrte. Das mochte sowohl passend als auch unpassend wirken. Der Gemeindegesang erklang, zügiger als an anderen Sonntagen. Joe wurde eine Art Vorsänger. Er besaß nicht nur eine so gute Stimme und ein so sicheres Gehör wie viele Indianer; er war im Gefängnis einmal Mitglied des Kirchenchores gewesen, was einem Gefangenen manche Erleichterung bringen konnte, und von daher hatte er Melodien und englische Texte ebensogut im Gedächtnis wie Mrs. Shaw. Die beiden schmetterten in Sopran und Bariton, fast ohne in das Gesangbuch zu sehen; jeder der Kirchenbesucher konnte sich auf seine Weise daran ergötzen. Wakiya-knaskiya bewunderte seinen Wahlvater sehr, weil er besser singen konnte als die meisten der Geister, doch blieb er selbst dabei, in der Sprache der Menschen Wakan-tanka um seine Hilfe zu bitten. Die Zwillinge erforschten mit ihren

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