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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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die Lippen in einem Fauchen zurückgezogen, die Eckzähne unübersehbar viel zu lang, in der nächsten zuckte sein Kopf auf mich herab, glaubte ich seine Fänge an meinem Hals zu spüren – und dann war er fort. Die Badezimmertür knallte. Ich lag wie erstarrt da und versuchte mich daran zu erinnern, wie man atmete. Mein Herz raste. Hatte es eben tatsächlich für eine Sekunde vor Schreck zu schlagen aufgehört? Ich hob die Hand zu meinem Hals. Kein Blut.
    Im Bad krachte es. Erschrocken schob ich mich vom Bett und lief Julien nach. Die Badezimmertür war nicht abgeschlossen. Dem Himmel sei Dank! Ich stieß sie auf. Julien stand in der Dusche. Die Glastür war offen. Wasser prasselte auf ihn herab. Es spritzte bis zu mir. Und war eiskalt. Eine Hand hatte er gegen die Wand gestemmt. Die andere zur Faust geballt, halb erhoben. Das Blut an seinen Knöcheln und die Reste davon an den zerbrochenen Fliesen machten nur zu deutlich, was geschehen war. Er hielt den Kopf gesenkt, sodass ich zuerst dachte, er hätte das Gesicht in die Ellenbeuge gedrückt – doch als er ihn hob, waren da zwei Löcher in seinem Oberarm, aus denen ein rotes Rinnsal lief. Fassungslos beobachtete ich, wie es auf den Boden der Dusche tropfte und vom Wasser davongespült wurde.
    »Geh weg!« Er sah nicht zu mir her.
    »Julien …«
    »Lass mich …«
    »Bitte, Julien, was auch immer …«
    Knurrend fuhr er zu mir herum. Seine Augen waren noch immer schwarz, die Eckzähne dolchspitze Fänge. Ich stand wie erstarrt. »Kapierst du es denn nicht?«, schrie er mich an. »Ich dachte, ich könnte mich beherrschen. Wenn ich nur genug trinke. Aber ich komme gegen meinen Instinkt nicht an. Es ist stärker als ich.« Seine Stimme kippte. »Es ist nun mal so. Wir beißen, wenn wir mit jemandem schlafen. Ich kann es nicht kontrollieren. Ich kann einfach nicht.«
    Ich starrte ihn an. Mit einem angewiderten Laut wandte er sich abrupt wieder von mir ab. Unter dem kalten Wasser rann immer noch Blut aus den Bissmalen. Er hatte sich selbst die Zähne in den Arm geschlagen, um nicht mich zu verletzen. – Deshalb hatte er sich die ganze Zeit geweigert, mit mir zu schlafen.
    »Julien …«, setzte ich erneut hilflos an, doch er unterbrach mich abermals.
    »Geh, Dawn! Geh!!« Seine Faust traf einmal mehr die Wand. Die Fliesen brachen. »Ich hätte dich um ein Haar gebissen. Ich hatte meine Zähne schon an deiner Kehle. Zum zweiten Mal. Und wenn du nicht bald verschwindest, gibt es vielleicht ein drittes Mal.« Wieder ein Schlag. Fliesensplitter regneten in die Duschwanne.
    Ich stand da. Das Wasser prasselte weiter auf ihn herab, floss in glitzernden Strömen über seinen Rücken. Klebte ihm die Jeans auf die Haut. Jetzt tropfte auch von seinen Fingerknöcheln Blut auf den Boden der Dusche.
    »GEH!«, brüllte er noch einmal. Stumm drehte ich mich um und floh in mein Zimmer zurück. Setzte mich mitten auf mein Bett. Zog die Beine an. Schlang die Arme darum. Drückte die Stirn auf meine Knie. Das Wasser rauschte weiter. In meinen Augen brannten Tränen. Ein Schluchzen stieg in meiner Kehle auf. Ich würgte es hinunter. Wann ich angefangen hatte, mich vor und zurück zu wiegen, wussteich nicht. Auch nicht, wie lange das Wasser weiterrauschte. Es hätten Ewigkeiten sein können. Irgendwann endete es. In meinem Inneren hatte jener nur zu vertraute Schmerz das Flattern der Schmetterlinge ersetzt. Ich spürte Julien im Dunkeln vor meiner Tür. Hörte seine Schritte auf der Treppe. Ich rührte mich nicht. Drückte nur die Stirn noch fester gegen meine Knie – und hob erschrocken den Kopf, als keine Minute später die Haustür schlug. Nein! Wenn Julien jetzt ging, würde möglicherweise ein Unglück geschehen, falls er irgendjemandem begegnete.
    So schnell ich konnte, krabbelte ich von meinem Bett, rannte aus meinem Zimmer und die Treppe hinunter. »Julien, nicht!« Er würde mich hören! Er musste mich hören! Vor dem Haus erwachte der Motor der Vette mit einem Heulen. Der Treppenabsatz. Ich prallte an die gegenüberliegende Wand. »Julien! Nein! Bleib hier!« Draußen spritzte Kies unter durchdrehenden Reifen. Ich stieß mich ab, hetzte weiter, verpasste einen Tritt – und fiel. Die Kante einer Stufe kollidierte schmerzhaft mit meinem Schienbein. Ich jaulte auf, versuchte mich noch mit den Händen abzufangen, prallte gegen das Geländer, schlug mir den Ellbogen an seinem Sockel und landete hart auf dem Boden der Halle. Draußen war es still. Mein Ellbogen und Schienbein

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