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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Regierungserfahrung nützen, der nur noch wenige Lebensjahre vor sich hat?«
    »Nun, dieser illegitime Erbe ist sozusagen eine Notlösung für den Fall, dass alles andere fehlschlägt«, antwortete de Simara. »Unsere bevorzugte Option ist die Rückkehr der Königin in ihre Heimat. Doch wir müssen uns für die Möglichkeit wappnen, dass Christine sich weigert, diesen Schritt in Betracht zu ziehen. Mag sein, dass mit dem Erben auf längere Sicht nichts gewonnen ist, aber es würde die delikate Frage der Thronfolge komplizieren und Magnus de la Gardies Pläne behindern, der gerade verzweifelt versucht, eine strategische Allianz mit Ludwig XIV. von Frankreich zu knüpfen. Wenn wir etwas mehr Zeit hätten und den gesamten diplomatischen Apparat in Bewegung setzen könnten, wäre es nicht unmöglich, den französischen König zum Einlenken zu bringen. Schweden wäre dann isoliert, und das würde eine Rückkehr Christines auf den Thron erleichtern.«
    Verwirrt und wenig überzeugt schüttelte Fulminacci den Kopf.
    »Ich bin gewiss kein Experte in diplomatischen Angelegenheiten«, sagte er schließlich, »und deshalb erscheint mir dieser Plan als der reine Wahnsinn. Aber selbst wenn alles, was Ihr sagt, zutrifft, verstehe ich nicht, wie ich Euch behilflich sein kann.«
    »Abgesehen von Capitaine de la Fleur seid Ihr der Einzige, der den Skorpion aus der Nähe beobachtet hat. Er wird selbstverständlich verkleidet erscheinen, zumal es sich um einen Kostümball handelt. Ich habe meine Musketiere im Palast und im Park verteilt, aber keiner von ihnen wäre in der Lage, ihn zu erkennen. Sie haben bloß die Zeichnung, die Ihr von ihm angefertigt habt, und heute Abend muss man auf andere Eigenarten achten, auf die Haltung oder den Gang zum Beispiel. Und nur Ihr könnt diese Eigenarten wiedererkennen. Ich bitte Euch lediglich darum, die Augen offen zu halten, Euch umzusehen und darauf zu achten, ob etwas Euren Verdacht erregt. Sobald Euch etwas merkwürdig vorkommt, sagt einem meiner Musketiere Bescheid – sie wissen, was zu tun ist.«
    »Ich habe den Skorpion bloß zweimal gesehen«, gab Fulminacci zu bedenken. »Beim ersten Mal war er als Bettler verkleidet, und beim zweiten Mal war es dunkle Nacht und der Mistkerl hat versucht, mich umzubringen. Es ist nicht so, dass ich ihn in aller Ruhe beobachten konnte, und ich weiß nicht, ob ich ihn wiedererkennen werde, besonders hinter einer Maske.«
    »Darüber bin ich mir im Klaren«, antwortete der Bischof, »aber eine bessere Möglichkeit haben wir nicht. Außerdem seid Ihr Maler und müsst daher über eine gute Beobachtungsgabe und einen Blick für Physiognomien verfügen. Seid Ihr bereit, uns zu helfen? Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass wir uns erkenntlich zeigen werden.«
    »Einverstanden«, sagte der Maler. »Ich werde mein Bestes tun, aber erwartet keine Wunder. Bleibt noch das Problem, dass Ihr die Identität des Thronerben nicht kennt. Ihr habt zwei Jesuiten, doch welcher ist der richtige?«
    »Darum kümmern wir uns bereits. Wie ich sagte, unterscheidet sich der Erbe möglicherweise durch ein körperliches Merkmal, ein Kennzeichen, durch das wir ihn identifizieren können. Ein Mitarbeiter von Kardinal Azzolini durchforstet gerade die Archive der Gesellschaft Jesu nach einem Hinweis. Der Kardinal ist überzeugt, dass er einen finden wird, wenn es einen gibt. Vielleicht erhalten wir noch heute Abend eine gute Nachricht. Und in der Zwischenzeit müssen wir uns mit dem Problem des Skorpions beschäftigen. Ich zähle auf Euch.«
    Der Bischof lächelte dem Maler und der Wahrsagerin aufmunternd zu und gesellte sich wieder zu der Gruppe.
    Fulminacci wartete, bis er außer Hörweite war.
    »Du hast das alles gewusst«, platzte er dann vorwurfsvoll heraus, »und mir nichts davon gesagt.«
    »Ich konnte dir nichts sagen, Nanni«, entgegnete Beatrice. »Bitte versuch das zu verstehen.«
    »Ich wusste noch nicht einmal, dass du als Spionin arbeitest«, flüsterte der Maler.
    »Das ging dich ja auch nichts an. Außerdem, hast du wirklich geglaubt, dass ich von dem bisschen Geld, das ich mit dem Tarot und den Heilkräutern verdiene, leben kann? Ich habe schon einmal Hunger gelitten in meinem Leben, und es hat mir nicht gefallen. Im Übrigen ist ›Spionin‹ nicht der richtige Ausdruck. Ich sammle hier und da ein paar Informationen und gebe sie an höhere Stellen weiter.«
    »Ich vermute, auch der gute Zane gehört zu deiner Bande«, sagte Fulminacci bissig.
    »Ja, auch Zane arbeitet

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