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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Gauner. Ein Zuhälter, ein Betrüger, ein Falschspieler. Solche Leute bedienen sich anderer Mittel. Hast du immer noch nicht kapiert, dass er und seine Bande dich als eine sichere Geldquelle für die Zukunft betrachten? Solange du beharrlich weiter mit ihnen und ihren gezinkten Karten spielst, werden sie sich hüten, dir ein Haar zu krümmen. Nein, es muss etwas anderes dahinterstecken. Du sagst, die beiden Kerle sahen wie Bettler aus?«
    »Na ja, es war dunkel«, antwortete der Maler, »und sie wollten mich umbringen. Aber sie wirkten wie Bettler auf mich, wie die, die man am Campo dei Fiori sieht.«
    »Auch das ist höchst seltsam. Du weißt das vielleicht nicht, weil es in deiner Heimat anders ist, aber hier in Rom sind die Bettler in sogenannten Gilden organisiert. Sie arbeiten ähnlich wie die Zünfte, mit einer Rangordnung und allem Drum und Dran. Diese Gilden treffen oft Übereinkünfte mit der Obrigkeit. Jede hat so ihre Spezialität: Verkauf von falschen Reliquien, Bettelei vor den Kirchen und anderes mehr. Es kommt mir unwahrscheinlich vor, dass ein paar von ihren Mitgliedern plötzlich eingefallen sein soll, ihre Einkünfte mit bezahlten Morden aufzubessern. Die Anführer der Bruderschaften würden sofort davon erfahren. Diese Anführer wachen nämlich streng darüber, dass die Abmachungen nicht verletzt werden, um Ärger mit den Sbirren zu vermeiden. Wer die Regeln bricht, nimmt ein böses Ende, das kannst du mir glauben. Nein, das passt einfach nicht zusammen. Die beiden Meuchelmörder hatten sich vielleicht als Bettler verkleidet, aber sie gehören gewiss keiner der römischen Bruderschaften an. So, jetzt gehst du aber besser schlafen, du siehst erschöpft aus. Im Nebenzimmer steht wie immer das Feldbett bereit.«

KAPITEL VIII
     
    Fulminacci erwachte kurz nach Sonnenaufgang vom Geläut der nahen Pfarrkirche.
    Er brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern, wo er war. Die Ereignisse des vergangenen Tages tauchten nur verschwommen wie ein unangenehmer Traum wieder auf.
    Er erhob sich von dem schmalen Bett und merkte, dass ihm alles wehtat. Die Verletzungen an den Armen brannten noch immer ein bisschen, aber vor allem fühlten sich seine Muskeln steif und schmerzend an. Er schüttelte den Kopf, um die Nebel des Schlafs zu vertreiben, kleidete sich schnell an und ging in das andere Zimmer, wo Beatrice schon an einem runden Tischchen saß und Karten auf der rissigen, unebenen Holzplatte verteilte.
    »Ich lege dir die Karten«, verkündete sie.
    Fulminacci war verblüfft über die scharfen Sinne seiner Freundin. Obwohl er kaum ein Geräusch gemacht hatte und sie ihm den Rücken zukehrte, hatte sie seine Anwesenheit sofort bemerkt.
    »Die Botschaft ist nicht sehr klar, es gibt ein paar veränderliche Größen, die schwer zu deuten sind. Aber du solltest dich vor einem gefährlichen Tier hüten. Einem kleinen, aber tödlichen Tier. Falls dich das interessiert, da du ja gewöhnlich auf nichts und niemanden hörst.«
    Fulminacci beeilte sich, die erforderlichen Beschwörungen zu murmeln, um mögliches Unglück abzuwenden.
    »Ich habe noch mal über das nachgedacht, was du mir gestern Nacht erzählt hast, aber ich bin ratloser als je zuvor. Vielleicht ist es am besten, wenn du zum Campo dei Fiori gehst und mit Giovanni da Camerino sprichst. Das ist das Oberhaupt der Compagnia degli Sbasiti, einer der Bettlerbruderschaften, die ich erwähnt habe. Ich kenne ihn gut, er ist ein anständiger Mann. Wenn jemand etwas über deine seltsamen bewaffneten Bettler weiß, dann er. Du findest ihn vor dem Brunnen.«
    »Wie soll ich ihn erkennen? Am Campo dei Fiori ist immer ein Riesengetümmel.«
    »Er ist um die sechzig und hat ein rundes, wohlgenährtes Gesicht. Aber keine Sorge, der Brunnen ist sein Kommandoposten, von dem er sich tagsüber nur selten entfernt. Du wirst ihn leicht finden.«
    »Kann ich heute Nacht wieder bei dir schlafen? Ich habe Bedenken, nach Hause zu gehen.«
    »Natürlich, komm her, solange du willst.«
    »Gut, dann geh ich jetzt zum Campo dei Fiori. Und Beatrice…«
    Die Wahrsagerin hob den Blick von den Karten.
    »Danke für alles.«
    »Ich bitte dich, mach ich doch gern.«
    Der Maler warf seinen Umhang über, setzte den großen Hut auf und ging am Tiberufer entlang.
    Auf dem Campo dei Fiori hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, um der Hinrichtung eines verurteilten Straßenräubers beizuwohnen. Solche öffentlichen Exekutionen waren stets eine Attraktion für die kleinen Leute, denn

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