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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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Da mir nicht entgangen ist, dass die ermordeten Mönche alle Jesuiten waren, habe ich es für notwendig erachtet…«
    »Genug, kein Wort mehr«, unterbrach ihn Azzolini. »Eure Tatkraft in allen Ehren, aber seht Euch vor, dass sie nicht in eine übermäßige Neugier mündet. Die einzige Eigenschaft, die ich noch mehr achte als Tatkraft, ist Besonnenheit, und ich hoffe, dass Ihr Euch der zweiten nicht weniger befleißigt als der ersten. Und da Ihr Euch als so vorausschauend erwiesen habt, brauche ich Euch wohl nicht zu sagen, dass dieses Gespräch nie stattgefunden hat.«
    »Stets zu Euren Diensten, Eminenz.«
    Der Kardinal wartete, bis der junge Geistliche das Zimmer verlassen hatte, stand dann von seinem Schreibtisch auf und ging mit entschiedenen Schritten zu einer kleinen Tür in dem großen Bücherschrank aus Mahagoni, der die ganze Wand bedeckte.
    Durch sie gelangte er in einen mehrere Dutzend Schritte langen Raum, in dem viele junge Männer in Talaren sich über ihre kleinen Schreibpulte beugten und genaue Abschriften von amtlichen Dokumenten und päpstlichen Bullen verfassten.
    Der Kardinal durchschritt das Zimmer, ohne einen der vielen Schreiber eines Blickes zu würdigen, die bei seinem Vorübergehen ehrerbietig murmelten.
    Kaum war er wieder hinausgegangen, erhob sich ein gedämpftes Raunen unter den Kopisten, denn es kam nicht oft vor, dass der Kardinal das Staatssekretariat des Heiligen Stuhls über diese Abkürzung verließ. Es musste etwas Ernstes und Dringliches vorgefallen sein.
    Azzolini hörte dieses Geflüster nicht. Er eilte fast im Laufschritt zu einer schmalen Treppe, die in die dicke Mauer eingelassen war, und stieg in einen Bogengang um einen großen, gepflasterten Innenhof hinunter. Dort wartete eine dunkle Kutsche ohne Wappen oder sonstige Kennzeichnung seit dem ersten Morgengrauen auf ihn.
    Der Kutscher saß abfahrbereit auf dem Bock, und die Pferde schnaubten ungeduldig wegen des langen Wartens.
    »Zur französischen Gesandtschaft«, befahl der Kardinal knapp und zog die Vorhänge zu.

KAPITEL XXV
     
    Fulminacci fuhr aus dem Schlaf, geweckt von einem plötzlichen Geräusch. Er brauchte einen Augenblick, um zu sich zu kommen. Sein Schlaf war von wilden, unzusammenhängenden Träumen durchdrungen gewesen, und durch das ruckartige Erwachen fühlte er sich verwirrt und desorientiert.
    Im Laufe der Nacht musste das Wetter umgeschlagen sein, was er bemerkte, als er die Decke beiseiteschob und von einer für den Spätfrühling ungewöhnlichen Kälte überfallen wurde.
    Die Sonne war gerade erst aufgegangen, ihre Scheibe aber hinter dichtem Gewölk verborgen, das mit großer Geschwindigkeit, angetrieben von einem kalten Nordwind, über den Himmel jagte, als würden all diese Haufenwolken zur selben Verabredung eilen.
    Er war immer noch sehr müde.
    Die Ereignisse der letzten Tage hatten ihn so erschöpft, dass eine einzige durchschlafene Nacht seine Kräfte nicht wiederherstellen konnte.
    Er warf sich zurück aufs Lager, deckte sich bis zum Kinn zu und wollte noch einmal einschlafen, merkte aber bald, dass dies ein aussichtsloses Unterfangen war. Sein Körper mochte zerschlagen sein, aber sein Geist war hellwach und arbeitete schon mit voller Kraft, um all den Aufregungen, die ihm zugestoßen waren, einen Sinn zu verleihen.
    Ächzend stand er wieder auf und begann sich anzuziehen.
    Da an Schlaf nicht mehr zu denken war, konnte er genauso gut von Beatrice die versprochene Erklärung der Zusammenhänge verlangen.
    Dieser Moment schien ihm nun gekommen zu sein.
    Er zog Stiefel und Rock an und ging ins Nebenzimmer, wo er jedoch weder die Freundin noch den Slawen antraf, und das, obwohl es noch sehr früh war und sie erst spät in der Nacht schlafen gegangen waren.
    Wut und Enttäuschung machten sich in ihm breit.
    Er betrachtete die Tarotkarten auf dem Tisch, die Kräuterbündel an der Decke und ertappte sich dabei, wie er wieder über sein Verhältnis zu Beatrice nachdachte.
    Die Wahrsagerin war eine seiner ersten Bekanntschaften in Rom gewesen. Sie hatten sich in einer Taverne kennengelernt, die sie regelmäßig aufsuchte, um ihrer Tätigkeit als Kartenlegerin nachzugehen, und in die er, noch fremd in der Stadt, eingekehrt war, um zu Mittag zu essen und ein paar Erkundigungen einzuziehen.
    Beatrice war es, die ihm gezeigt hatte, wo er eine Unterkunft zu einem annehmbaren Preis finden konnte, und die ihm auch Romoletto vorgestellt hatte, den Wirt, bei dem er in den folgenden Monaten und Jahren

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