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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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versucht, so gut es ging, ruhig Blut zu bewahren. »Ich bin keine Hexe. Ich lege nur ein paar Leichtgläubigen die Tarotkarten, es ist nur ein Spiel, ein Mittel, meinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    »Welchen Dämon hast du gerufen? Astaroth, Abraxas, Baphomet? Wo haltet ihr eure Teufelsmessen ab?«
    »Keine Dämonen, Pater. Nur Tarotkarten und Heilkräuter.«
    »Wer sind deine Verbündeten? Wo finden wir sie?« »Ich habe keine Verbündeten. Ich habe nichts Schlechtes getan. Ich bin nur eine Kartenlegerin, wie es sie in Rom zu Hunderten gibt.«
    Der Teufel.
    »Wann bist du ihm begegnet? Was hat er dir versprochen? Wie hast du ihn beschworen?«
    Und immer so weiter, in endloser Abfolge.
    Es nützte überhaupt nichts, sich zu verteidigen. Der Mönch hörte ihr noch nicht einmal zu.
    »Welchen Dämon hast du gerufen? Astaroth, Abraxas, Baphomet? Wo haltet ihr eure Teufelsmessen ab?«
    Angesichts der Sinnlosigkeit ihrer Unschuldsbeteuerungen hatte sie schließlich aufgehört zu antworten. Mit gesenktem Kopf hatte sie darauf gewartet, dass die Litanei aufhörte, und sich danach gesehnt, in ihre stille, dunkle Zelle zurückgebracht zu werden.
    »Wer sind deine Verbündeten? Wo finden wir sie?«
    Die Fragen waren immer dieselben und wurden in ausdruckslosem, zwanghaftem Ton ohne Unterbrechung wiederholt.
    Beatrice wusste nicht mehr, wie lange es in dieser hypnotisierenden Leier weitergegangen war.
    Irgendwann hatte der Mönch aufgehört. Er hatte sie am Arm gepackt, von ihrem Hocker hochgezogen und ans andere Ende der Kammer geführt, wo er einen Vorhang beiseitezog und sie in einen angrenzenden größeren Raum zerrte. Dort erwartete sie ein baumlanger, kräftiger Mann, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte.
    Der Mann stand vor einem langen Holztisch mit mehreren Dutzend Gegenständen darauf, die Beatrice nicht sofort einzuordnen wusste.
    »Da du keine Bereitschaft zeigst, zu bereuen und zu gestehen, sehen wir uns gezwungen, dich dem Arm der weltlichen Gerichtsbarkeit zu übergeben, damit das Verhör mit anderen, wirksameren Mitteln fortgesetzt werden kann. Gehe in dich, meine Tochter, denn was du da im Begriff bist, auf dich zu nehmen, ist keine angenehme Erfahrung. Das Herz unseren Herrn Jesus blutet bei der Vorstellung, dass dir diese Qualen zugefügt werden müssen, und doch ist es zu Seiner größeren Ehre unvermeidlich.«
    Beatrices Augen weiteten sich bei dem Anblick, der sich ihr bot. Der Tisch war übersät mit Folterwerkzeugen: Haken, Kneifzangen, Spitzeisen, weitere Zangen in seltsamen und beängstigenden Formen. Erst jetzt sah sie auch, dass neben dem Tisch ein brennendes Kohlenbecken stand, in dem mehrere dieser schaurigen Instrumente glühend heiß gemacht wurden.
    Ihre Beine gaben nach, doch der Mönch stützte sie behände am Arm, den er immer noch festhielt, und zwang sie, ihr Gesicht, das sie unwillkürlich abgewandt hatte, wieder der Folterbank zuzukehren.
    »Glaub nicht, dass es uns Freude macht, solche Maßnahmen zu ergreifen«, fuhr der Dominikaner fort, »doch es ist unsere Pflicht, der wir uns nicht entziehen dürfen, sosehr dies uns betrübt. Unser einziges Ziel ist es, die Seelen der uns anvertrauten Sünder zu retten und der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen.« Während er diese schrecklichen Worte sprach, verzog sich sein Mund zu einem Lächeln, das seine Rede Lügen strafte.
    »Sieh genau hin«, forderte er Beatrice auf, »damit du dich auf das vorbereiten kannst, was dich erwartet.«
    Der kräftige Mann nahm eine der Zangen vom Tisch und fing an, sie mit gewohnheitsmäßiger Selbstverständlichkeit vor den angstvoll aufgerissenen Augen der jungen Frau zu bewegen. Dann griff er nach einem anderen Werkzeug und führte seine makabre Funktion vor, und dann nach einem weiteren und noch einem. Eine Kneifzange mit zugespitzten Klemmbacken, eine Eisen spitze, Daumenschrauben, ein Holzkeil.
    Trotz ihrer Furcht konnte Beatrice den Blick nicht von dieser Parade von Hölleninstrumenten, dieser Zurschaustellung bösartigen Einfallsreichtums lösen. Ihr Geist eilte voraus und nahm die Wirkung dieser grässlichen Gegenstände auf ihren Körper vorweg, stellte sich lebhaft und in allen Einzelheiten den Moment vor, in dem sie sie zu spüren bekommen würde. Ohne ein Wort zu sagen und mit regloser Miene führte der Folterknecht seine ganze Meisterschaft in der Handhabung der Torturwerkzeuge vor, als wäre er ein gelangweilter Stoffhändler, der seine Ware einer wenig kaufwilligen Kundin

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