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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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musste.
    Der Mann vor ihm war nur ein kleiner Fisch, ein einfacher Handlanger.
    »Sag mir, wo der Skorpion ist, und ich lasse dich leben«, versprach er.
    »Bei Eurer Ehre?«
    »Die Musketiere des Königs geben ihr Wort nur einmal, Elender. Sprich, und zwar schnell, sonst überlege ich es mir anders.«
    Der Gefangene nannte den zweiten Schlupfwinkel des Skorpions, der sich in einem Viertel am Fluss befand, dem Vatikan direkt gegenüber.
    »Savattieri«, wandte sich de la Fleur an den Befehlshaber von Azzolinis Schergen, der dem Verhör beigewohnt hatte, »bringt diesen Mann in die französische Gesandtschaft. Ihr seid mir persönlich für seine Sicherheit verantwortlich. Sergeant Bruyère, lasst die Pferde holen und haltet Euch bereit. Wenn wir uns beeilen, erwischen wir ihn noch auf dem Weg.«
    Während er die Befehle ausgab, merkte de la Fleur, dass die Augen seiner Männer auf eine Stelle hinter ihm gerichtet waren. Er drehte sich um und sah, dass einige Italiener die Leichen der beiden Mörder gegen das Treppengeländer gelehnt und entkleidet hatten, um ihnen nun mit ungerührter Miene die Bäuche aufzuschlitzen wie Schlachter im Schlachthaus.
    »Savattieri, was in Gottes Namen machen die da?«
    »Nun, Capitano«, antwortete der Italiener belustigt, »es kommt häufig vor, dass diese Schurken Geld in ihren… verzeiht den Ausdruck… also dass sie sich Geld in den Arsch schieben. Meine Männer durchsuchen ihre Gedärme, um zu sehen, ob sie ein wenig Beute machen können.«
    »Das ist ja furchtbar! Sie sollen sofort damit aufhören. Wir sind Soldaten, keine Schlächter!«
    »Capitano, sie sind doch tot, was kümmert es sie noch?« De la Fleur sah ein, dass jede Diskussion sinnlos war, wandte sich um und verließ mit seinen Musketieren das Gasthaus.

KAPITEL XXVIII
     
    Der Skorpion hatte es gerade noch geschafft, aus der Gasse in die kleine Straße abzubiegen, die zum Fluss führte. Kaum war er um die Ecke gebogen, hörte er das Fußgetrappel mehrerer durch die Hintertür seines ehemaligen Quartiers stürmender Männer.
    Mit gleichmäßigen Schritten und ohne zu beschleunigen entfernte er sich durch das Gassengewirr vor der Herberge. Er wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb.
    Obwohl er seine Komplizen selbst ausgesucht hatte, befürchtete er, dass mindestens einer von den dreien sich fangen ließ und reden würde, um seine Haut zu retten. In dem Fall waren seine Feinde ihm vermutlich schon auf den Fersen.
    Dennoch durfte er es nicht riskieren aufzufallen. Anscheinend hatten de Simara und sein Freund Azzolini ihre Spürhunde in der ganzen Stadt losgelassen, um ihm mit einer einzigen Großaktion den Garaus zu machen. Sie mussten plötzlich genaue Informationen über ihn besitzen, obwohl er keine seiner üblichen Vorsichtsmaßnahmen außer Acht gelassen hatte. Da war irgendwo etwas faul.
    Der Skorpion brannte darauf, sein Versteck zu erreichen, aber er musste sich beherrschen, langsam gehen und sogar ab und zu stehen bleiben und die Waren auf den Ständen vor den Geschäften begutachten. Er glaubte nicht, dass seine Gegner in der Lage wären, ihn zu erkennen; nur verstohlenes Verhalten oder große Eile würde den Verdacht der in der Stadt herumlaufenden Spione erregen. Selbst wenn dieser verdammte Maler eine Beschreibung von ihm gegeben hatte, konnte sie nicht sehr genau sein. Auf dem kleinen Platz im Ghetto, wo sie ihm aufgelauert hatten, war es nicht hell genug gewesen, dass er seine Züge hätte erkennen können. Außerdem hatte er darauf geachtet, seinen Schal tief ins Gesicht zu ziehen, um es zu verbergen.
    Allerdings konnte er sich nicht erklären, wie seine Verfolger die Herberge gefunden hatten, auf die sie so siegesgewiss zumarschiert waren.
    Die Einzigen, die das Quartier gekannt hatten, waren seine drei in der Herberge zurückgebliebenen Kumpane, die jetzt entweder tot oder gefangen genommen waren.
    Doch darüber würde er später nachdenken. Jetzt galt es, den anderen Zufluchtsort zu erreichen und sich auf den nächsten Schritt vorzubereiten. Es bestand zwar die Gefahr, dass einer von den dreien die Lage dieses Ortes verraten würde, doch er musste es riskieren. Dort hatte er Waffen und Geld. Sein Auftrag würde bald erledigt sein, und er durfte es nicht zulassen, dass Zweifel und Unsicherheiten ihn behinderten.
    Der Skorpion ließ das Gassenlabyrinth hinter sich und kam zu einer Piazza, auf der ebenfalls einer der vielen Märkte stattfand. Er hüllte sich in seinen Umhang und zog die Hutkrempe tiefer

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