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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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>keep-smiling<. Ball blieb abweisend. »Ich fühlte mich verpflichtet, das, was Byron mir erzählt hatte, nachzuprüfen - innerhalb der mir gegebenen Möglichkeiten - ehe ich das Gericht mit dieser Angelegenheit behelligte.«
    Nachdem Sidney Bighorn eingegriffen hatte, griff er jetzt an.
    »Wäre es nicht für Sie, Mister Ball, die gegebene Möglichkeit gewesen, sich zuerst an Miss Mary Booth zu wenden?«
    »Ich hielt den umgekehrten Weg für richtig. Miss Mary Booth hat den Schriftsatz gelesen, ehe er dem Gericht vorgelegt wurde.«
    »Sie hat aber diese Aussagen, die hinter ihrem Rücken zusammengestellt worden sind, nicht unterschrieben?«
    »Nein, nicht unterschrieben.«
    »Ich danke.« Das klang nach unverhülltem Hohn gegen King und auch gegen Ball.
    Lehrer Ball ging auf seinen Platz zurück. Die Empfindungen der Geschworenen schienen geteilt zu sein. Einige fanden die Art, wie der junge Sidney einen angesehenen weißen Lehrer verhörte, offenbar unpassend; andere wunderten sich wohl, warum Lehrer Ball sich in eine Stammesangelegenheit und gar zugunsten eines Joe King einmischte.
    Als nächster Zeuge wurde Wakiya aufgerufen.
    Der Gerichtspräsident selbst begann zu fragen.
    »Byron Bighorn, wer hat dich auf den Gedanken gebracht, Mary Booth diese Aussage hier zu unterschieben?«
    Joe King runzelte die Stirn bei dieser Art der Fragestellung. Als sein eigener Verteidiger meldete er sich zu Wort, und obgleich sich sein Angriff nun sofort gegen den Gerichtspräsidenten selbst richten mußte, protestierte er.
    »Die Art der Fragestellung ist weniger geeignet, die Wahrheit zu ergründen, als einen Zeugen zu verwirren.«
    Der Gerichtspräsident war ein alter Mann, auch durch sein Amt an Autorität gewöhnt. Joe King war ihm viele Jahre lang als Berufsverbrecher und Schande des Stammes erschienen. Er hatte die Revision seines eigenen Urteils über diesen Mann mit einem Angriff auf sich selbst verbinden müssen, der ihn viel Kraft gekostet hatte. Sobald er Joe King sah, lebte beides in ihm auf, altes Vorurteil und Selbstbezichtigung, Fehler gemacht zu haben. Er konnte die Ressentiments gegen diesen Menschen daher nicht überwinden, und der Protest reizte ihn sofort; er war auch von Joe scharf formuliert.
    Das Gericht lehnte den Protest ab. Die Frage war zugelassen. Die dunkel gewordenen Augen Inya-he-yukans richteten sich auf Wakiya. Wakiya erwiderte den Blick. Er hatte Joes Stimme gehört und während der Stellungnahme des Gerichts eine Atempause gehabt, um seine Antwort zu überlegen. Zu aller Erstaunen sprach er nun frei und sicher.
    »Niemand hat mich auf einen Gedanken gebracht, und ich habe Mary Booth nichts unterschoben, sondern ich habe am Tisch gesessen und habe zugehört. Mary Booth hat nicht mit mir gesprochen, sondern mit ihren Eltern. Zugehört habe nicht nur ich; auch Bob und Alex sind dabei gewesen.«
    Die klare Antwort löste bei manchen Zuhörern ein zustimmendes Nicken aus, das vom Gericht kaum gerügt werden konnte, aber die Geschworenen fühlten sich zur Unterstützung des alten Präsidenten auf den Plan gerufen. Der Geschworene Mr. Whirlwind schaltete sich ein.
    »Wer hat dich aufgefordert, Byron Bighorn, solche angeblichen Worte von Mary Booth aufzuschreiben beziehungsweise durch Mister Ball aufschreiben zu lassen?«
    »Ich habe mir selbst überlegt, Mister Whirlwind, daß das wichtig sein könnte.«
    Bill Temple, der ehemalige Ratsmann für Schulwesen, wurde lebendig. »Hast du ein so gutes Gedächtnis, Byron Bighorn, daß du so viele Sätze, die du an einem Abend gehört hast, am nächsten Tag wiedergeben kannst?«
    »Ich habe dabei zwei Fehler gemacht. Deshalb mußten Bob und Alex etwas zusetzen.«
    Sidney Bighorn schaltete sich wieder ein. »Byron - wenn du ein so gutes Gedächtnis hast - wiederhole die Frage des Richters und die des Geschworenen Mister Whirlwind!«
    Die Falte in der Stirn Joe Kings legte sich noch tiefer. Bei den Zuhörern entstand Unruhe. Die meisten hätten dem Verlangen selbst nicht entsprechen können. Crazy Eagle klopfte auf den Tisch. Es wurde wieder still.
    Wakiya schaute auf Inya-he-yukan, und er sah nichts als ihn, als er fehlerlos wiederholte: »Byron Bighorn, wer hat dich auf den Gedanken gebracht, Mary Booth diese Aussage hier zu unterschieben? Wer hat dich aufgefordert, solche angeblichen Worte von Mary Booth aufzuschreiben beziehungsweise durch Mister Ball aufschreiben zu lassen?«
    Die Geschworenen zogen die Brauen hoch.
    Bill Temple, der Schulmann, war in seinem

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