Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
seinen Alten erschossen habe.«
»Ein wahrer Grund dafür, auf die Versöhnung zu trinken! O. k.?«
»O. k.«
Russell kam mit, obgleich Mac Lean das nicht gern sah.
Es war Nachmittag, heller Sonnenschein, und auch die Kneipe O'Connors war erst schwach besucht. Die Selbstverständlichkeit mit der O'Connor die drei neuen Gäste wie alte Bekannte begrüßte, verstärkte Joes Verdacht, daß Mac Lean und O'Connor, genannt Black and White junior, irgendeine Teufelei miteinander ausgeheckt hatten. Daß Joe mit seiner Frau nach New City fuhr, war leicht zu beobachten gewesen, und wahrscheinlich hatte Mac Lean Joe dann ebenso systematisch gesucht wie dieser ihn.
Sobald die drei in der Kneipe saßen, die sich in nichts von irgendeiner anderen mittleren Kneipe unterschied, ging Joe auf die Toilette und zog, hinter der verriegelten Tür in Sicherheit vor irgendwelchen Beobachtern, ein großes, gut verpacktes Stück Speck aus der Hosentasche. Es stammte von der Booth-Ranch. Joe verzehrte es, ohne Pause kauend, und es schmeckte ihm ausgezeichnet. Mit einem wohlausgepolsterten Magen fand er sich wieder an dem Tisch in der Ecke ein und konnte dort einen weiteren Gast begrüßen. Der Büchsenmacher Krause hatte sich zwischen Mac Lean und Russell gesetzt. Mac Lean und Russell begannen mit Bier.
O'Connor brachte Joe die bestellte Flasche Coca-Cola, und vorsorglich eine Flasche Whisky für alle. Da die Männer langsam und mit Pausen alten Stadtklatsch aufwärmten und neuen appetitlich zubereiteten, lief die Zeit unmerklich und ohne Eile dahin wie ein Bach mit wenig Gefälle.
Die Dämmerung senkte sich schon über die Präriestadt, und die Straßenbeleuchtung strahlte ihren künstlichen Schimmer gegen die hereinbrechende Nacht. Esmeralda erschien, dunkelhaarig, grünäugig, und löste O'Connor beim Bedienen ab, so daß der Wirt, dessen Gesicht weniger zu Bier als zu Whisky und vielleicht zu noch schärferen Genüssen paßte, sich mit seinen Gästen zu der geplanten Versöhnungsfeier zusammensetzen konnte.
Joe hatte sich ein Glas Coca-Cola eingeschenkt. Daß er nicht viel davon trank, konnte ihm keiner verdenken. Den anderen beim Bier und beim Whisky zuzusehen, mußte jedem Mann die Kehle vor Ärger zusammenschnüren und die Galle ins Blut treten lassen. O'Connor goß mit der Behendigkeit eines Taschenspielers drei große Whisky in Joes Coca-Cola-Getränk, dann hob er das Glas.
»Euch allen zum Wohl und Friede meinem Alten! Was brauchte er mit Harold Booth zusammen Pferde zu stehlen. Hatte selbst schuld. Ich trag' dir nichts mehr nach, Joe. Gesundheit.«
Joe gab Bescheid und trank.
Auf das Andenken des verstorbenen und vielleicht trotz einer langen Sündenliste in die himmlische Seligkeit eingegangenen Teddy Wolve wurde die zweite Runde ausgebracht. Joe trank wieder mit. Ein paar Whisky auf Speckgrundlage konnte er noch immer vertragen.
Das dritte Prost sollte der Versöhnung zwischen Mac Lean und King gelten. Joe hatte das Glas mit Whisky versetztem Coca-Cola ausgetrunken und goß den Rest Coca-Cola aus der Flasche nach. O'Connor tat so, als ob er wieder Whisky dazuschütten wollte, winkte aber sich selbst ab und schenkte mit einem »Lieber nicht« nur sich selbst und Mac Lean von neuem Alkohol ein.
Joe war gespannt, wohin diese ungewöhnliche Fürsorge teils für das Wohl, teils für die tugendhafte Haltung eines Reservationsindianers noch führen sollte.
»Auf gutes Einvernehmen!« brachte Mac Lean aus.
»Und auf das Wohl der Schulranch!« ergänzte Joe, seinen Grundsätzen treu.
Man trank in der Runde.
Die Stimmung wurde aufgeräumter.
Auf einen Wink O'Connors brachte Esmeralda eine zweite Flasche Coca-Cola für Joe. Joe spähte aus den Augenwinkeln. Esmeralda machte den Eindruck, abgebrüht und abgelebt, aber noch nicht temperamentlos zu sein. Joe traute ihr mehr zu als ihrem Bruder Black and White junior, wenn auch nicht mehr Gutes. In der Flasche, die sie brachte, war etwas zu wenig Flüssigkeit. Joe nahm an, daß die Flasche geöffnet und maschinell wieder verschlossen worden war. Familie Black and White besaß hierfür seit eh und je die erforderlichen Vorrichtungen. Was Esmeralda der Flüssigkeit in der Flasche etwa zugesetzt hatte, blieb eine offene Frage. Joes Vermutungen gingen dahin, daß man ihn sinnlos betrunken machen wollte. Dann konnte man ihn in eine Nebenstube schleppen und mit ihm machen, was man wollte, oder noch besser, ihn auf die Straße werfen als guten Fang für Polizei und Sheriff, die den
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