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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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unterbrach meinen Großonkel nicht so einfach. Zumindest nicht, wenn man wusste, was gut für einen war.
    »… dass der demzufolge ohne Erlaubnis des Rates Dubaiverlassen hat, werden sie ein Exempel statuieren wollen. Niemand widersetzt sich dem Rat auf eine so dreiste Weise und kommt ungestraft damit durch. – Es kann gut sein, dass sie dieses Mal ein Todesurteil aussprechen. Und es auch vollstrecken !« Er nahm den Arm von der Lehne und beugte sich ein kleines Stück vor. »Das Risiko, dass sie es tatsächlich erfahren, ist meines Erachtens ziemlich groß. – Bist du bereit, dieses Risiko einzugehen?«
    Ich grub mir die Zähne in die Unterlippe. Gérard würde Julien auf jeden Fall umbringen. Nachdem er ihm zuvor wahrscheinlich noch weit Schlimmeres angetan hatte. Wenn auch nur der Hauch einer Chance bestand, dass der Rat nichts von seiner wahren Identität erfuhr … Und solange sie keine Ahnung hatten, dass nicht mehr nur er allein um das Versteck des Blutes der Ersten wusste … Ein Zittern zog meinen Magen zusammen, kroch würgend meine Kehle hinauf. Ich versuchte es zurückzudrängen, zumindest zu ignorieren – und nickte.
    »Ja. – Bitte tu, was du kannst, um Julien aus Gérards Gewalt zu befreien. Und bitte schnell.«
    Abermals stieß er etwas aus, das fast wie ein Lachen klang. »Du erwartest aber nicht von mir, jetzt sofort eines der anderen Ratsmitglieder zu kontaktieren?«
    Dass ich mir die Zähne erneut – und diesmal ein wenig fester – in die Lippe grub, war für ihn wohl Antwort genug. Aus seiner scheinbaren Erheiterung wurde Härte. »Du erwartest es tatsächlich.« Er maß mich mit missbilligend verzogenem Mund. »Ich bedaure es, dich enttäuschen zu müssen, Mädchen, aber ich werde den Rat sicherlich nicht jetzt, per Handy, belästigen.«
    »Aber …«
    Eine knappe Geste brachte mich zum Schweigen.
    »Ein Anruf über ein Handy würde bedeuten, dass wir esbesonders eilig mit unserem Anliegen haben. Ihnen zu zeigen, wie wichtig uns der junge Du Cranier ist, würde unsere Position schwächen. Du wirst dich gedulden, bis wir in meinem Stadthaus sind und ich den Anruf von meinem Schreibtisch aus führen kann. – Und darüber diskutiere ich nicht.« Seine nächsten Worte waren ein wenig versöhnlicher. »Wenn es dich beruhigt, wir werden gleich da sein. Zudem solltet ihr einen kleinen zeitlichen Vorsprung bei deiner Ankunft hier in Paris gegenüber der deines … Freundes in Marseille haben. Immerhin war Signore di Ulderes Jet bereits startklar. Ich bezweifle, dass d’Oranés Männer Hand an den jungen Du Cranier gelegt haben – zumindest solange er ihnen keinen Anlass geboten hat. Ihr Herr wird ihnen deutlich gemacht haben, dass er sich seiner persönlich annehmen will. Bis er in Marseille ist, sollte er sicher sein.«
    Ich konnte nicht behaupten, dass mich das besonders beruhigte. Aber ebenso wenig wie es uns nutzte, den Rat zu verärgern, nutzte es mir, meinen Onkel zu verärgern. Ich brauchte seine Hilfe. Er war der Einzige, der Julien retten konnte. Obendrein kannte ich mich nicht wirklich mit den Gesetzen der Lamia aus. – Etwas, wofür ich mich im Nachhinein selbst ohrfeigen wollte. Ich hätte in den letzten Wochen zumindest versuchen können, Julien ein paar Fragen mehr zu stellen. – Ich hatte keine andere Wahl, als Vlad zu vertrauen und zu tun, was er verlangte. Mit deutlicher Verspätung rang ich mir ein Nicken ab, kauerte mich ein wenig mehr in die Sitzecke und zog gleichzeitig Juliens Jacke enger um mich – das Einzige, was mir im Moment von ihm geblieben war. Nein, nicht das Einzige. Vorsichtig tastete ich unter ihr nach dem goldenen Röhrchen in meiner Hosentasche. Bitte, Julien, halte durch!
    Kurz darauf bogen wir von der Straße in eine Einfahrt ab, der Wagen wurde langsamer, kam für ein paar Sekundenbeinah ganz zum Stehen, ehe der Fahrer wieder etwas mehr Gas gab und es sacht abwärtsging. Eine Tiefgarage. Der Wagen hielt endgültig. Vlad rutschte auf seinem Sitz ein Stück zur Tür und lehnte sich zu mir.
    »Michail, mein Privatsekretär und Majordomus, wird sich um dich kümmern. Für’s Erste bringen wir dich in einer der Gästesuiten im Souterrain unter, auch wenn ich eigentlich Zimmer im zweiten Stock für dich eingerichtet hatte, als ich erfuhr, dass es dich gibt. Vielleicht wäre es am besten, wenn du dich zunächst einmal säubern würdest. Du siehst aus, als hättest du bei einem Schlachtfest den Blutkessel umgerührt. Und das äußerst ungeschickt. – Wir

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