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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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aber nur wenigen wird dieses Privileg gewährt. Jedenfalls spricht ganz Rom seit Monaten von nichts anderem.«
    Der Maler war verlegen, weil er davon nichts gewusst hatte.
    »Hm, na ja… Ich habe in letzter Zeit recht zurückgezogen gelebt. Die Arbeit, wisst Ihr… Ich war mit einigen Aufträgen beschäftigt, die sich als sehr umfangreich erwiesen haben… große Historienstücke…«
    »Verstehe«, murmelte Salinari mit einem durchtriebenen Lächeln. »Aber nun sind wir hier, und das Spiel hat gerade begonnen - Ihr könnt nicht mit dem Großmeister sprechen, bis die Partie zu Ende ist. Setzen wir uns und genießen wir diese Runde. Auf die paar Minuten wird es nun nicht mehr ankommen.«
    Die beiden gingen um das mächtige Holzgerüst herum und nahmen auf einem der oberen Sitze Platz, direkt neben einem Kardinal, der ihre Ankunft jedoch kaum registrierte.
    » Mesdames et Messieurs, der Flug des Phönix beginnt!«, rief Melchiorri mit klangvoller Stimme und theatralischem Ton. Die Ankündigung des Großmeisters löste eine gewisse Unruhe unter den edlen Damen und Herren auf den dicht besetzten Rängen aus, der jedoch keine sichtbare Aktivität folgte. Die beiden Männer am Tisch hatten ihre Köpfe in entgegengesetzte Richtungen gewandt, der eine zur linken Seite der Zuschauerränge, der andere zur rechten, als warteten sie auf Instruktionen.
    »Was zum Teufel geht da vor?«, flüsterte Fulminacci.
    »Das Bieten um die Bank hat begonnen«, antwortete der junge Gehilfe. »Schaut aufmerksam zu, denn das ist einer der interessantesten Teile.«
    Die beiden Männer im Zentrum des Halbkreises blieben beinahe reglos, nur ihre Augen schnellten flink von hier nach da. Es dauerte ein Weilchen, bis der Maler begriff, dass die Akteure in dieser Spielphase nicht die zwei am Tisch waren, sondern die Leute auf den Rängen. Er sah sich um und erkannte einige der erlauchten Persönlichkeiten, reich an Titeln und Mitteln, die den Spielern in einer Art Geheimcode bestimmte Zeichen machten. Einer hob mehrmals die rechte Hand, ein anderer bewegte rhythmisch seinen Kopf, und eine prächtig gekleidete, bejahrte Dame wedelte heftig mit ihrem Fächer. Der Kardinal neben ihnen hob wiederholt das kostbare Brevier in die Höhe, das vor ihm auf der Bank lag. Je länger diese stumme Versteigerung andauerte, desto mehr Bieter schienen sich zurückzuziehen. Die verschlüsselten Signale wurden immer weniger, bis nur noch die alte Adelige und der Kardinal übrig blieben, die an gegenüberliegenden Enden des Halbkreises saßen. Auf jedes Fächerwedeln folgte sogleich ein Heben des Breviers, und obwohl die beiden Gegner sich um eine würdevolle Haltung bemühten, wurde der Schlagabtausch doch sichtlich verbissener.
    Auf einmal senkte die Dame ihren Fächer, legte ihn auf ihren Schoß und schickte einen giftigen Blick an die Adresse des Kardinals, der mit einer angedeuteten Verbeugung und einem Lächeln antwortete, das kaum seine schmalen Lippen kräuselte.
    »Seine Eminenz der Kardinal von Retz hat freundlicherweise eingewilligt, den Phönix fliegen zu lassen«, rief der Großmeister. »Nun wollen wir erfahren, wie lange sein Flug dauern wird.«
    Der Purpurgewandete schlug dreimal mit seinem Brevier auf die Bank. Es war nur eine sachte Bewegung, aber die Stille in dem großen Saal war so vollkommen, dass Fulminacci das vielfache Echo der leichten Schläge in den hohen Gewölbebögen hören konnte.
    Melchiorri verbeugte sich, griff nach einem dekorativ gearbeiteten Schlüssel um seinen Hals und ging auf den großen Metallvogel zu. Er steckte den Schlüssel in ein verborgenes Schloss an dessen Brust und drehte ihn dreimal feierlich herum, wodurch er offenbar einen Mechanismus im Innern des Wundervogels in Gang setzte. Alle Anwesenden vernahmen klar und deutlich das Anlaufen eines Räderwerks, das in ein regelmäßiges Ticken überging.
    »Der Phönix erhebt sich zum Flug!«, verkündete der Großmeister.
    Auf diesen Ausruf hin nahm der Spieler zu seiner Linken eine Karte von dem Stoß vor sich und legte sie auf den Tisch.
    »Stöcke vier für den Kardinal von Retz. Das Spiel beginnt«, erklärte Melchiorri.
    In der vordersten Reihe hob ein Aristokrat die Hand.
    Daraufhin zog der zweite Spieler eine Karte aus seinem Stapel und legte sie ebenfalls vor sich hin.
    »Schwerter sieben für den Marchese di Lendinara«, rief der Großmeister aus.
    Der Kardinal schlug mit dem Brevier, und der erste Spieler zog eine zweite Karte.
    »Schellen acht für den Kardinal

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