Das Blut des Skorpions
Bischofs.
Die Lage wurde langsam brenzlig.
Der Skorpion machte kehrt und tauchte wieder in der Menge auf der Piazza unter.
So schwierig hatte er es sich nicht vorgestellt, auf die andere Tiberseite zu gelangen. Seine Feinde wussten neuerdings sehr viel mehr über ihn, das stand nun fest. Er brauchte ein wenig Zeit zum Nachdenken und um einen neuen Plan zu fassen.
Ein kleiner, untersetzter Mann betrat das Arbeitszimmer Bernardo Mutis.
Er hatte einen Dreitagebart, und sein bescheidenes Auftreten, die schmutzige, unordentliche Kleidung und der schlurfende Gang vermittelten den Eindruck, dass es sich um einen der vielen elenden Handwerker handelte, die auf der Suche nach Arbeit die Straßen Roms durchstreiften.
Nur seine hellwachen, klaren Augen deuteten darauf hin, dass sein ärmliches Aussehen eine Verkleidung war.
Der Inquisitor empfing ihn schweigend.
Der Mann setzte sich auf einen Hocker, der es seinem Gegenüber erlaubte, ihn von Kopf bis Fuß zu mustern.
Der Mönch vor ihm war eine der mächtigsten und gefürchtetsten Persönlichkeiten der Stadt. Schon bei der Nennung seines Namens überlief es jeden kalt, sowohl die einfachen Römer als auch die Fürsten und hohen Geistlichen. Der kleine, bärtige Mann jedoch zeigte sich keineswegs eingeschüchtert. Seine Hände schwitzten nicht, und sein Blick war ruhig, gelassen und ein wenig gelangweilt.
Er musterte das düstere Gesicht des Dominikaners und wartete darauf, dass dieser den ersten Schritt tat.
Auch der Inquisitor ließ sich Zeit. Er hatte es nicht eilig, den Handel abzuschließen, und zog es vor, seinen Besucher zuerst eine Weile zu beobachten, um zu sehen, ob sein Verhalten nicht doch Schwäche oder Furcht verriet.
»Fieschi«, begann Muti schließlich, als er merkte, dass dessen Gleichmut nicht zu erschüttern war, »die heilige Mutter Kirche benötigt Eure Dienste.«
Fieschi machte eine abwägende Geste mit der rechten Hand und deutete ein schiefes Lächeln an.
»Ihr wisst selbst, dass wir uns bisher nie über einen Preis einigen konnten. Ich bin ein vernünftiger Mensch, aber ganz ohne Lohn zu arbeiten gehört nicht zu meinen Gewohnheiten. Wir haben bereits über dieses Thema gesprochen, wenn ich mich nicht irre.«
»Nicht ich bin es, der Euch darum bittet«, erwiderte der dürre Mönch, »sondern die heilige Kirche, der Ihr verpflichtet seid. Es handelt sich um eine Aufgabe von höchster Wichtigkeit. Als Christ und Katholik könnt Ihr Euch dem nicht entziehen.«
Das Grinsen auf Fieschis Gesicht wurde noch breiter und ging schließlich in ein spöttisches Lachen über.
»Auch diese Rede habe ich schon oft gehört, allzu oft, wenn Ihr mir die Bemerkung gestattet. Ihr wisst, dass sie bei mir nicht verfängt. Außerdem verstehe ich nicht, was Euch davon abhält, die übliche Vergütung für die bescheidenen Dienste zu bezahlen, an denen Euch offenbar so viel liegt. Ich glaube nicht, dass das Heilige Offizium seine letzten Schätze verkaufen müsste, um einen anspruchslosen Mann wie mich gerecht zu entlohnen.«
»Darum geht es nicht«, sagte Muti und beugte sich ein Stück nach vorn. »Die heilige Mutter Kirche kann nicht so tief sinken, bezahlte Spione anzuwerben. Werden diese Dienste dagegen freiwillig geleistet, sagen wir, aus Treue und Ergebenheit, so ist das etwas ganz anderes. Es gibt so manche Art und Weise, auf die sich die Kirche erkenntlich zeigen kann…«
Fieschi schüttelte belustigt den Kopf.
Die wahre Befürchtung des Dominikaners war in der Tat eine ganz andere. Die Inquisition hatte schon unzählige Male auf die Dienste von gedungenen Spionen und Mördern und anderen Bösewichtern dieser Sorte zurückgegriffen, ohne sich zu fein dafür zu sein. Aber Muti kannte Fieschis Gewohnheiten und seinen Modus Operandi nur allzu gut. Er war ein äußerst geschickter, listiger und vorsichtiger Spion, der sich an der Spitze eines einzigartigen Netzes von Informanten in alle Kreise und Milieus einschleichen konnte. Obendrein besaß er die unangenehme Neigung, ein doppeltes Spiel zu spielen, wenn er daraus irgendeinen Vorteil ziehen konnte. Er verstand sich auf die Kunst, mehreren Herren zu dienen, verkaufte seine Informationen häppchenweise und schnüffelte derweil im Privatleben seiner Auftraggeber herum. Diese Vorgehensweise hatte es ihm ermöglicht, hochpeinliche Dossiers über die mächtigsten und einflussreichsten Bewohner der Stadt anzulegen, die er für jede Form von Erpressung benutzte.
Nur auf diese Weise hatte er so lange in
Weitere Kostenlose Bücher