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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Jacopo, nimm den Mörser.«
    Melchiorri ging zu einem der hohen Regale und begann, zwischen den Tongefäßen herumzustöbern, bis er fand, was er suchte. Mit einem langen, schmalen Löffel entnahm er einem der Gefäße ein dunkles Pulver und gab es in den Mörser.
    »Das ist die Basis«, sagte er, »die den Geschmack verdecken wird. Jetzt fügen wir die Wirkstoffe hinzu. Mal sehen… Ja, das hier ist gut«, murmelte er und reichte seinem Assistenten ein hellblaues Behältnis. »Nimm zwölf Samen und zerstoße sie zu Brei. Dies hier wird die Wirkung verstärken, und mit diesem stellen wir sicher, dass die Reaktion zur gewünschten Zeit eintritt. Jetzt alles noch mit ein wenig Rosenwasser verdünnen, aber pass auf, nur ein paar Tropfen, sonst wird es zu flüssig.«
    Jacopo betrachtete das Gemisch interessiert. Er hatte Kenntnisse in der alten und geheimnisvollen Kunst der Kräuterkunde erworben und verstand daher sehr gut, was das Mittel, das sie da zusammenbrauten, bewirken würde. Er enthielt sich jeden Kommentars, dachte aber, dass er nicht in der Haut desjenigen stecken mochte, der diese Lösung zu sich nahm.
    »Ich glaube, jetzt hat es die richtige Konsistenz«, bemerkte Melchiorri, der kritischen Auges die helle Pampe auf dem Grund des Gefäßes musterte. »Wir können es jetzt filtrieren. Nimm diese Leinenläppchen.«
    Das Gemisch wurde durch zwei kleine, übereinandergelegte Läppchen in eine Glasschale gedrückt, in der sich Tröpfchen für Tröpfchen eine Flüssigkeit ansammelte.
    Die Lösung war fast durchsichtig und behielt von der ursprünglich breiigen Konsistenz nur eine leicht bernsteinfarbene Nuance zurück.
    Jacopo reichte den Glasbehälter dem Meister, der den Inhalt ausgiebig beschnupperte.
    »Gut gemacht«, lautete sein Urteil, »der Geruch ist kaum wahrnehmbar. Wenn der Trank mit Wein vermischt wird, kann ihn niemand mehr herausschmecken.«
    Melchiorri goss die Flüssigkeit in eine kleine Ampulle um, die er mit einem Korken verschloss. In diesem Augenblick kam Zane herein und war mit zwei Schritten bei ihnen. Sein Gesichtsausdruck war wie immer gleichmütig und wurde nur durch die leise Melancholie in seinen Augen getrübt.
    »Da bist du ja«, sagte der Großmeister. »Ich habe eine wichtige Aufgabe für dich. Es handelt sich um ein schwieriges und gefährliches Unterfangen, von dem jedoch unsere Rettung abhängt. Bist du bereit dafür?«
    Der riesenhafte Slawe nickte nur. Sein Blick zeigte die gewohnte Entschlossenheit.
    »Gut, dann hör mir aufmerksam zu. Ich habe gesehen, dass du heute Nachmittag eine Runde durch den Park gedreht hast. Sicher sind dir diese beiden Pavillons aufgefallen, die ein bisschen abseits stehen…«
    Der Slawe nickte erneut.
    »Wie du festgestellt haben wirst, sind in diesen Pavillons die stillen Örtchen untergebracht, in denen die Damen und Herren gewisse körperliche Bedürfnisse verrichten können.«
    Zane schloss halb die Augen und verstand nicht, worauf der Großmeister hinauswollte.

KAPITEL LX
     
    Der Skorpion schloss den Schrankkoffer geräuschlos; bis jetzt war alles wie am Schnürchen gelaufen.
    In der Zeit, in der die Schauspieler draußen ihre Komödie aufgeführt hatten, hatte er jeden Koffer, jede Kiste, jeden Garderobenständer untersucht. Als er die gewünschte Kiste gefunden hatte, hatte er sie umgekippt und den gesamten Inhalt um sie herum verstreut.
    Anschließend hatte er sich wieder in der Ecke des Pavillons versteckt, in der die Kostüme lagerten, die an diesem Abend nicht gebraucht wurden, sodass dort aller Wahrscheinlichkeit nach niemand herumkramen würde.
    Am Ende des Stücks kehrten die Schauspieler wie vorausgesehen in den Pavillon zurück, um sich frisch zu machen. Ihre Darbietungen umfassten nicht nur die schauspielerische Leistung, sondern auch eine Reihe von anstrengenden akrobatischen Kunststücken. Die Komödianten mussten sich also umziehen, da sie sich schlecht in ihren zerknitterten und schweißdurchtränkten Kleidern zu all den adeligen Damen und würdevollen Herren gesellen konnten.
    Sie beeilten sich mit dem Wechseln der Garderobe, um danach sofort wieder hinauszugehen und mit ihren Possen weiterzumachen.
    Nur der Schauspieler, der die Rolle des Capitan Spingarda verkörperte, hatte Schwierigkeiten mit seinem Kostümwechsel, da seine Kleiderkiste umgestoßen worden war und die Sachen in einem Haufen durcheinanderlagen.
    Mit einem Schwall von Flüchen über den unachtsamen Trottel, der dieses Fiasko angerichtet hatte, brachte er

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