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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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hinweg. Die Stimme des Piloten erklang aus dem Lautsprecher, drängend. Er gab noch mehr Gas. Die Motoren jaulten auf.
    »Julien! Nein! Nicht starten!«
    Einer der Lamia trat Julien von hinten in die Kniekehlen. Er knickte ein, stürzte zu Boden. Sofort waren sie über ihm.Einer taumelte zurück, warf sich gleich wieder auf ihn. Julien kam nicht wieder hoch!
    Der Wind zerrte immer stärker an mir, di Uldere drosch mir die Faust auf die Hand, ich schrie, kreischte, als meine Finger sich gegen meinen Willen unter dem Hieb öffneten. Er riss mich von der Tür weg, schleuderte mich hinter sich, ich prallte mit der Schulter gegen einen Sitz, spürte den Schmerz kaum. Wieder die Stimme des Piloten. Draußen wurde die Mittellinie der Startbahn zu einem einzigen weißen Streifen. Di Uldere zog die Treppe mit einem Ruck in die Höhe. Gleich darauf krachte die Tür zu, rastete mit einem entsetzlichen Laut ein.
    »Nein!«
    Wankend kam ich auf die Füße, warf mich wieder in Richtung Tür. Er fing mich ab, abermals mit dem Arm um meine Mitte, hielt mich mit Gewalt zurück. »Nein, Principessa, nein! Wollen Sie uns alle umbringen?«
    Die Motoren dröhnten lauter. Ich würde Julien nicht zurücklassen! Kreischend fuhr ich ihm mit den Fingernägeln durchs Gesicht. Er brüllte, ich riss mich los und stürzte zur Tür. Verriegelt! Ich bekam sie nicht auf. Sosehr ich auch daran rüttelte. Ich taumelte zum Fenster. Sie hatten Julien endgültig am Boden. Er sah zu mir her. Als wisse er genau, wo ich war. Die Nase des Jets hob sich.
    »Julien!« Ich drückte die Hände gegen das Sicherheitsglas. Die eine noch immer zur Faust geschlossen. Schrie hilflos seinen Namen. Einer trat ihm in die Seite. Er krümmte sich – und blickte weiter zu mir her.
    Ein Beben, ich wurde gegen das Fenster gestoßen. Die Startbahn sackte unter uns weg. Die Gestalten auf dem Vorfeld wurden kleiner, kleiner, kleiner.
    »JULIEN!«
    Die Maschine legte sich in eine Kurve. Ich stolperte zudem Fenster auf der gegenüberliegenden Seite. Das Vorfeld war nur noch ein grauer Fleck am Boden. Schon zu weit, um noch irgendetwas tatsächlich erkennen zu können.
    »Julien.« Diesmal flüsterte ich seinen Namen nur noch. Gérard würde ihn umbringen! Ich rutschte an der Wand entlang zu Boden.
    Erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, was er mir zuvor in die Hand gedrückt hatte. – Und was es bedeutete, dass ich es hier in den Händen hielt.
    O Gott, Julien.

    E r starrte auf den Hörer und wusste nicht, ob er in Gelächter ausbrechen oder fluchen sollte. Gerade war er aus Griechenland zurückgekommen und dann diese Nachricht: Die Kleine war ihnen entwischt. Zusammen mit di Uldere irgendwo in der Luft. Vermutlich auf direktem Weg nach Paris. Dafür hatten sie Julien. Und zwar eindeutig Julien .
    Er verzog den Mund, ignorierte, dass seine Lippe dabei aufriss und etwas warm an seinem Kinn hinabsickerte. Welch Ironie, dass es anscheinend ausgerechnet die Kleine gewesen war, die ihn um einen Teil seiner Rache gebracht hatte. Das Lachen stieg jetzt doch in ihm auf. Er wählte eine Nummer, ehe es endgültig aus ihm herausbrechen konnte. Eine Männerstimme meldete sich am anderen Ende der Leitung, einer der Lamia, die für ihn nach einem Mittel gegen die Krankheit forschten – und ganz nebenbei sein Leibarzt.
    »Ja, Doamne?« Er musste im Zeitalter der Rufnummererkennung noch nicht einmal seinen Namen nennen.
    »Ich erwarte, dass du für mich einen Vampir zum Sprechen bringst, mein Freund. Besorg dir, was du brauchst. Du hast sechs Stunden Zeit. Und du musst keine Rücksicht nehmen. Gar keine.«
    »Ich verstehe. Es wird alles bereit sein.«
    »Sehr gut.« Er legte auf. – Und brach in Gelächter aus.

Vlad
    I ch verbrachte den Flug nach Paris auf dem Boden. Vor den Sitz gekauert, den Rücken gegen die Wand unter dem Fenster gedrückt. Die Hände – so fest um Juliens St.-Georgs-Medaillon und das Röhrchen mit dem Blut der Ersten geklammert, dass meine Finger irgendwann taub waren – engan mich gepresst. Darauf bedacht, dass di Uldere es nicht zu Gesicht bekam.
    Dessen Versuche, mich wenigstens vom Boden hoch auf einen der Sitze zu komplimentieren, endeten damit, dass ich die Zähne gegen ihn fletschte und fauchte.
    Er hatte sich gleich nach dem Start bei mir für die grobe Behandlung entschuldigt, mir erklären wollen, warum wir – er hatte doch tatsächlich die Grausamkeit, wir zu sagen – keine andere Wahl gehabt hatten … Ich hatte mir nicht mal die Mühe gemacht, die

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