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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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erreichen. Die Ostseite ging auf eine Verbreiterung der Straße hinaus, sodass man von dort gut beobachten konnte, wer sich dem Haus näherte, und an der Westseite stand ein niedrigeres Gebäude, das ebenfalls den Blick frei ließ. Die Hinterseite grenzte an eine enge Gasse, hinter der sich ein wahres Labyrinth von Sträßchen ausbreitete, die alle zum Fluss führten.
    Daher war es besonders wichtig, die Bewegungen der verschiedenen Einheiten genau aufeinander abzustimmen, damit der Gesuchte nicht flüchten konnte, bevor sie das Haus umstellt hatten.
    Gerade diese Annäherungsphase war es, die dem Offizier die meisten Sorgen bereitet hatte, und zwar nicht ohne Grund, wie sich sogleich herausstellte, als seine Männer den Marktplatz betraten.
    Er hatte dafür gesorgt, dass alle einfache Kleidung trugen und ihre Waffen unter den Mänteln verborgen hielten, aber es stellte sich gleich heraus, dass die Operation überstürzt verlief. Die Männer rückten viel zu schnell vor, vor allem die Italiener, die ihm von Kardinal Azzolini zur Verfügung gestellt worden waren. De la Fleur war von Anfang an dagegen gewesen, eine gemischte Truppe aus Franzosen und Italienern einzusetzen. Er hätte es bei weitem vorgezogen, nur mit seinen eigenen Leuten zuzuschlagen, die gut aufeinander eingespielt waren und ihm prompt und widerspruchslos gehorchten. Bischof de Simara jedoch hatte ihn darauf hingewiesen, dass sie erstens nicht wussten, über wie viele Männer der Skorpion in der Herberge verfügte, und zweitens ohne die Italiener auf zu große Schwierigkeiten bei der Befragung der Bevölkerung stoßen würden, da die Franzosen in der Ewigen Stadt von jeher mit Argwohn betrachtet wurden.
    Der Capitaine war gezwungen gewesen, den Anweisungen seines Vorgesetzten Folge zu leisten, aber die Probleme, die sich bei der Durchführung der Aktion zeigten und größtenteils auf Sprachbarrieren zurückzuführen waren, bestärkten seine Vorbehalte. Nur zwei von seinen Männern sprachen ein verständliches Italienisch und keiner von den Italienern ein Wort Französisch. Darüber hinaus war aus Gründen, die ihren Ursprung in der jüngsten Vergangenheit hatten, sofort ein Konkurrenzdenken zwischen den beiden Gruppen entstanden, als wollte jede der anderen ihre Überlegenheit beweisen.
    So kam es, dass seine Leute, angestachelt von den Italienern, zu schnell über den Platz marschierten und den Eingang der Herberge erreichten, bevor die anderen Zeit gehabt hatten, das Haus zu umstellen.
    Als sie in das Lokal eindrangen, war der Skorpion schon entflohen.
    Dafür trafen die Musketiere auf den erbitterten Widerstand dreier Galgenvögel, die aus den Zimmern im ersten Stock gestürzt kamen und bis an die Zähne bewaffnet waren.
    Wegen des geringen Manövrierraums auf der Treppe wurde es ein heftiger und wirrer Kampf. De la Fleur beglückwünschte sich zu der Weitsicht, mit der er die Waffen seiner Männer ausgesucht hatte. In der Annahme, dass sie in einer beengten Umgebung würden fechten müssen, hatte er den Musketieren Anweisung erteilt, die langen Degen zurückzulassen und sich mit kurzen Säbeln, wie sie beim Entern von Schiffen benutzt wurden, und breiten Kurzschwertern zu bewaffnen. Die drei Halunken versuchten, Hiebe mit ihren langen Stockdegen anzubringen, deren Klingen jedoch unweigerlich gegen die Wände und die niedrigen Deckenbalken stießen, sodass die Soldaten mit ihren kurzen Waffen leicht ihre Deckung durchbrechen konnten. Dennoch wehrten sich die drei Verbrecher ausdauernd und entschlossen.
    De la Fleur hatte den strikten Befehl gegeben, niemanden zu töten, aus dem einfachen Grund, weil Tote nicht mehr reden. Doch wie so oft war die Theorie eine Sache und die Praxis eine andere, sobald die Säbelhiebe flogen. Die drei Schurken schienen nicht die Absicht zu haben, Gnade zu gewähren oder zu erbitten, und obwohl die Musketiere tödliche Hiebe vermieden, wurde das Gefecht bald so hitzig und verzweifelt, dass der Befehl gegenüber der Verteidigung des eigenen Lebens zweitrangig wurde. Auf dem schmalen Treppenabsatz entstand ein tödliches Gedränge. Trotz ihrer zahlen- und waffenmäßigen Unterlegenheit verteidigten sich die drei mit aller Macht und versuchten, sich Schulter an Schulter den Weg zur Treppe freizukämpfen. Schließlich wurde einer von ihnen von einem Kurzschwert in den Bauch getroffen und sackte blutend zusammen. Der zweite erhielt einen Hieb auf den Kopf, der ihm ein Stück von der Schädeldecke wegschlug. Nur der dritte

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