Das Blut des Skorpions
Verhältnis ging ein Sohn hervor, der gleich nach seiner Geburt fortgebracht wurde. In Anbetracht der damals herrschenden Verhältnisse war es nicht ratsam, die Geburt eines möglichen Thronerben, noch dazu aus katholischem Geschlecht, bekannt werden zu lassen.
Ein Haushofmeister Karls, einer seiner treuesten Diener, wurde damit beauftragt, den Knaben in Sicherheit zu bringen, der zuerst einem kleinen bayerischen Adeligen anvertraut wurde und später unter falschem Namen in das Novizeninternat von Paderborn eintrat, um Jesuit zu werden.
Die Affäre wurde jedoch nicht so streng geheim gehalten, wie Karl sich das erhofft hatte. Als der König bereits verstorben war und Gustav Adolf seine Nachfolge angetreten hatte, erfuhr jemand auf irgendeine Weise von der Existenz des Bastards und beschloss, seinen Vorteil daraus zu ziehen. Bedauerlicherweise muss ich sagen, dass dies ein Schachzug des katholischen Lagers war. Der Gegenschlag der Protestanten ließ nicht lange auf sich warten. Um den Erben auszuschalten, wurde ein Meuchelmörder engagiert, der Skorpion, der in jenen Jahren gerade seine gewissenlose Laufbahn begann.
Der Haushofmeister Karls war zum Glück so vorsichtig gewesen, die Identität des Jungen gründlich zu vertuschen. Man wusste nur, dass der Thronanwärter dem Novizeninternat in Paderborn übergeben worden war. Doch der Mörder ließ sich davon nicht entmutigen und beschloss, alle Novizen zu töten, die in etwa das Alter von Karls illegitimem Sohn hatten.«
»Mein Gott, das ist ja furchtbar!«, rief der Maler dazwischen.
»Allerdings, aber es stand so viel auf dem Spiel, dass die Verschwörer nicht davor zurückschreckten, ein Blutbad unter diesen Unschuldigen anzurichten. Ihr Plan wurde jedoch von der Ankunft Christians von Braunschweig durchkreuzt, der Paderborn belagerte und innerhalb von wenigen Tagen eroberte. Die Novizen wurden im ganzen Land verstreut, sodass man nicht mehr feststellen konnte, was aus dem illegitimen Sohn geworden war.
Auf Gustav Adolf folgte Christine, und als die Königin abzudanken beschloss, stellte sich das Problem für beide Seiten erneut. Doch zu diesem Zeitpunkt besaß man entweder nicht die nötigen Informationen, um den verschwundenen Erben zu finden, oder man entschied sich für eine andere Strategie.
Nun aber, da Karl XI. in Lebensgefahr schwebt, ist es für die von Magnus de la Gardie angeführten Protestanten erneut sehr wichtig, den möglichen katholischen Thronfolger auszuschalten. Karl ist erst elf Jahre alt und hat natürlich noch keinen leiblichen Erben.
Die römische Kirche verfolgt genau das gegenteilige Ziel, wie Ihr verstehen werdet, nämlich den Erben am Leben und bei guter Gesundheit zu erhalten.«
»Dazu müsste man ihn doch nur an einen sicheren Ort bringen«, warf Fulminacci ein.
»Unglücklicherweise«, erklärte Beatrice, »wissen auch wir nicht, wer es ist.«
»Wir haben die Suche auf eine bestimmte Anzahl von Namen aus den Archiven der Gesellschaft Jesu beschränkt«, fuhr der Bischof fort, »aber wir wissen immer noch nicht genau, wer unser Mann ist. Erschwerend kommt noch hinzu, dass nicht einmal der Erbe etwas von seiner herausragenden Stellung weiß. Seit über sechzig Jahren lebt ein Jesuitenbruder unter uns, der nichts von seiner königlichen Herkunft ahnt. Aber unsere Feinde sind im Besitz irgendeiner Information, die wir nicht haben, vielleicht über ein besonderes Körpermerkmal des Nachfahren von Karl Vasa. Aus diesem Grund haben wir in den vergangenen Tagen versucht, den Skorpion lebendig zu fangen, aber er war uns immer eine Nasenlänge voraus. Jedenfalls gibt es jetzt nur noch zwei Überlebende der damaligen Novizenschar, und beide werden mit bewaffneter Eskorte in Kürze hier im Palast eintreffen. Auch der Skorpion wird kommen, um sein Werk zu vollenden und sich den Bernsteinanhänger zurückzuholen, der nach dem ersten Mord so glücklich in Eure Hände gelangt war.«
»Kurz und gut, jetzt geht es um die Wurst, wie man so schön sagt«, murmelte Fulminacci.
»Ganz recht«, bestätigte der Bischof. »Was in den nächsten Stunden geschieht, wird unabsehbare Auswirkungen auf das Kräftegleichgewicht in Europa und auch auf das Schicksal der katholischen Kirche haben. Deshalb habe ich mir erlaubt, Euch um Hilfe zu bitten.«
»Ein Einwand, Monsignore«, sagte der Maler. »Dieser Thronerbe muss die sechzig schon weit überschritten haben und weiß, wie Ihr sagt, nichts von seiner königlichen Herkunft. Was kann Euch ein Mann ohne
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