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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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zweien der Burschen hatte es gefallen, wie ich mich mit Badcock schlug. Sie wechselten zu mir herüber.«
    »Was waren das für Männer, Inya-he-yukan?«
    »Männer? Boys waren das. Der eine war mit neunzehn zum erstenmal im Knast, Eifersuchtsdelikt. Ein paar aus unserer Arbeitsgruppe, auch er, standen kurz vor der Entlassung, darum faßte er etwas Mut. Wollte euch Grüße von mir bringen - hat er nicht gemacht, nein. Der andere war zwanzig, mit Bullen, Mauern, Gittern schon bestens bekannt. Verrückter Kerl, die Wut im Bauche, den Kopf voller Träume, schlug aus wie ein scheu gemachtes Pferd, gegen alles und alle. Ihn zog es an, daß ich ein Indianer bin, außerhalb der ihm verhaßten Welt stehend. War allerdings kein Verlaß auf ihn, obgleich er >president< einer Bande gewesen war. Ein wunderschöner Mensch, aber der letzte Funken Vernunft schien erloschen; er tat immer, was ihm gerade einfiel; selbst ich wurde nur halbwegs mit ihm fertig. Wir nannten ihn des Teufels Engel. Mir erschien er als Engel, als er mir einen Schlüssel zur Alarmanlage verschaffte.«
    »Wozu das?«
    »Wirst du gleich hören. Devils-angel also. Die übrigen waren engstirnig, Philister; das ist unter den Kriminellen nicht seltener als unter den Bürgern. Sie paßten sich Bobby an. Safety first. Wenn eine Horde erst einmal tyrannisiert ist, gehört viel dazu, sich aufzulehnen. Devils-angels riskierte es, sich zu mir zu bekennen; er hatte ja auch gelernt sich zu schlagen. Der kleine Eifersüchtige informierte mich; gegen ihn waren die andern nicht mißtrauisch geworden. Er steckte Devils-angel, was Badcock plante, und Devil flüsterte es mir zu. Master Bobby und zwei seiner Banditen wollten mich nachts aufhängen, das wäre als Selbstmord in die Akten gekommen. Bobby bastelte auch an einem Molotow-Cocktail; das Ding in meine Zelle werfen und weglaufen - war das einfachste. Die Untersuchung konnte dann ergebnislos verlaufen.«
    »Inya-he-yukan! Wer hätte deine Zelle aufgeschlossen, um deine Feinde nachts an dich heranzulassen?«
    »Hätte? Hat. Einer von denen, die nachts auf Wache waren - mit ihm war unser foreman im Bund.«
    Crazy Eagle hob die Hand. »Stop, King. Sie zwingen mich, Ihnen die Sprecherlaubnis zu entziehen.«
    »Keine unbewiesenen Beschuldigungen, Richter Crazy Eagle, nicht von meiner Seite, bitte auch nicht von der Ihren. Die Sache, von der ich spreche, ist zur disziplinarischen Untersuchung gegangen. Ich berichte nur das protokollierte Resultat. Darf ich?«
    Der Richter selbst fühlte nach den Zeigern seiner Uhr. »Fassen Sie sich bitte kurz!«
    »Die Kerkermeister konnten mich nicht leiden, weil sie nicht wußten, was sie aus mir machen sollten. Ich war für sie ein oddball, und noch dazu ein farbiger. Aber von den waschechten Kriminellen ließen sich einige der Aufseher einschüchtern und bestechen. So hatten sie ihre Ruhe und ein paar armselige Vorteile. Nachdem wir, wie jeden Abend, abgezählt worden waren, vergaß der mit den Schlüsseln, bei mir abzuschließen. Damit begann die zweite Runde.«
    Wakiya blieb der Mund offenstehen. »Dann hättest du wirklich fliehen können.«
    »Vielleicht. Früher habe ich dergleichen riskiert - ein oder zwei Wachen niedergeschlagen - mit Waffen, Mütze und Jacke weiter -die an den Toren verblüffen - das ist in einem so simplen Gefängnis wie dem von New City immer möglich. Alarm wird dann zu spät gegeben.«
    »Warum hast du es nicht getan, Inya-he-yukan?«
    »Weil ich ein Rancher und Familienvater geworden bin und Angst habe.«
    »Angst? Das ist nicht wahr.« »Nein? Warum nicht?«
    »Du, Inya-he-yukan, hast gesprochen: >Ich bleibe. Ich erspare es ihnen nicht.< Du bist ein Mann, der einmal spricht.«
    »Du kennst mich, Wakiya, und hast meine Worte nicht vergessen.«
    »Inya-he-yukan - erzähle weiter.«
    Joe lachte vor sich hin, höhnisch, mit sich selbst nicht ganz unzufrieden. »Ich hatte gehorcht und sehr wohl bemerkt, daß der Schuft nicht abschloß. Habe gewartet, bis die Luft rein war, dann bin ich aus der Zelle gehuscht und habe die Alarmanlage ausgelöst -Großalarm gegeben.«
    »Und dann.?«
    »Spielte sich einiges ab. Die Meute der Wachmannschaften rannte und grölte - auch wer Tagdienst gehabt hatte, fuhr schnell und mißgelaunt aus dem Bett, der Direktor als erster - es war ein wunderbarer Radau. Natürlich dachten sie an mich. Mußte damit rechnen, daß sie mir die unverschlossene Tür als >Fluchtversuch< auslegten und mich gleich niederschossen; ihre Kanonen hatten sie

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