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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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den Fußmarsch nach Santa Maria Maggiore wert. Neben der morbiden Neugier, die solche Bluttaten immer auslösten, hegte der Maler aber auch ein berufliches Interesse. Man hatte schließlich nicht jeden Tag die Gelegenheit, eine echte Enthauptungsszene zu zeichnen, und früher oder später würden ihm die angefertigten Skizzen gewiss von Nutzen sein.
    Es war ein strahlend schöner Frühlingstag, wie man ihn nur in Rom genießen konnte.
    Der Himmel leuchtete klar und wolkenlos; in der Nacht hatte es geregnet, und jetzt erstrahlten die Häuser, Paläste und Straßen in einem reinen, kristallenen Licht. Die Kontraste zwischen den Bereichen, die im Schatten, und denen, die in der Sonne lagen, waren so scharf, dass sie mit einem Kohlestift gezeichnet zu sein schienen.
    Alles duftete nach Sauberkeit.
    Der Maler schritt kräftig in Richtung des Esquilinhügels aus, auf dem sich die Kirche erhob. Innerhalb weniger Minuten überquerte er den vom Palazzo Doria beherrschten Platz und erreichte die Kirche Santissimi Apostoli, hinter der man die dicht belaubten Hügel des Parks der Villa Colonna erblickte.
    Der schöne Tag hatte alle Römer hinaus auf die Straßen gelockt, die daher noch belebter und überfüllter waren als gewöhnlich. Kinder rannten im Zickzack zwischen den Beinen der Erwachsenen herum und spielten das beliebte Spiel des »Wachtelsprungs«, das der Maler als Kind selbst mit Begeisterung betrieben hatte. In Rom wurde es jedoch etwas anders gespielt, vor allem bestanden die Mannschaften aus Dutzenden von Kindern statt aus nur wenigen wie bei ihm zu Hause. Außerdem legten die Teilnehmer eine Wildheit an den Tag, die in seinen Augen übertrieben war und so weit ging, dass die Sicherheit der Passanten gefährdet wurde.
    Mehr als einmal riskierte er es auf seinem Weg, von diesen schreienden Horden umgerannt zu werden. Er reagierte seiner Gewohnheit gemäß jedes Mal äußerst energisch darauf, überhäufte die hohnlachenden Rotzgören mit deftigen Beschimpfungen und teilte hier und da ein paar Fußtritte aus, die zu seiner großen Befriedigung manchmal sogar ihr Ziel trafen.
    Das Durcheinander wurde noch dadurch vergrößert, dass ihm aus der anderen Richtung Herden von Schafen und Ziegen entgegenkamen, die von ihren Hirten aus dem Umland auf die vielen, in jedem Stadtteil abgehaltenen Märkte getrieben wurden. An den Straßenrändern boten Bratereistände ihre einfachen, duftenden Gerichte an. Laute Gruppen von jungen Wäscherinnen gingen munter schwatzend auf den Fluss zu und erregten die Aufmerksamkeit des Malers, der sich nicht das Vergnügen versagte, ihnen ein paar anzügliche Scherzworte zuzurufen.
    Wie es sich für echte Bewohner Roms gehörte, die genauso flink mit der Zunge wie mit den Händen waren, zeigten sich die Mädchen keineswegs beleidigt oder verlegen über die Worte des jungen Mannes mit dem entschlossenen Auftreten und dem großen Schnurrbart, sondern zahlten es ihm mit gleicher Münze zurück.
    Je weiter er die Apostelkirche hinter sich ließ, desto spärlicher wurden die Häuser und machten bald ganz einigen Obst- und Gemüsegärten Platz, in denen man Bauern und Tagelöhner bei der Arbeit sehen konnte. Hier und dort kündete dichtes Strauchwerk von einer dahinterliegenden Villa. Unter den Villen des Viertels war die Villa Aldobrandini gewiss die prächtigste, weshalb der Maler wie immer davor stehen blieb, um ihre harmonische, eindrucksvolle Bauweise zu bewundern.
    Es war ein angenehmer Spaziergang, und im Nu, beinahe ehe er sich’s versah, fand sich der Künstler auf dem Platz vor Santa Maria Maggiore wieder.

KAPITEL III
     
    Vor der Basilika hatte sich eine große Menge von Schaulustiggen und Nichtstuern versammelt, die lärmend auf das Hauptportal zudrängten.
    Der Maler ließ sich nicht entmutigen. Unter Einsatz seiner Ellbogen gelang es ihm, sich einen Weg durch den Menschenauflauf zu bahnen und in die Kirche zu gelangen.
    Drinnen herrschte ein noch größeres Gedränge als draußen. Alles schob und drückte auf die Kapelle im rechten Seitenschiff zu, in der sich das Verbrechen ereignet hatte.
    Fulminacci hatte diese Kirche bereits früher besucht, insbesondere, um die prächtigen Mosaiken der von Ponzio entworfenen Cappella Paolina zu studieren, von der er sich zu dem Hintergrund eines seiner Gemälde hatte inspirieren lassen.
    Jetzt jedoch musste er sich in die entgegengesetzte Richtung zur Kapelle des heiligen Sakraments vorarbeiten, die Papst Sixtus V. gewidmet und Ende des

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