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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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infantiles Publikum zugeschnitten und nicht viel anspruchsvoller war als die Kasperltheaterstücke, die man auf vielen Plätzen Roms zu sehen bekam.
    Persönlich bevorzugte sie Dramen im französischen Stil wie zum Beispiel von Racine, in denen die Personen nicht stereotype Masken, sondern eigenständige Charaktere waren und die Zuschauer durch die Darstellung und Betrachtung menschlichen Leids bewegten.
    Doch wenn sie die schlechte Laune ihres Gefährten vertrieb, war ihr auch die Commedia dell’Arte willkommen. Solange er sich über die Scherze der Komödianten amüsierte, vergaß er glatt, sie mit seinen unerträglichen Marotten zu quälen.
    Neues Gelächter begleitete den zigsten Schlagabtausch zwischen den beiden Hauptmännern, obwohl der Ausgang allen wohlbekannt war: Spingarda hatte zwar nach seiner großen Arkebuse gegriffen, aber Scaramuccia wich dem Angriff mit einem Luftsprung aus, worauf der Gegner mit Getöse zu Boden fiel und die anderen Figuren höhnische Grimassen schnitten.
    Die Niederlage des tumben, prahlerischen Soldaten leitete das glückliche Ende des Stücks ein, an dem die beiden jungen Liebenden, die lange durch die boshaften Machenschaften der alten Pedanten behindert worden waren, mithilfe von Capitan Scaramuccia triumphierten und in den Hafen der Ehe einliefen.
    Am Schluss applaudierte das Publikum begeistert, und die Schauspieler kehrten nach der letzten Verbeugung in ihr Zelt zurück.
    Nur Pater Kircher schien nicht an der allgemeinen Heiterkeit teilzuhaben.
    Beatrice war aufgefallen, dass der bejahrte Jesuit sich während der gesamten Aufführung mit betrübter, nachdenklicher Miene abseits gehalten hatte. Nun ging er auf einen der äußeren Pavillons zu, wo er zögernd stehen blieb, als wüsste er nicht, was er tun sollte.
    Den immer noch lachenden Maler hinter sich herziehend, trat sie zu dem Mönch, um ihm ein wenig Trost zu spenden, auch wenn sie den Grund für seine bedrückte Stimmung nicht kannte.
    Als Pater Kircher die beiden neben sich bemerkte, wandte er den Kopf und sah sie mit einem Blick an, als wäre er gerade Zeuge eines furchtbaren, nur für ihn sichtbaren Schauspiels geworden.
    Der Skorpion wartete geduldig.
    Bis jetzt war alles nach Plan verlaufen.
    In den Palast einzudringen war nicht besonders schwer gewesen. Bei über tausend Geladenen, bei all dem Kommen und Gehen von Kutschen, Dienern und Lakaien konnte es nicht als große Herausforderung betrachtet werden, sich in die prunkvolle Residenz der Königin von Schweden einzuschmuggeln. Fieschi hatte ihm wie versprochen seine volle Unterstützung gewährt, und er war mit den Kostümen der Schauspieltruppe hineingelangt, ohne dass die Schauspieler selbst etwas davon bemerkten. Man hatte lediglich ein paar Lastenträger bestechen müssen.
    Nun kam der schwierigere Teil.
    Der Skorpion bebte innerlich vor Erregung, doch er zwang sich zur Beherrschung. Jeder Schritt war minutiös ausgearbeitet worden, und Ungeduld konnte sich zu diesem Zeitpunkt als fatal erweisen.
    Er musste den richtigen Moment abwarten.
    Der Auftragsmörder hörte den Applaus von draußen, der durch die schweren Stoffdraperien des Pavillons nur wenig gedämpft wurde, und wusste, dass die Vorführung sich dem Ende näherte. Er kauerte sich tiefer hinter einen großen Schrankkoffer und ging in Gedanken noch einmal sein Vorhaben durch, um es auf kritische Punkte abzuklopfen. Die Schwachstellen traten ihm noch deutlicher vor Augen als bei der Planung, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Würfel waren gefallen, und egal, wie viele Risiken er eingehen musste, er würde nicht von seinem Vorsatz ablassen.
    Er würde seinen Auftrag endgültig erfüllen, nur darauf kam es an.
    Der Applaus verebbte, und kurz darauf hörte er, wie die Vorhänge bewegt wurden und die Schauspieler hereinkamen, die sich aufgeregt über ihren Erfolg unterhielten.
    Das Warten würde bald ein Ende haben.
    »Hast du alles verstanden?«, fragte Melchiorri und sah dem Jungen in die Augen.
    »Kein Problem, Herr… äh, Meister. Ihr könnt beruhigt sein, ich werde nichts vergessen.«
    »Gut, Battistino, dann geh jetzt. Und verlauf dich nicht unterwegs.«
    »Ich werde den direkten Weg nehmen, gerade wie eine Musketenkugel. Ihr werdet sehen, ich bin zurück, bevor Ihr zwei Vaterunser beten könnt.«
    Der Junge rannte aus dem Zimmer und hielt dabei seine Mütze mit einer Hand fest.
    »So weit, so gut«, sagte der Großmeister mehr zu sich selbst. »Jetzt werden wir den Trank herstellen.

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