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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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der den Segen Wakantankas morgen über dem Grab unseres Ahnen spricht. Ich will da keinen weißen Mann sehen und hören.«
    »Aber doch einen Priester.«
    Queenie ging ins Haus, um für die Abendmahlzeit zu sorgen. Untschida wachte im Tipi.
    Um das Zelt spielte die Abendsonne. Eine Drossel sang hoch oben auf einer alten Kiefer, und die Grillen zirpten rings im Grase.
    An dem Morgen, an dem der Tote zu Grabe getragen werden sollte, ging Inya-he-yukan schon in der Frühe mit Wakiya zu dem kleinen Friedhof, der nicht weit vom Hause am Hang lag. Die welkenden wilden Gräser spielten mit dem Wind und den ersten Sonnenstrahlen.
    Kleine Holzkreuze standen schief und krumm dazwischen. Das Wetter und die stille Arbeit des Bodens setzten ihnen zu. Ein Grab war ohne Namen und ohne Kreuz. Da ruhte die Mutter Tashunka-witkos den Felsen gegenüber, in denen sie ihren ermordeten Sohn verborgen hatte. Auf einem anderen Grab war statt eines Kreuzes der Stab mit der krumm gebogenen Spitze eingerammt, aber auch dieses Grab war namenlos geblieben. Es war die letzte Herberge des Großvaters, den Inya-he-yukans Mutter in ihrer Not erschlagen hatte. Daneben hatte Inya-he-yukans Vater seinen Platz in der Erde gefunden. Als trunkene Männer bei seiner Blockhütte aufeinander einschlugen, hatte sich eine Kugel aus seinem ungesicherten Jagdgewehr gelöst und ihn getötet.
    Das alles sagte Inya-he-yukan dem Kinde Wakiya, und es war gut, daß er es ihm sagte, denn Wakiya hatte es schon von der Mutter gehört, und nun wußte er, daß Inya-he-yukan ihm nicht weniger vertraute. Aber über das Grab des Harold Booth, den Queenie erschossen hatte, sprach Inya-he-yukan nicht. Auf diesem Grabe stand ein festes Kreuz.
    Queenie und eine für Wakiya fremde Frau kamen auf den Friedhof nach.
    Queenie brachte allen den Gräbern, von denen Joe gesprochen hatte, Blumen, und sie legte auch auf das Grab des Harold Booth einen Strauß. Die Frau, die Wakiya noch nicht kannte, stand dabei, und Wakiya erfuhr nun, daß dies Mary Booth sei, Harolds Schwester, die drunten jenseits der Straße bei den Büffelweiden ihr ansehnliches Haus hatte.
    Wakiya spürte, daß es hier viel Schweres gab und auch manches, was noch vor ihm verschwiegen blieb. Daheim war es einsamer und einfacher gewesen.
    Zu dem Friedhof kamen weitere Trauergäste, geladene und nicht geladene: der junge Priester Elk aus den Slums von New City und Margret, Joes Schwester, die mit ihren vielen Kindern ebenfalls in den Slums wohnte, Bob Thunderstorm und Alex Goodman, die beiden indianischen Cowboys, die drüben bei Mary Booth untergebracht waren und mit Büffeln umzugehen verstanden, die Eltern Whirlwind mit Susanne, der Hospitalarzt Eivie und Kate Carson, Ed und Margot Adlergeheimnis mit David, Frau Holland, die Rektorin von. Wakiyas Schule, endlich auch Frank Morning Star, Ratsmann für Kultur und Stellvertreter des indianischen President der Reservation.
    Wakiya war verwirrt und wollte sich doch jedes Gesicht einprägen.
    Er mußte aber alle diese Gesichter der Menschen und der Geister vor sich verschwinden lassen. Denn nun wurde der Tote gebracht, dessen Antlitz nicht mehr zu sehen war. Er war ganz in die alte, abgebrauchte büffellederne Decke, in das Bärenfell und das große Büffelfell eingehüllt. Seine heilige Pfeife und sein Messer, mit dem er nicht  nur  den  Büffelstier,  sondern  auch  den  größten  und verruchtesten seiner Feinde getötet hatte, und sein Adlerfederschmuck gingen mit ihm.
    Elk, der braunhäutige, schwarzhaarige Mensch, jung, mager und groß, im schwarzen Gewand des Priesters, sprach den Segen Wakantankas.
    In Queenies Augen hingen Tränen. Inya-he-yukan stand etwas abseits und schaute über das Grab nach den weißen Felsen.
    Ein Stab mit gebogener Spitze wurde in die Erde eingerammt, die den Häuptling nach einem langen Leben deckte. Er ruhte in dem Boden der Prärie, über die er einst auf seinem Falben dahingejagt war und über die er die kleine Gruppe seiner Zelte geführt hatte, weit hinauf nach dem Norden.
    Die Sonne, die milde leuchtete, da für sie selbst der Winter bevorstand, und der Mond, der über den weißen Felsen aufsteigen würde, mußten das alles noch wissen; sie waren alt genug.
    Wakiya entrann den Geistern, er entrann auch David und Susanne. Er wagte es nicht, zu Inya-he-yukan zu gehen, der noch immer allein stand, als ob sein unausgesprochener Schmerz einen nicht überschreitbaren Bannkreis um ihn lege.
    Wakiya ging jedoch zu dem großen,

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