Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
Vom Netzwerk:
verliehen. Er hatte allerdings noch nie gehört, dass die Bettler sich neben ihren üblichen Geschäften auch mit Raub und Mord beschäftigten, obwohl man in einer Stadt wie Rom mit allem rechnen musste.
    Fulminacci konnte sich nicht weiter in diese Überlegungen vertiefen, denn seine Wunden, so oberflächlich sie waren, brannten höllisch. Er musste eine Möglichkeit finden, sie zu behandeln, bevor sie sich entzündeten.
    Außerdem musste er einen anderen Schlafplatz für die Nacht finden. Seine eigene Unterkunft erschien ihm nicht länger sicher.
    Er beschloss, sich einen Zufluchtsort zu suchen, an dem er bleiben konnte, bis er den Grund für diesen Überfall herausgefunden und dafür gesorgt hatte, dass sich so etwas nicht wiederholte.
    Vorsichtig trat er aus der Gasse und ging auf das Tiberufer zu, wo er bei Beatrice unterzukommen hoffte, einer guten Freundin, die ihn schon mehr als einmal aufgenommen hatte, auch mitten in der Nacht.
    Beatrice wohnte in einer elenden Hütte direkt hinter der Uferbefestigung, wo sie sich ihren Lebensunterhalt als Wahrsagerin, Kartenlegerin und Heilerin verdiente. Viele hielten sie für ein bisschen verrückt, andere sogar für eine Hexe, aber Fulminacci hatte bei der treuen Freundin immer eine Schulter gefunden, an der er sich ausweinen und sein Schicksal als unverstandener, mittelloser Künstler beklagen konnte.
    Er bewegte sich achtsam durch die stillen Gassen und mied die großen Straßen. Zweimal war er gezwungen, sich in einen Hauseingang zu flüchten, um den Wachen auszuweichen. Auf diese Weise musste er Umwege gehen und konnte nicht die kürzeste Strecke nehmen.
    Als er bei Beatrice ankam, war es schon tiefe Nacht.
    Trotz der späten Stunde öffnete sie sofort auf sein Klopfen und ließ ihn wortlos ein, als hätte sie bereits geahnt, dass er in Schwierigkeiten steckte.
    Mit einem dankbaren Lächeln betrat der Maler ihre Wohnung. Der Raum war dunkel und verraucht und mit allen möglichen Gegenständen vollgestopft. Dicke Kräuterbündel hingen zum Trocknen an den geschwärzten Balken der niedrigen Decke, und mehrere Katzen schlichen herum, beschäftigt mit ihren rätselhaften Angelegenheiten.
    Beatrice bot ihm einen Schemel an, und nachdem er seinen Umhang und den Rock abgelegt hatte, verarztete sie seine Wunden, wozu sie sich einer wenig vertrauenerweckenden Salbe bediente. Das Mittel war ölig und stank, linderte aber in kürzester Zeit das Brennen. Anschließend verband sie die Schnitte mit langen, dünnen Baumwollstreifen und befestigte die Enden mit Stecknadeln.
    »Nichts Ernstes«, bemerkte sie, als sie fertig war. »In ein paar Tagen bist du wie neu. Was war los, wieder eine Tavernenkeilerei?«
    Der Maler schüttelte den Kopf und sah sie an. Das schwache Licht und die dichte kupferrote Haarflut, die ihr Gesicht umrahmte, machten es schwierig, ihre Miene zu deuten. Doch Fulminacci kannte sie gut genug, um zu wissen, dass ein sarkastisches Lächeln um ihren Mund spielte.
    »Nein«, sagte er. »Keine Rauferei und kein Glücksspiel diesmal. Mir ist etwas Merkwürdiges passiert, etwas ziemlich Beunruhigendes. Hör zu.«
    Er erzählte Beatrice von den Vorfällen des Tages, erwähnte aber sicherheitshalber den Bernsteinanhänger nicht. Wenn es um einen Haufen Geld ging, konnte man nie vorsichtig genug sein. Zwar misstraute er ihr nicht, aber es war immer besser, die Begierde anderer nicht unnötig zu wecken.
    »Ach was«, sagte die junge Frau, als er geendet hatte. »Ich glaube nicht, dass Romoletto die beiden Mörder gedungen hat. Ich kenne ihn gut, zu so etwas wäre er nicht fähig. Außerdem, warum sollte er den Mann umbringen lassen, den er zu seinem Schwiegersohn machen will? Er hätte dir höchstens, und dazu muss ich meine Fantasie schon sehr anstrengen, ein paar halb betrunkene Fuhrknechte auf den Hals hetzen können, um dir eine schöne Abreibung verpassen zu lassen. Aber jemanden bezahlen, damit er dich absticht? Niemals. Abgesehen von der Sache mit Rosetta schuldest du ihm doch auch einen Haufen Geld, soweit ich weiß – wenn du tot wärst, könnte er das vergessen.«
    »Dann bleibt nur noch Scanna übrig«, seufzte der Maler. »Gestern Abend habe ich wieder beim Kartenspiel gegen ihn und seine Spießgesellen verloren. Ich glaube, ich schulde ihm mittlerweile dreißig Scudi. Und er hat mich früher schon einmal bedroht, erinnerst du dich?«
    Beatrice blieb skeptisch. »Das würde mich wundern. Dieser Scanna ist trotz seines schurkischen Namens nur ein kleiner

Weitere Kostenlose Bücher