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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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dort herumgetrieben hat, in Piacenza, Parma, Ferrara, Venedig. Bis er vor ein paar Jahren durch einen glücklichen Zufall die Bekanntschaft Christines von Schweden machte, die am Hof der Gonzagas zu Besuch weilte.
    Die Königin hatte an einem großen Bankett teilgenommen, einem von diesen endlosen Festessen mit Dutzenden von Gängen und Heerscharen von livrierten Dienern.
    Wie mein Freund sagt, macht sich Christine nicht besonders viel aus Essen, hat aber eine leidenschaftliche Vorliebe für kunstvolles Zuckerwerk. An jenem Abend war die Zubereitung der Speisen Bartolomeo Stefani anvertraut worden, der angeblich der beste Koch Europas sein soll. Der Küchenchef übertraf sich selbst und schuf wahre Kathedralen aus Zucker, denen die Königin nicht widerstehen konnte. Um es kurz zu machen, Christine übertrieb es mit dem Naschwerk und wurde krank. Ponzani war es kurz zuvor gelungen, sich in die Schar der Hofärzte der Gonzagas aufnehmen zu lassen, und nachdem alle anderen versagt hatten, schaffte er es, die Königin gesund zu machen. Bei dieser Gelegenheit setzte er ihr auch lauter Flausen über Astrologie und Horoskope und all solches Zeug in den Kopf, weil er wusste, dass sie verrückt nach solchen Dingen ist.
    Christine nahm ihn in ihre Dienste, er begleitete sie nach Rom und lebt seitdem wie ein großer Herr.«
    »Eine interessante Persönlichkeit, keine Frage«, bemerkte Beatrice. »Aber jetzt musst du uns noch erzählen, wie er dich aus dem Theater herausgebracht hat.«
    Der Maler berichtete in allen Einzelheiten, wie es ihm ergangen war und wie er es geschafft hatte zu entkommen. Am Ende zeigte er ihnen die Porträtskizze des Bettlers.
    Beatrice betrachtete sie lange und aufmerksam, als wolle sie sich diese hageren, grausamen Züge genau einprägen.
    »Die behalte ich besser«, sagte sie dann, »es gibt Leute, denen sehr daran gelegen sein wird. Gleich morgen früh lasse ich ihnen die Zeichnung zukommen. Du solltest vorläufig nicht das Haus verlassen, Nanni. Nach dem neuen Mord wird man die Überwachung der Straßen noch verschärfen – Rom wird buchstäblich von Schergen überschwemmt werden. Und jetzt gehen wir schlafen, ich bin todmüde.«
    Kardinal Azzolini nahm das Blatt Papier von seinem Schreibtisch und überflog die in Schönschrift erstellte Auflistung.
    Vor ihm wartete ein Mann in einem einfachen geistlichen Gewand. Er war noch jung, kaum über zwanzig, schien aber nicht besonders beeindruckt davon, dem mächtigsten Vertreter der katholischen Kirche gleich nach dem Papst gegenüberzustehen. Gelassen, beinahe amüsiert über den Luxus und Prunk des Gemachs sah er sich um und betrachtete die Einrichtung, die Fresken, die Gobelins, die Dekorationen und die Möbel mit den feinen Intarsien, als interessiere er sich gerade für nichts anderes.
    »Ihr habt gute Arbeit geleistet, Bellariva«, sagte Azzolini und sah von der Liste auf. »Ein solches Ergebnis hätte ich in so kurzer Zeit nicht erwartet. Ich bin angenehm überrascht von Eurer Tüchtigkeit.«
    Der junge Mann nahm das Lob beinahe gleichgültig entgegen.
    »Ich habe Glück gehabt, Eminenz«, sagte er, »und ich wusste, wo ich suchen musste. Die Archive der Gesellschaft Jesu sind zwar ausufernd, aber sehr zweckmäßig geordnet.«
    »Ich weiß Eure Bescheidenheit zu schätzen«, erwiderte der Kardinal. »Euer Eifer wird nicht vergessen werden, und die heilige Mutter Kirche wird sich gewiss erkenntlich zeigen. Ich sage Euch eine glänzende Zukunft voraus, wenn Ihr Euch weiter mit solchem Einsatz Euren Aufgaben widmet.«
    »Mein Lohn ist das Wissen, Eurer Eminenz und dem Stellvertreter Christi auf Erden, Seiner Heiligkeit Alexander VII., gedient zu haben. Ich verlange nichts anderes, als mich nützlich machen zu können.«
    »Nehmt die Abschrift dieser Liste und begebt Euch zum vatikanischen Archiv. Wir müssen feststellen, wie viele von diesen Männern noch leben, und vor allem, wer von ihnen sich zur Zeit in Rom aufhält. Ihr könnt gehen.«
    »Eminenz, wenn Ihr gestattet…«
    »Sprecht nur, Bellariva.«
    »Da die Suche im Collegium Romanum unerwartet schnell vonstattengegangen ist, habe ich mir erlaubt, Euren Wünschen zuvorzukommen, und die Überprüfung bereits durchgeführt. Hier ist die Namensliste.«
    Der junge Geistliche überreichte ihm ein weiteres Blatt mit derselben leserlichen, schönen Handschrift.
    »Ihr überrascht mich stets aufs Neue, Bellariva. Woher wusstet Ihr…?«
    »Es schien mir der nächste logische Schritt zu sein, Eminenz.

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