Das Blut des Skorpions
das?«
»Ach Nanni, du bringst mich zur Verzweiflung. Das waren die Häscher selbst, ist doch klar. Muti hat seine Halsabschneider in der Nacht losgeschickt, um Angst und Aberglauben zu schüren, damit er seine Schreckensherrschaft errichten kann.«
Allmählich ging dem verwirrten Maler ein Licht auf, auch wenn er immer noch nicht ganz überzeugt war.
»Aber ein Geistlicher, ich bitte dich… Ich glaube nicht, dass er zu so etwas fähig wäre…«
»Muti ist ein gieriger, bösartiger Mann, der zu allem fähig ist, um seine Ziele zu erreichen, und wenn er Feuer und Schwert über die Stadt bringen muss. Du bist erst seit drei Jahren in Rom und kennst so etwas nicht, aber ich habe solche Zustände schon erlebt und kann dir versichern, dass es dabei wenig zu lachen gibt.«
»Heilige Muttergottes«, murmelte der Künstler.
»Hoffen wir, dass wenigstens sie uns beschützt«, entgegnete seine Freundin trocken.
Dann wandte sie sich wieder Zane zu, dem sie mit einer Abfolge schneller Gebärden irgendwelche Anweisungen gab.
Der Slawe verfolgte ihr Gestikulieren aufmerksam, nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und ging hinaus.
»Ich habe ihn noch einmal zu Valocchi geschickt, wegen deiner Zeichnung«, erklärte Beatrice. »Es ist ja nicht weit, er wird bald wieder hier sein.«
»Gut möglich, dass er dort niemanden antrifft«, murmelte Fulminacci. »Valocchi ist bestimmt ausgegangen. Er arbeitet zur Zeit an dem Bühnenbild für die Oper, die heute Abend im Teatro dei Cavalieri aufgeführt wird.«
»Herrgott, Nanni, warum hast du mir das nicht gesagt?«
»Weil du mich nicht danach gefragt hast! Du fragst mich ja nie etwas. Du tust, machst, redest, befiehlst, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Ist dir das schon mal aufgefallen?«
»Nanni, du treibst mich noch in den Wahnsinn. Doch für den Fall, dass Valocchi nicht zu Hause ist, habe ich Zane aufgetragen, die Zeichnung zwischen seinen Papieren zu suchen. Das ist natürlich etwas riskant.«
»Ein unnötiges Risiko, fürchte ich«, erwiderte Fulminacci. »Valocchi läuft immer mit einem Bündel von Zeichnungen unter dem Arm herum. Porträts, Skizzen, Entwürfe für die Bühnenbilder, an denen er gerade arbeitet. Als ich ihn vorgestern besucht habe, hat er mir Zeichnungen für die Opernszenen gezeigt. Gut möglich, dass meine Porträtskizze zwischen seinen Unterlagen gelandet ist und sich jetzt mit dem Rest seines Materials im Theater befindet.«
»Männer!«, rief die junge Frau aus. »Wozu seid ihr eigentlich nütze? Jetzt müssen wir erst mal Zanes Rückkehr abwarten. Später werden wir zum Theater gehen und die Zeichnung holen, vorausgesetzt, dein Freund hat sie nicht dazu benutzt, das Körbchen für den Ricotta auszulegen oder Feuer in einem Kohlebecken zu machen!«
»Gut, dann können wir in der Zwischenzeit ja etwas essen«, schlug Fulminacci vor. »Ich bekomme langsam Hunger, und die Suppe ist längst fertig.«
Beatrice stand von ihrem Tischchen auf und ging zu ihm, als er sich am Herd zu schaffen machte. Sie griff nach dem Kragen seines Rocks und beschnupperte den Stoff.
»Nanni, du stinkst wie ein Ziegenbock. Wann hast du dich das letzte Mal gewaschen?«
»Äh, na ja… vor kurzem, glaube ich…«
»Wann?«, bohrte sie.
»Ähm, so schnell kann ich das jetzt nicht sagen. Vor kurzem eben, Ostern, scheint mir…«
»Nanni, Ostern war vor fast zwei Monaten. Soll das heißen, dass du dich seit zwei Monaten nicht gewaschen hast?«
»Also, ich weiß nicht, was daran so schlimm sein soll. Außerdem wasche ich mir jeden Morgen das Gesicht. Was ist das für eine fixe Idee von dir?«
»Du wirst dich waschen. Jetzt sofort.«
»Aber…«
»Ohne Wenn und Aber. Geh zum Brunnen und hol zwei Eimer voll Wasser.«
Der Maler wollte noch ein paar verzweifelte Ausflüchte machen, aber das Stirnrunzeln seiner Freundin sagte ihm, dass es keinen Sinn hatte, sich auf einen aussichtslosen Kampf einzulassen.
Stöhnend nahm er zwei Holzeimer und ging hinaus, wobei er leise Verwünschungen gegen die Frauen im Allgemeinen und Beatrice im Besonderen ausstieß. Vor allem verfluchte er ihren übertriebenen Reinlichkeitswahn, aber auch seine eigene Schwäche.
Als er zurückkam, schüttete Beatrice das Wasser in einen großen Topf, den sie aufs Feuer stellte, und schickte ihn erneut los, die Eimer zu füllen.
»Sag mal, Beatrice, wie sollen wir eigentlich ins Theater reinkommen?«, fragte er, als er schnaufend zurückkehrte.
»Mach dir darüber keine Gedanken, das
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