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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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von der gelehrten Disputation zwischen dem Augustiner und dem Jesuiten zu sein schien. Erst als er sie kurz, aber fest in den verlängerten Rücken kniff, konnte er sie von der Debatte der Wissenschaftler ablenken. Ihr Blick hätte ihn vernichtet, wenn seine Besorgnis ihn nicht vollkommen unempfindlich gegen solche Signale gemacht hätte.
    Sie entfernten sich ein paar Schritte von den Mönchen, derweil der Großmeister durch die Darlegung einiger eigener Beobachtungen das Gespräch in Gang hielt, um die Gelehrten weiter zu beschäftigen.
    »Du hast mir wehgetan«, zischte die Kartenlegerin. »Ich hoffe nur, es gibt einen guten Grund dafür.«
    »Einen ausgezeichneten Grund, glaub mir«, erwiderte der Maler. »Muti ist hier.«
    Beatrice schluckte und legte eine Hand auf die Brust.
    »Was… Was zum Teufel macht er hier?«
    »Er ist wegen uns hier, Beatrice, keine Frage.«
    »Solange wir uns im Palast aufhalten, kann er uns nichts tun«, sagte sie, wirkte aber selbst nicht recht überzeugt von ihren Worten.
    »Darum geht es ja gerade. Ich habe mit Melchiorri darüber gesprochen, und wir sind sicher, dass sie versuchen werden, dich zu entführen, damit wir ihnen folgen, um dich zu befreien, was wir zweifellos tun würden. Wenn sie uns dazu bringen, den Palazzo Riario zu verlassen, sind wir Brennholz. Du darfst also nie von unserer Seite weichen, aus keinem Grund der Welt. Melchiorri denkt über einen Plan nach, der uns aus dieser Patsche heraushilft, aber dazu braucht er ein bisschen Zeit, und ihm wird nichts einfallen, wenn er sich den ganzen Abend Sorgen um dich machen muss, verstehst du?«
    »Wie soll Muti mich denn ungesehen hier rausschaffen? Es sind mindestens tausend Gäste im Palast, das würde doch auffallen.«
    »Wusste ich’s doch, dass du anfangen würdest zu diskutieren. Du bist starrköpfiger als eine Eselin. Mach dir keine Gedanken darüber, wie sie es anstellen würden. Dieser Mann ist listig wie ein Fuchs und bösartig wie Satan persönlich – er hat garantiert etwas ausgeheckt, das funktioniert, wenn wir nicht aufpassen. Solange du dicht bei uns bleibst, bist du einigermaßen sicher, aber sobald du dich auch nur für einen Augenblick entfernst, bringst du dich und damit auch uns in Gefahr, kapiert? Antworte mir!«
    Es war offensichtlich, dass die junge Frau mit sich rang: Einerseits wollte sie dem jähzornigen Maler nicht das letzte Wort lassen, andererseits war der Gedanke, erneut in den Fängen der Inquisition zu landen, allzu schrecklich. Am Ende obsiegte die noch frische Erinnerung an den Folterkerker, und sie gab nach.
    Die beiden gingen wieder zu den anderen und taten, als wäre nichts.
    »Gewiss scheinen die Anomalien in den Umlaufbahnen der Jupitermonde, wie sie der große Galileo beobachtet hat, Eure These zu bestätigen«, sagte Kircher gerade. »Doch wenn man weitere Aspekte des Phänomens untersucht, kommt man zu anderen Schlussfolgerungen. Ich weiß, dass ein junger englischer Astronom, ein gewisser Newton, eine Methode zur Reihenbeobachtung entwickelt hat sowie einen Satz, mit dem man einen beliebigen Exponenten eines beliebigen Binoms dieser Reihen reproduzieren kann. Wenn wir nun diese Methode auf das fragliche Problem anwenden, besteht kein Zweifel, dass…«
    Fulminacci, der sich zuerst bemüht hatte, den Darlegungen des Jesuiten zu folgen, gab bei den Feinheiten der reinen Mathematik auf und ließ den Blick durch den Raum schweifen.
    Als er Pater Kircher etwas genauer in Augenschein nahm, bemerkte er, dass dieser ebenfalls sehr bedrückt wirkte, sosehr er auch in den Disput vertieft sein mochte.
    Schon seit Tagen befand sich der Pater in einem Zustand der Angst und Besorgnis, der ihm sonst nicht eigen war, und der Maler bedauerte es von Herzen, dass diese undurchsichtige Intrige auch das ruhige Gelehrtenleben des guten Jesuiten beeinträchtigte, der zu den wenigen Menschen gehörte, die je ein ernsthaftes Interesse an ihm gezeigt hatten.
    Auch Melchiorri, ein alter Hase auf dem Parkett der mondänen Gesellschaft, war nicht gerade glänzend in Form. Er beteiligte sich zwar lebhaft an der Diskussion und trug seine übliche lässige Ungezwungenheit zur Schau, aber man sah, dass er dabei jede Menge Gedanken wälzte, um eine Lösung für eine scheinbar ausweglose Situation zu finden.
    Plötzlich erklangen helle, laute Trompetenstöße: Der Moment, auf den alle gewartet hatten, war gekommen. Die Königin von Schweden hielt Einzug in den Saal, um das Fest offiziell zu eröffnen.
    Die

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