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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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großen dunklen Kulleraugen die Umgebung und blieben so artig, als ob sie sich ihrer Mission an diesem Tage bewußt seien. Beim Verlassen der Kirche fand Joe Gelegenheit, Frank Morning Star unauffällig zu sprechen. Er erfuhr, daß Frank von den anonymen Briefen erfahren hatte, und zwar auf dem Wege über Haverman und Jimmy White Horse. Unmittelbar war den Mitgliedern des Stammesrates kein derartiger Zettel zugegangen.
    Nachmittags wandelte sich das Milieu um das Ehepaar King vollständig. Durch eine Autofahrt von der Agentursiedlung getrennt, fand sich Queenie bei Joes Schwester und deren Kinderschar in den Slums ein, während Joe mit seinem guten Bekannten Russell, Verkäufer von Cowboy-Utensilien und versiertem Lassowerfer, die Cafeteria der Esmeralda Horwood geb. O'Connor aufsuchte. Das Cafe lag nicht weit von der Hauptstraße. Es hatte ein kleines Schaufenster, das durch die Dekorationen fast vollständig ausgefüllt war und nur wenig Einblick ins Innere gewährte. Der Gastraum war schmal, aber sehr lang gestreckt, den ganzen Tag hindurch auch elektrisch beleuchtet. An den Längswänden standen kleine, nicht verrückbare Tische mit je zwei Stühlen. In der Mitte war eine halbhohe Wand gezogen; in den Lauben rechts und links davon hatten Tische mit je vier Sitzen Platz. An der Rückwand befand sich das Büfett mit einigen Barhockern. Eine kleine Tür in der Seitenwand neben dem Büfett führte aus dem Raum hinaus, unbekannt wohin.
    Joe und Russell wählten einen Tisch an der Wand, tief im Raum, in der Nähe des Büfetts. Joe beobachtete die Kellnerin. Sie war noch sehr jung und wirkte in jeder Beziehung unverbraucht. Flink nahm sie die Bestellung auf zwei Tassen Kaffee entgegen und führte sie aus, ohne eine Miene darüber zu verziehen, daß bei diesen beiden Gästen vielleicht nur eine sehr geringfügige Zeche zu erwarten war.
    Joe und Russell bemerkten erst wenige und nur uninteressante Gäste. Sie ließen sich Zeit, tranken kleine Schlucke und ließen nachgießen, was im Preis einbegriffen war. Joe rauchte billige Zigaretten, Russel bessere. Die beiden zerquetschten hin und wieder ein Wort zwischen Lippen und Zigaretten, so daß nur ein paar Restlaute bis zum Ohre des andern und jedenfalls nicht weiter gelangten.
    »Was gibt's Neues?«
    »Wie hast'n das gemacht mit Butchart und Wolve?« »Gar nicht. Die selber.« »Glaubt keiner.« »Kümmerts mich?«
    »Große Beerdigung. Der ganze Rugby-Klub. Du sollst aber die Finger dazwischengehabt haben.«
    »Wieso?«
    »Weil du mit Crazy bei Elgin warst.«
    Joe stieß einen undefinierbaren Laut aus. »Wer sagt das?«
    »Esmeralda.«
    »Also ganz New City.«
    »Zum mindesten der ganze Klub.«
    »Kommt Mac Lean hierher?«
    »Manchmal.«
    »Hat er was mit Esmeralda?« »'ne Schwäche. Sie is' ihm über.«
    Joe bestellte für Russell und für sich selbst >Hot Dogs< und weiteren Kaffee. Er aß schnell, und da Russell glauben mochte, daß Joe es eilig habe, schlang auch er alles rasch hinunter. Joe zahlte für beide und ließ sich eine ausführliche Quittung geben.
    »Hast du Taschengeld bekommen von deiner Frau?«
    »Könnte sein. Ich muß heute abrechnen.«
    Die Kellnerin hatte Bemerkung und Antwort gehört, aber es war ihr nicht der Mühe wert zu lächeln. Auch den Doppelsinn in Joes Worten schien sie nicht zu begreifen.
    Joe und Russell verließen die Cafeteria und schlenderten durch das Städtchen, wobei es noch offenblieb, ob sie zu Joes Schwester in die Slums, zu Russells Wohnung oder zu O'Connors Kneipe gehen würden.
    »Wer ist denn die Kleine, Russell?«
    »Die bedient hat? Das ist Esmeraldas Tochter, Lilian Horwood.«
    »Tochter Esmeraldas? Tatsächlich?«
    »Ja. Vom Schulinternat zurückgekommen.«
    Da Joe seinen Rodeofreund Russell zwei Stunden hindurch nicht losließ und immer wieder geduldig wie ein Jäger mit ihm durch das Revier strich, zwang er den Zufall, ihm zu dienen, und begegnete George Mac Lean. Auch dieser hatte seine Frau nicht bei sich.
    » Hallo! „
    »Hallo! King, das ist gut, daß ich Sie treffe! Wollen wir uns versöhnen?«
    »Seit wann liegen wir denn in Streit, Mac Lean?«
    »Wir beide? Taten wir überhaupt nie. Nur mein Alter hat die Unruhe gestiftet, wegen der blöden Schulranch, und weil ich mich in eurem Tal ansiedeln soll. Was ich gar nicht will. Gehen wir zusammen einen trinken?«
    »Ich bin Reservationsindianer.«
    »Also Coca-Cola?«
    »Wo?«
    »Bei Black and White junior?«
    »Ich fürchte, er nimmt mir noch immer übel, daß ich

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