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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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schwer vorstellbar, dass einer von diesen beiden der schwedische Thronerbe sein sollte. Sie wirkten eher wie zwei Landpröpste, die rein zufällig in eine Gesellschaft hineingeraten waren, der sie sich nicht ganz gewachsen fühlten.
    Fulminacci konnte seinen müßigen Gedanken nicht weiter nachhängen, denn der laute Knall eines Schusses aus einer Feuerwaffe ließ alle aufschrecken.

KAPITEL LIX
     
    Unwillkürlich griff der Maler an seine Seite, wo er normalerweise den Degen trug, aber seine Hand tastete ins Leere. Niemand hatte bewaffnet auf dem Fest der Königin erscheinen dürfen, und Fulminacci bildete da natürlich keine Ausnahme.
    Er zog Beatrice an den Schultern zurück, um sie mit seinem Körper zu schützen, merkte aber bald, dass alles nur falscher Alarm war.
    Die Wände des Zeltpavillons, der bisher mit herabgelassenen Vorhängen am Rand des Platzes gestanden hatte, öffneten sich plötzlich und entließen eine kleine Schar maskierter Personen ins Freie, die mit lautem Geschrei in die Menge stürmte.
    Fulminacci erkannte sogleich die große, groteske Gestalt von Capitan Scaramuccia, einer der bekanntesten Figuren der Commedia dell Arte. Zwei Jahre zuvor hatte er ihren berühmten Darsteller bei einer Aufführung gesehen, aber nach allem, was er gehört hatte, hielt sich dieser zur Zeit in Frankreich auf und sorgte auf den Festen des jungen Königs für Unterhaltung. Christine musste ein Vermögen ausgegeben haben, um seine Schauspieltruppe zu engagieren und auf die andere Seite der Alpen zu bringen.
    Hinter dem Hauptmann Prahlhans kamen weitere vertraute Figuren aus dieser Art von Komödie: Tartaglia, der geschwätzige, hohlköpfige Arzt, dann der geizige Kaufmann, die Diener Coviello und Pulcinella, der eine klug und spöttisch, der andere dumm und ungeschickt, ein junges Liebespaar, das sich vor den Fallstricken der Alten hüten musste, sowie eine neue, merkwürdige Figur, die der Maler noch nie zuvor gesehen hatte. Es handelte sich um eine unbekannte Maske, die offenbar eine Art Gegenpol zu Capitan Scaramuccia darstellen sollte. Die protzige, aber zerfetzte Kleidung, das große, um den dicken Bauch gegürtete Blechschwert, das künstlich gerötete Gesicht und die buschigen, ständig gerunzelten Augenbrauen deuteten auf eine ebenso aufgeblasene wie beschränkte Soldatenfigur hin, die vermutlich einen komischen Kontrast zu der körperlichen und verbalen Akrobatik des Leiters der Schauspieltruppe bilden sollte.
    Fulminacci wandte sich an Bellori, weil er dachte, dass der Kunsthändler, der mit der Königin auf vertrautem Fuß stand, bestimmt etwas über diese unerwartete Neuerung wusste.
    »Wer ist diese neue Figur?«, fragte er ihn.
    »Das ist der neueste Einfall von Tiberio Fiorilli – so heißt unser Capitan Scaramuccia wirklich –, den er frisch vom französischen Hof mitgebracht hat. Die Figur heißt Capitan Spingarda. Ich habe vor einigen Tagen den Proben beiwohnen dürfen und kann Euch versichern, dass die Wortgefechte zwischen den beiden Capitani äußerst erheiternd sind.«
    Inzwischen hatte ein irgendwo verborgenes kleines Orchester begonnen, einfache Volkslieder zu spielen.
    Die Handlung war wie üblich bei dieser Art von Darbietung Nebensache. Im Vordergrund standen die Possen der Schauspieler, ihre Mimik, ihre schwungvollen, fast kämpferischen Bewegungen, ihre in schwindelerregendem Tempo hervorgestoßenen Zungenbrecher, die harmlosen, aber einfallsreichen Streiche, die den besonders engstirnigen Figuren gespielt wurden – das war es, was das Publikum von seinen Lieblingen erwartete.
    Der große Tiberio Fiorilli enttäuschte die Erwartungen der Zuschauer nicht, und die Aufführung wurde mehrmals von Applaus und schallendem Gelächter unterbrochen.
    Als das Stück sich seinem Ende näherte, erfuhr Fulminacci von dem Kunsthändler, dass die Schauspieler sich nach der Aufführung im Publikum verteilen und es im Laufe des weiteren Abends mit Improvisationen, Possenreißereien und Pantomime unterhalten würden.
    Auch Beatrice, die im Gegensatz zu Fulminacci solche Vorführungen wenig zu schätzen wusste, war dankbar für das Intermezzo, das wenigstens dazu gedient hatte, die schwarze Wolke über dem Kopf ihres Begleiters zu vertreiben.
    Diese Art von Schauspiel war ungeheuer beliebt, und zwar sowohl beim einfachen Volk als auch bei den gehobenen Schichten. Beatrice hatte zwar Achtung vor den Fähigkeiten der Darsteller, fand aber die immer gleiche Handlung wenig interessant, die auf ein

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