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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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regelrechte Schlacht beginnen, um ihn zu fassen. Sie hatten Glück, dass er von einem Büchsenschuss getroffen wurde, sonst wäre er ihnen wieder entwischt. Er hat fast sechs Jahre lang Furcht und Schrecken im Umland verbreitet, und jetzt ist es mit ihm vorbei.«
    Der Karren setzte seinen Weg zwischen den beiden Hälften der lärmenden Masse fort. Die Römer warfen dem Verurteilten obszöne Scherze und Schmährufe an den Kopf, und dieser zeigte sich keineswegs furchterstarrt angesichts des bevorstehenden Todes, sondern zahlte es ihnen schlagfertig mit gleicher Münze zurück.
    »Kaltblütig ist er ja, das muss man ihm lassen«, bemerkte Fulminacci.
    »Ja, keine Frage«, antwortete Giovanni. »Er ist zwar ein Verbrecher und Mörder, aber Mut hat er. Allerdings haben sie ihn gewiss eine halbe Flasche Grappa trinken lassen, ehe sie ihn auf den Platz brachten. Der Papstkönig legt Wert darauf, dass seine Hinrichtungen ein gutes Schauspiel für das Volk abgeben. Es ist nämlich schon passiert, dass die Wachen wimmernde und vor Angst bereits halb tote Verurteilte aufs Schafott schleifen mussten, und so etwas kommt bei den Leuten gar nicht gut an. Deshalb geben sie ihnen jetzt immer ordentlich zu trinken, ehe sie vor den Henker geführt werden. Klar, wenn einer von vornherein keinen Mut hat, macht ihm auch der Grappa keinen. Aber er hilft, so oder so. Und die Geschäfte laufen besser, muss ich sagen.«
    Vor dem Schafott hielt der Karren an. Zennaro, dessen Hände auf dem Rücken gefesselt waren, stieg mithilfe der Wachen herunter und ging ohne weitere Aufforderung die sechs Stufen zum Richtblock hinauf.
    Ein Dominikanerpater kam mit einem Kreuz in der Hand auf ihn zu, um ihm den letzten geistlichen Trost zu spenden, doch der Räuber stieß den Pater mit einem Fluch von sich, worauf die Menge mit begeisterter Zustimmung reagierte.
    »Henker«, schrie Zennaro mit dröhnender Stimme und breitem römischem Akzent, »wo bist du?«
    Ein Mann mit schwarzer Kapuze über dem Kopf baute sich vor ihm auf.
    »Tu deine Arbeit und schlag gut zu, wenn’s geht. Aber vorher lass mich noch zwei Worte an dieses freundliche Publikum richten. Liebe Christen! Ihr seid hierher zu diesem öffentlichen Platz gekommen, um mich sterben zu sehen, aber ich habe nichts für euch übrig. Ich habe gelebt wie ein Mann und werde bei Gott auch sterben wie ein Mann. Ihr dagegen seid wie die Schafe und werdet sterben wie die Schafe. Ob es durch Hunger, Pest oder das Tertianafieber ist, was macht das schon für einen Unterschied? Man klagt mich an, einen Haufen Leute ausgeraubt zu haben, und das stimmt, bei der Madonna! Ich habe es mit offenem Visier und der Flinte in der Hand getan, und ich bereue nichts. Aber die Fürsten und der Papst, was machen die anderes als ich? Denkt darüber nach, Leute, überlegt, wer der größere Verbrecher ist. So, ich bin fertig, Henker. Du kannst dir jetzt deine Brötchen verdienen.«
    Man ließ den Verurteilten vor dem Richtblock niederknien und drehte seinen Kopf in die richtige Position. Der Henker hob das Beil. Plötzlich verstummte das Stimmengewirr. Alle hielten den Atem an und warteten auf den tödlichen Hieb.
    Endlich fiel das Beil. Der säuberlich abgetrennte Kopf rollte in den groben Strohkorb unter dem Richtblock, und Blut spritzte in hohem Bogen über die ersten Zuschauerreihen.
    Die Hinrichtung wurde von einem Aufschrei erregten Entsetzens begleitet, der sich zu Raserei steigerte, als der Henker den abgeschlagenen Kopf aus dem Korb hob und der Menge zeigte.
    Das Geschrei hielt noch ein paar Minuten an, dann legte sich die Aufregung allmählich, und die Zuschauer zerstreuten sich.
    Während die Leute davonströmten, ertönte auf einmal ein Schrei vom anderen Ende des Platzes her. Die Menschenmenge wogte wie hohes Gras im Wind, und alle fragten laut, was passiert sei.
    Auch Fulminacci schob sich in die Richtung, aus der die Schreckensrufe zu kommen schienen.
    Nach und nach, indem er hier ein Wort und da einen halben Satz aufschnappte, erfuhr er, dass ein weiterer Geistlicher ermordet aufgefunden worden war, und zwar in der Kirche Santa Maria dell’Anima, in der Nähe der Piazza Navona.
    Er ließ sich von der murmelnden Menge mitziehen und erreichte die große Piazza, wo er sich mit Ellbogengewalt einen Weg durch das Gewühl bahnte, bis er die Fassade der Kirche sehen konnte, doch danach kam er keinen Schritt weiter.
    Ein Kordon von Soldaten in der Uniform der pästlichen Wache sperrte den Kirchplatz ab und hielt die

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