Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
bei Großalarm alle zur Hand, und wenn ich sie einem etwa wegschlagen wollte, konnten mir die andern wegen tätlichen Widerstandes die Kugel geben. Habe aber Glück gehabt. Unter denen, die hereinkamen, war der alte Rex, als boy mal Rinderhirt auf der Prärie gewesen und nicht bestechlich. Ich meldete sofort, in bester Haltung, und gestand, daß ich Alarm gegeben hatte - ich beschwerte mich, daß meine Zelle nicht verschlossen worden war. Die unseres Vorarbeiters und seiner zwei Kumpane war auch nicht verschlossen.« Joe machte eine Pause und atmete ein paarmal tief. »Die Sache hat eingefetzt. Dick und Devils-angel und ein paar andere Kumpels haben noch die ganze Nacht gelacht. Badcock war am nächsten Tag eine Handbreit kleiner. Rex hatte den Cocktail in seiner Zelle gefunden, und wenn der starke Bobby die Schuld auch seinen beiden Banditen in die Schuhe schob, ohne daß diese offen aufzumucken wagten, so war es mit der Einigkeit in seiner Gruppe daraufhin doch aus. Zwei Wächtern wurde der Prozeß gemacht. Da Badcocks Zelle auch offen gewesen war, konnten sie den Skandal nicht vermeiden. Für die Wachmannschaften und die ganze Gefängnisverwaltung bin ich jetzt der bestgehaßte Mann. Ich wurde wieder disziplinarisch bestraft, weil ich nicht berechtigt gewesen war, den Alarm auszulösen. Da ich nicht gestand, woher ich den Schlüssel gehabt habe, kamen neue nächtliche Verhöre über mich. Devil hat sich aber selbst gemeldet, um mir Ruhe zu verschaffen. Er ist gegen Disziplinarstrafen und Zusatzstrafen auch schon abgehärtet. Disziplinarstrafen sind Schnörkel des Gefängnislebens, ungefährlich. Die neue Gefahr für mich kam aus einer anderen Ecke - da mein angeschlagener Schädel mir noch zu schaffen machte, wollten sie mich nachträglich auf die Krankenstation bringen. Dort sind Gangster-Häftlinge als Ambulanzen eingesetzt. Bei einer solchen dritten Runde wäre ich zu Boden gegangen - „
»Ich habe mich über deinen Brief gefreut, Inya-he-yukan.«
Um Joes Mund leuchtete sein Lächeln auf.
»Unter denen mit den Schlüsseln ist doch einer gewesen, der nach der Alarmnacht einen Narren an mir gefressen hat, eben der alte Rex, Knurrhahn und selbst ein outsider, liebte Rodeos und die harten Burschen, hatte mich in New City gesehen und nannte mich >Indian-Bronc<. Er war zufrieden, daß ich nicht kippte und mich nicht krank meldete. Die Verwaltung stellt ihn gern an die unangenehmen Posten; er übernahm die Aufsicht in unserem Arbeitsraum. Rex ist streng und gerecht, den Profis unter den Kriminellen verhaßt - nicht so wie ich, denn er hat nie zu ihnen gehört, aber die halbe Strähne ist noch dick genug. Er hat es gewagt, wegen meines >Rechtsanwaltsbriefes< zum Direktor zu gehen, nachdem ich selbst nicht vorgelassen worden war. Devil war Tischler gewesen und leitete mich nun bei der Arbeit an. Mit uns Dreien wollte keiner mehr so schnell anbinden. Rex ist aber inzwischen wieder versetzt worden. Devils Versetzung haben sie in der Strafregistratur vergessen oder vergessen wollen, er bleibt noch bei mir.« Joes sarkastische Heiterkeit verflog. »Alles in allem, ich will es denen so schwer wie möglich machen. Doch über das Ende gibt es keinen Zweifel, wenn ich auch nur noch ein paar Wochen hinter Mauern bleibe - und das alles wegen eines Blumenstraußes, und weil ich vor den Geschworenen eine Aussage verweigerte.«
Wakiya trat einen Schritt vor. »Ich will für dich kämpfen, Inya-he-yukan, auch wenn ich nur ein Kind bin.«
»Du bist ein tapferer Bub.«
Die Zeit war abgelaufen.
»Darf ich Mutter Tashina von dir grüßen, Inya-he-yukan?« »Nein.«
»Darf ich zum Abschied meine Hand auf deine Schulter legen?« »Das ist nicht erlaubt.«
»Sag mir noch ein Wort, Inya-he-yukan, das mit mir geht, damit ich alles recht mache.«
»Wakiya, ich bin schon mehr als einmal gefangen gewesen, aber zum erstenmal in meinem Leben werde ich als Gefangener besucht. Noch nie ist jemand zu mir gekommen, weder Vater noch Schwester noch Frau. Du bist der erste, der mich in Fesseln sieht und mit mir spricht. Du kannst ruhigen Sinnes sein. Du bist gut. Leicht werden wir es beide nicht haben.«
Wakiya machte eine hilflose Bewegung. »Inya-he-yukan - „
Crazy Eagle strich dem Buben über das Haar. »Komm. Du kannst im Gerichtsgebäude aufschreiben, was du deinem Wahlvater berichtet hast, und ich werde ihn nach New City zurückbegleiten und deinen Schriftsatz mitnehmen.«
Wakiya schrie auf. »Wambeli-wakan - behalte Inya-he-yukan
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