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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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gehörten. Und dass dabei dein Leibwächter von euren Angreifern überwältigt wurde und in Bangor zurückgeblieben ist.«
    Ich nickte. »Gérard weiß, dass Julien bei mir war und nicht Adrien.«
    Mein Onkel sah mich ungerührt an.
    »Er hasst Julien so sehr …« Hilflos verstummte ich, ballte die Fäuste zwischen den Knien. »Bitte, du musst mir helfen, damit er ihn wieder gehen lässt!«, flüsterte ich endlich.
    »Und wie soll ich das machen?« Seine Züge blieben nach wie vor unbewegt.
    »Ich … ich weiß nicht«, gestand ich nach einem weiteren Moment. »Ich hatte gehofft, du … du wüsstest, was man tun kann.« Ich biss mir auf die Lippe. »Bitte, Onkel Vlad, ich tue, was du willst, nur hilf Julien.«
    Er neigte den Kopf ein klein wenig. Sein schwarzes, welliges Haar streifte den Kragen seines Anzugs. »Ich an deiner Stelle wäre nicht so schnell bei der Hand mit solchen Versprechungen, Mädchen.«
    Ich schloss die Fäuste ein wenig fester. »Bitte, Onkel Vlad.«
    Diesmal stieß er ein kleines Seufzen aus. »Der junge Du Cranier hat ein gefährliches Spiel gespielt. Das macht dieSache nicht einfacher.« Scheinbar nachdenklich trommelte er mit den Fingern auf die Sitzlehne. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass seine Nägel perfekt manikürt waren. Beinah hätte ich die Hände zwischen meinen Knien hervorgezogen, um meine eigenen zu betrachten. Doch ich ließ sie, wo sie waren. Ich wusste ohnehin, wie sie aussahen: abgekaut, die Nagelbetten eingerissen und rot.
    »Offenbar bleibt uns nur eine Möglichkeit: Wir werden vor dem Rat eine offizielle Klage anstrengen, dass Gérard d’Orané diesen Übergriff auf dem Flughafen von Bangor auf euch – beziehungsweise dich – gewagt hat, und auf demselbem Weg die Herausgabe deines Leibwächters fordern, der dabei in Ausübung seiner Pflicht von Gérards Männern gefangen genommen und entführt wurde.«
    »Du willst … der Rat?« Das Zittern in meiner Stimme konnte ihm nicht entgehen. »Muss das denn sein? Ich meine: Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit?«
    Zwischen Vlads Brauen erschien eine tiefe, senkrechte Falte. »Ich werde den Vornamen deines … Freundes nicht nennen, wenn es das ist, was dich beunruhigt. – Und ob es tatsächlich keine andere Möglichkeit gibt … Wenn du eine weißt, ich bin ganz Ohr.«
    Ich zog die Schultern hoch. »Könntest du nicht direkt bei Gérard …«
    Mit etwas, das beinah ein Lachen war, schüttelte er den Kopf. »Du meinst, ich soll den Rat außen vor lassen und direkt bei Gérard die Freilassung des jungen Du Cranier fordern? – Nachdem du so besorgt um den jungen Burschen bist, nehme ich an, du weißt um die Fehde zwischen den Familien Du Cranier und d’Orané, und du weißt auch, was Gérard d’Orané dem zweitgeborenen Zwilling von Sebastien Du Cranier bezüglich dieser unseligen Geschichte mit seinem erstgeborenen Raoul vorwirft?«
    Unglücklich nickte ich.
    »Und dann glaubst du tatsächlich, dass Gérard d’Orané ihn so einfach wieder laufen lässt? Ich bitte dich, Mädchen, das halte ich für mehr als ausgeschlossen.« Er hob in einer halb unwilligen, halb ergebenen Geste die Hand von der Rückenlehne. »Ganz abgesehen davon duldet es der Rat – bereits seit etlichen hundert Jahren schon – nicht mehr, dass Fürsten solche Zwistigkeiten untereinander ausmachen. In der Vergangenheit hat das zu viele unserer Art das Leben gekostet.«
    »Aber ich dachte, du gehörst auch zum Rat?«
    »Deshalb kann ich in eigenen Angelegenheiten noch lange keine Alleingänge in meiner Funktion als Mitglied des Rates unternehmen. So etwas wird von den anderen äußerst ungern gesehen. Und den Rat zu verärgern wäre zurzeit ein höchst ungeschickter Schachzug von uns. Im Gegenteil sollten wir alles tun, um ihn uns gewogen zu halten.« Seine Hand sank auf die Lehne zurück. »Ob er dir gefällt oder nicht – wenn ich tun soll, was du von mir verlangst, bleibt uns nur der offizielle Weg.« Einen langen Moment musterte er mich durchdringend. »Eines muss dir allerdings klar sein, Mädchen …«, obwohl er leise sprach, war sein Ton umso nachdrücklicher, »auch wenn ich alles daransetzen werde, um den Vornamen deines Freundes nicht zu nennen: Erfährt der Rat, dass es sich bei deinem Leibwächter nicht um Adrien, sondern um dessen jüngeren Zwilling Julien Du Cranier handelt und dass der demzufolge ohne Erlaubnis des Rates Dubai verlassen …«
    »Adrien ist an seiner Stelle dort.« Sein Blick brachte mich abrupt zum Schweigen. Man

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