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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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von undefinierbarer Farbe, der ihm zwar zu groß war, ihn aber nicht in seinen Bewegungen behinderte. Auch einen Hut mit breiter Krempe und ausgefranstem Rand zog er aus dem Kleiderhaufen.
    So angetan hätte der Maler ohne Weiteres einer der vielen Bettlerbruderschaften der Stadt beitreten können, aber er legte in diesem Moment wenig Wert auf sein Äußeres und dachte nur daran, dorthin zurückzukehren, von wo er gekommen war, und zwar ohne unerwünschte Begegnungen.
    Fulminacci steckte die Zeichnung in eine Rocktasche, überzeugte sich davon, dass sie nicht herausrutschen konnte, und ging zur Tür, um festzustellen, ob die Luft rein war.
    Kaum hatte er sein Ohr an das Holz gedrückt, hörte er, dass es im Flur von lachenden, schwatzenden Menschen nur so wimmelte.
    Vielleicht war der erste Akt schon zu Ende, oder, was ihm wahrscheinlicher vorkam, da noch nicht genug Zeit vergangen war, es hatte eines der vielen Zwischenspiele begonnen.
    Er würde warten müssen, bis das Publikum auf seine Plätze zurückgekehrt war, um die Kammer verlassen und die Treppe erreichen zu können.
    Sehr ärgerlich, aber nicht zu ändern.

KAPITEL XXI
     
    Zane drückte sich hier und da herum und versuchte, möglichst unbefangen auszusehen. Er mischte sich unter eine Gruppe von Schneiderinnen, die gerade die Bühne überquerte, und erreichte das andere Ende, wo er sich auf einem Hocker niederließ. Wenn er saß, war seine Größe kein Problem mehr, und er hoffte, dort so lange ausharren zu können, bis seine Gefährten Valocchi und die Zeichnung gefunden hatten, die ihnen so wichtig war.
    Nach einer Weile kam Beatrice zu ihm.
    »Ich habe jetzt alles abgesucht«, berichtete sie, »aber keine Spur von dem Flamen oder Nanni gefunden. Hast du etwas entdeckt?«
    Der Slawe schüttelte den Kopf.
    »Der einzige Ort, an dem ich noch nicht nachgesehen habe, ist das Kulissenlager auf der anderen Bühnenseite. Wir müssen irgendwie dorthin kommen, bevor die Aufführung anfängt, sonst haben wir keine Möglichkeit mehr.«
    Da sie nicht den leeren, offenen Raum durchqueren wollten, beschlossen sie, sich zwischen den gewaltigen Bühnenbildern hindurch zu dem Lager im hinteren Teil durchzuschlagen.
    Das war kein leichtes Unterfangen. Die Rückseite der Kulissen bestand aus einem Wald von Gerüsten und gespannten Seilen, mit denen die schweren Stellwände befestigt waren, und mehr als einmal musste Zane seiner Begleiterin helfen, über die wuchtigen Gestelle hinwegzuklettern. Dafür war es hier vergleichsweise ruhig. Nur wenige Bühnenarbeiter liefen herum und zurrten die Trossen und Gegengewichte fest, mit denen die beweglichen Teile bei den Kulissenwechseln hochgehievt wurden. Keiner achtete auf sie.
    Schließlich erreichten sie die andere Seite, gingen um eine letzte feste Kulisse herum und fanden die Tür zum Lagerraum.
    Das Erste, was sie sahen, war die in einer Ecke liegende, gefesselte und zur Wand gedrehte Gestalt des Assistenten.
    Der Mann war wieder zu sich gekommen und wimmerte durch den Knebel in seinem Mund hindurch, um Hilfe herbeizurufen. Zane warf seiner Gefährtin einen fragenden Blick zu, die jedoch nur die Achseln zuckte und ratlos die Hände ausbreitete.
    Der Riese beugte sich über den Gefesselten, der sie nicht hereinkommen sehen hatte, und betrachtete ihn eine Weile verdutzt. Dann kam er offenbar zu einer Entscheidung und versetzte dem Unbekannten einen gezielten Faustschlag in den Nacken. Der hörte sofort auf, sich zu winden, und verfiel erneut in tiefe Bewusstlosigkeit.
    Diesmal war es Beatrice, die ihn fragend ansah, worauf Zane ebenfalls die Achseln zuckte und die Hände ausbreitete.
    »Scheint sonst keiner da zu sein«, sagte die Kartenlegerin, »aber wir sollten uns trotzdem umsehen. Wäre ja möglich, dass Valocchis Zeichnungen hier irgendwo herumliegen.«
    Als er seinen Namen hörte, steckte der Flame den Kopf hinter dem großen ionischen Giebel hervor.
    » Jezus Cristes! Kann man denn heute Abend nie seine Ruhe haben?«
    Beatrice und Zane kamen herbei, sodass das Liebespaar sich schon wieder bedecken musste.
    »Bist du Valocchi, der Maler?«, fragte Beatrice.
    »Besser wär’s, ich wär ein anderer«, antwortete der wohlbeleibte Flame. »Ihr seid schon die Zweiten, die mich suchen. Zuerst Fulminacci, jetzt ihr. Hier hat man nie seine Ruhe!«
    »Wo ist Fulminacci? Wir suchen ihn wie eine Nadel im Heuhaufen.«
    »Heuhaufen? Hier gibt es keine Heuhaufen. Ich verstehe nicht…«
    »Lass gut sein. Wo ist Fulminacci hin, zum

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