Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
Vom Netzwerk:
du…«, versuchte er auszuweichen.
    »Du hast mir nicht die ganze Geschichte erzählt. Wenn ich alles gewusst hätte, hätte ich dir diesen zweiten Überfall wahrscheinlich ersparen können.«
    Aus einer Tasche ihres Rocks zog sie den Bernsteinanhänger hervor und ließ ihn vor seinen Augen baumeln. Reflexartig legte er die Hand auf den Beutel, in dem sich das Schmuckstück befinden sollte.
    Der Beutel war natürlich leer.
    »Das ist der Grund, weshalb du in Gefahr bist, verstehst du nicht? Wo hast du das gefunden?«
    Seufzend gab Fulminacci nach und erzählte ihr der Reihe nach, wie er an den Anhänger gekommen war. Da er jetzt nichts mehr zu verheimlichen brauchte, beschrieb er auch den Bettler und erzählte, dass derselbe Mann die Mörderbande im Ghetto angeführt hatte.
    »Heilige Muttergottes, Nanni! Weißt du denn nicht, wen du da vor dir hattest?«
    »Nein, wieso? Kennst du den Kerl?«
    »Nicht persönlich, aber ganz Europa hat von ihm gehört. Niemand weiß, wie er aussieht, denn wer je sein Gesicht erblickt hat, hat das nicht überlebt. Konntest du ihn deutlich sehen? Würdest du ihn wiedererkennen?«
    »Ich verstehe ja, dass es sich um ein wertvolles Schmuckstück handelt«, murmelte der Maler, »aber deswegen gleich jemanden umzubringen, bei der Madonna! Ich kann es ja immer noch zurückgeben…«
    »So einfach ist das nicht, Nanni. Es geht nicht mehr allein um den Bernstein. Du hast seinen Besitzer von Angesicht zu Angesicht gesehen, verstehst du? Und das auch noch zweimal. Er wird keine Ruhe geben, bis er dich aus dem Weg geräumt hat. Du steckst bis zum Hals in Schwierigkeiten. Am besten arbeitest du mit der Obrigkeit zusammen. Man kennt weder den Namen noch die Herkunft dieses Mannes, aber er wird von allen der Skorpion genannt und ist vermutlich der gefährlichste Auftragsmörder Europas. Es gibt hochgestellte Persönlichkeiten, mächtige Männer, die ein großes Interesse daran haben, ihm das Handwerk zu legen. Könntest du ihn beschreiben?«
    »Na klar! Außerdem habe ich in der Kirche eine ganz gute Zeichnung von ihm gemacht. Warte mal, ich muss sie hier irgendwo haben…«
    Fulminacci kramte in der kleinen Tasche an seinem Gürtel herum.
    »Herrgott, sie ist nicht mehr da! Wo zum Teufel kann sie sein?«
    »Sag nicht, dass du sie verloren hast!« Beatrice schien höchst verärgert. »Such weiter, Nanni. Es ist wichtig!«
    »Wenn sie weg ist, ist sie weg. Diese Tasche ist ja kein Schrank. Da braucht man nicht lange zu suchen, sieh selbst.« Er leerte den Inhalt des Lederbeutels auf den Tisch.
    »Kann sein, dass sie gestern Abend bei der Verfolgungsjagd herausgefallen ist. Oder während des Kampfes oder bei der Flucht. Ich weiß es nicht. Aber eben war die Tasche noch zu. Guck mal, der Verschluss kommt mir ziemlich sicher vor, und ansonsten fehlt nichts. Nachdem ich das Porträt in Santa Maria Maggiore gezeichnet hatte, habe ich sie nicht mehr aufgemacht, es sei denn…«
    »Es sei denn…«, drängte ihn die Freundin. »Streng dich an, Nanni, versuch dich zu erinnern.«
    »Es sei denn bei meinem Besuch bei Valocchi, dem flämischen Maler, von dem ich dir erzählt habe. Na ja, wir hatten ein bisschen getrunken, du weißt ja, wie das ist. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, scheint mir tatsächlich, dass ich ihm die Zeichnung gezeigt habe. Ich wollte seine Meinung hören, ob ich sie als Vorlage für das Fresko in Santa Reparata verwenden kann. Gut möglich, dass ich sie bei ihm vergessen habe. Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein. Falls die Skizze sich noch bei Valocchi befindet, ist es jedenfalls kein Problem, sie zurückzuholen.«
    Beatrice schüttelte den Kopf.
    »Du solltest dich bei Tag erst mal nicht mehr im Viertel blicken lassen. Dich kennen hier zu viele, und der Skorpion wird sicher seine Komplizen nach Trastevere schicken, um dich zu suchen. Ich werde mich um die Zeichnung kümmern, und du gehst besser nicht vor die Tür. Könntest du das Porträt nachzeichnen?«
    »Puh, so aus dem Gedächtnis ist das schwierig. In groben Zügen vielleicht, aber es wäre nicht sehr ähnlich. Dieser Mann hat ein ziemlich eigentümliches Gesicht…«
    »Verstehe. Ich werde Zane hinschicken, und du bleibst schön hier.«
    »Ich habe aber keine Lust, mich in deiner Hütte zu verkriechen«, protestierte der Maler, dem seine Freiheit über alles ging. »Außerdem müsste ich Verschiedenes erledigen. Ich könnte…«
    »Kommt überhaupt nicht infrage«, unterbrach ihn die Freundin entschieden. »Du

Weitere Kostenlose Bücher