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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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der Nacht gelernt hatten.
    Als sie aber nicht mehr allein war mit dem Tode und dem ganz unwissenden Leben, erschien sie wieder ruhig und packte mit einem Willen, der ihr selbst verwunderlich stark erschien, sich selbst und alle ihre bohrenden Träume. Der Habicht flog fort.
    Zu eben dieser Zeit stand Inya-he-yukan mit Bob und Robert in dem kleinen Stammesrathaus, dessen Farbe von den Brettern blätterte. Die geschäftsführenden fünf Ratsmänner hatten sich versammelt. Jimmy White Horse präsidierte ihnen. Jimmys dicke Wangen waren schlaff; wie Säcke hingen sie herab, und er sah grau aus. Alle wußten, welches Stimulans ihm in diesen Tagen gefehlt hatte, aber keiner bemitleidete ihn, nicht einmal diejenigen, die selbst hin und wieder mit ihm gesoffen hatten, wie zum Beispiel Sam Schick, der neue junge Ratsmann für das Schulwesen, und Duddy Friar, der erfahrene Finanzmann. Mary war die einzige Frau unter den Männern. Ihr alter Wagen war ein Opfer des Sturms geworden, aber sie war zum Rathaus geritten, da sie jetzt nicht fehlen durfte.
    Joe King hatte das Wort.
    »In drei Tagen sollen Pachtgelder eingezahlt und verteilt werden. Ich beantrage, daß die gesamte Summe, die bisher noch an die einzelnen Familien aufgeteilt worden ist, in einen Fonds geht zum Ausgleich der Schäden, die der Sturm angerichtet hat, und zur ersten Hilfe für die Familien, die verdienende Angehörige verloren haben. Ich habe gesprochen.«
    »Ich werde so verfahren.«
    Das sagte Mary Booth.
    Jimmy raffte sich auf. »So geht das nicht, Mary. Wir müssen beraten, und wir müssen einen Beschluß fassen.«
    »Der Sturm hat nicht mit uns beraten, ehe er kam, Chief President, und der Tod ist ohne Beschluß gekommen. Ich werde mit den Geldern, die jetzt eingehen, denen helfen, die geschädigt sind, damit sie wieder arbeiten können, und denen, die ihren Ernährer verloren haben, eine Unterstützung geben, bis sie selbst Arbeit finden. Ich habe gesprochen. Wer aber Geld zum Essen und zum Saufen zugeteilt haben will wie bisher, der soll es sagen, damit wir wissen, wer die Schande unsers Stammes ist. Unsere Ahnen haben uns gelehrt, einander zu helfen, wenn einer in Not ist. Viele sind in Not. Für sie ist jetzt das Geld des Stammes da.«
    Jimmy war in Verlegenheit. »Du sprichst nicht schlecht, Mary, und wer von uns wäre nicht bereit zu helfen. Es ist aber eine Finte von Joe King, das Geld in einen Fonds zu locken, und wenn es einmal dort hineingeflossen ist, so wird es weiter dort hineinfließen, denn der Bach bleibt in dem Bett, das er sich einmal gegraben hat.«
    »Und du willst weiter in dem Bett deiner schlechten Gewohnheiten schlafen, Jimmy White Horse. Ich beantrage, daß sich bei der Abstimmung über die Verwendung der Pachtgelder alle diejenigen der Stimme enthalten, von denen bekannt ist, daß sie das Trinkverbot auf der Reservation überschritten haben. Bei ihnen besteht in dieser Frage der Verdacht, befangen zu sein, denn sie möchten Dollars in die Hand bekommen für den teurer gewordenen Alkohol.«
    »Mary Booth, das ist eine Sprache, die sich nicht ziemt.«
    »Vor wem ziemen sich meine Worte nicht, Chief President?«
    »Du darfst mich nicht beleidigen; deine Worte aber sind wie eine Befehlshand, die sich gegen einen Sklaven ausstreckt.«
    »Ich habe keinen Namen genannt. Es mag ein jeder für sich an sich selbst denken.«
    »Mary Booth, eine Beratung ist eine würdige und ernste Angelegenheit. Ich erhebe meine Stimme dafür, daß wir die Pachtgelder, die jetzt eingehen werden, als Fonds zur Linderung der Not und für die Arbeitsbeschaffung verwenden. Mary Booth, Ratsmann für Ökonomie, macht dem Chief President und dem Stammesrat ihre Vorschläge.«
    »Ja. Das werde ich tun, Chief President.«
    Der Finanzmann Duddy Friar hatte nichts dagegen vorzubringen. So wurde der Antrag des President zum Beschluß erhoben.
    Joe King sparte sich jedes Lächeln. Er sowie Bob und Robert hatten sich noch nicht umziehen können. Schmutzig von Wasser, Staub, Asche, Schweiß und verkrustetem Blut, standen sie vor dem Rat.
    Jimmy White Horse geriet in den Rausch des Edelmuts, da er sich den des Brandy heute nicht leisten konnte.
    »Ich beantrage, daß diese drei jungen Männer unseres Stammes, die hier vor uns stehen, Joe, Bob und Robert, anerkannt und ausgezeichnet werden. Sie haben Tag und Nacht geholfen, sich selbst gefährdet, sie sind verletzt und erschöpft und haben doch bis zum letzten nicht nachgelassen. Ich beantrage, daß sie vom Stammesrat

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