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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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hätte ohne die Hilfe des Freundes einen Kardinal nicht von einem Kellner unterscheiden können. Der Großmeister dagegen bewegte sich in dieser Welt wie ein Fisch im Wasser und erkannte jeden, egal wie verhüllend und ausgefallen sein Kostüm sein mochte.
    »Das ist der Herzog von Poli«, murmelte Melchiorri und deutete mit dem Kopf zur Tür, »der Bruder des Kardinals Conti, er spielt eine wichtige Rolle am Hof der Königin. Die Dame in seiner Begleitung ist Isabella Muti, seine Frau.«
    »Muti?«, sagte Fulminacci erschrocken. »Ist sie etwa verwandt mit…?«
    »Nein, nein, sie hat nichts mit dem Inquisitor zu tun. Bloß eine zufällige Namensgleichheit, aber auch sie ist ein schwieriger Charakter, kann ich dir sagen. Ihr Mann dagegen ist ein aufgeblasener Lackaffe mit dem Gehirn einer Fliege. Sehr elegant allerdings, das muss man ihm lassen. Und da kommt auch schon der Kardinal Conti. Man munkelt, er habe eine Affäre mit der Frau seines Bruders.«
    »Und wer ist das da?«, fragte Fulminacci und deutete auf einen Purpurgewandeten.
    »Das ist Kardinal Giulio Rospigliosi, einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von Papst Alexander. Sollte er wirklich den Stuhl Petri besteigen, dann Gnade uns Gott.«
    »So etwas hat Jacopo, dein Assistent, auch schon gesagt. Ist er tatsächlich so gefährlich?«
    »Schlimmer als das, er wäre das Ende! Ich verstehe nicht, wieso Azzolini ihn unterstützt. Wenn er Papst wird, können wir dem schönen Leben Ade sagen.«
    »Da redest du aber nur von dir«, erwiderte der Maler. »Ich habe noch nichts von einem schönen Leben bemerkt, seit ich in Rom bin.«
    »Du hast ja keine Ahnung«, sagte der Großmeister. »Sollten wir uns Rospigliosi als Heiligen Vater einhandeln, wirst du dich noch nach den mageren Zeiten von heute zurücksehnen. Er ist geiziger als ein Wucherer, strenger als ein Dominikaner, reizbarer als ein Dragoner. Es würde mich nicht wundern, wenn er den Hunden Unterhosen anziehen lassen würde, um die öffentliche Moral nicht zu gefährden. Aber lassen wir das Thema, es verdirbt uns nur die Laune. Genießen wir lieber diesen großen Auftritt dort.«
    »Was für eine wunderschöne Dame«, sagte Fulminacci. »Wer ist sie?«
    »Schön ja, aber giftiger als eine Schlange. Du hast die Ehre, deine pöbelhaften Augen auf Maria Mancini zu richten, Nichte von Kardinal Mazarin und Frau von Lorenzo Onofrio Colonna, Oberreichsmarschall von Spanien. Seit sie vor drei Jahren nach Rom gekommen ist, rivalisiert sie mit der Königin um den Ruf als beliebteste Gastgeberin und versammelt ebenfalls die vornehmste Gesellschaft der Stadt in ihren Salons. Christine hasst sie, ein Gefühl, das die Mancini von Herzen erwidert.«
    »Warum hat sie sie dann eingeladen?«
    »Machst du Witze? Soll sie ihr diese Genugtuung gönnen? Niemals. Die Einladung für die Mancini ist als erste rausgegangen. Christine wird versuchen, sie auf jede erdenkliche Weise zu blamieren und bloßzustellen. Da werden wir noch was erleben, wart’s ab. Aber hier kommt der Herzog von Créqui, der französische Gesandte beim Heiligen Stuhl, noch so ein eitler Pfau ohne nennenswerte Qualitäten, abgesehen von seiner adeligen Herkunft. Dahinter hält Monsignor Lascaris Einzug, ein enger Vertrauter Azzolinis, der, wie man hört, schon den Kardinalshut für ihn bereithält. Ein kluger und schweigsamer Mann. Nicht ungefährlich. Man sollte ihm nicht auf die Füße treten.«
    »Und wer ist der Fettsack, der da gerade hereinkommt?«
    »Das ist Kardinal Imperiali, der Gouverneur von Rom. Ein großer Esser, ein großer Hurenbock, ein großer Spieler, ansonsten eine komplette Null. Jetzt pass mal auf. Achte auf den Gesichtsausdruck von Maria Mancini. Siehst du? Sie macht eine Miene, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen. Und weißt du, warum? Guck dir die Dame an, die gerade eintritt.«
    »Hübsch, wenn auch nicht mein Typ«, kommentierte der Maler.
    »Das ist Donna Ottavia Giustiniani, eine Gesellschaftsdame der Königin und die einzige Person auf der Welt, die von der Mancini noch mehr gehasst wird als Christine. Sie ist die Tochter eines Barbiers in Pesaro und heißt eigentlich Pazzaglia mit Nachnamen, aber die Königin hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihr einen Adelstitel verleihen zu lassen. Alle wissen, dass sie das Bett mit Christine teilt, aber niemand traut sich, etwas zu sagen.«
    »Das Bett mit ihr teilt? Wie meinst du das?«
    »Na ja, wie ich es sagte. Was die Fleischeslust angeht, pflegt

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