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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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den Hof treten wollte, war sie einem hohen Geistlichen begegnet, den sie zwar noch nie aus der Nähe gesehen, in dem sie aber sofort den stellvertretenden Staatssekretär Kardinal Azzolini erkannt hatte.
    Der mächtige Kardinal war viel jünger, als sie gedacht hatte. Er konnte nicht viel älter als vierzig sein, soweit sich das nach einem flüchtigen Blick beurteilen ließ.
    Außerdem war er ein gut aussehender Mann, wenn auch ein wenig zu klein für ihren Geschmack.
    Mit raschen Schritten bog die Kartenlegerin in die Straße ein, die am linken Tiberufer entlang zu ihr nach Hause führte. Es wurde langsam Zeit, den armen Nanni ins Bild zu setzen, obwohl auch sie längst nicht über alle Einzelheiten Bescheid wusste.
    Während sie der Uferstraße folgte, stellte sie fest, dass etwas Seltsames in der Luft lag – und das war nicht nur der Wind, der über Nacht aufgefrischt hatte.
    Auf den sonst so quirligen, lauten Straßen war es merkwürdig still und leer, wenn man von ein paar vereinzelten, eiligen Passanten absah.
    Beatrice kannte die Römer gut genug, um zu wissen, dass diese Ruhe nicht allein vom schlechten Wetter hervorgerufen wurde.
    Es musste etwas Ernsteres im Gange sein.
    Ein Grund mehr, sich mit dem Nachhausekommen zu beeilen, dachte sie. Nun, da sie ihre Aufgabe erledigt hatte, war es für sie und Zane, ganz zu schweigen vom Maler, das Beste, sich möglichst bedeckt zu halten. Sie konnten jetzt sowieso nichts anderes tun, als abzuwarten, dass die Wachen des Kardinals und de Simaras Musketiere die Angelegenheit erledigten.
    Beatrice wusste, dass es nicht leicht sein würde, Fulminacci vor weiteren Schwierigkeiten zu bewahren. Er war ein Dickkopf mit einem angeborenen Talent, sich Ärger einzuhandeln. Sein stürmischer Charakter glich eher dem eines Draufgängers als eines Künstlers, obwohl er in seltenen Momenten auch eine ganz unerwartete Feinfühligkeit an den Tag legen konnte.
    Trotzdem war er ein unverbesserlicher Streithammel und notorischer Schürzenjäger, der sich unwiderstehlich von den zwielichtigsten und verrufensten Gegenden der Stadt angezogen fühlte.
    Beatrice zählte sich die vielen Fehler des Malers auf und konnte doch nicht umhin, mit einer gewissen Zärtlichkeit an ihn zu denken, die sie leicht verstörte.
    Sie schüttelte den Kopf, um diese Gefühlsduselei zu vertreiben. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich auf ein Abenteuer einzulassen, noch dazu mit so einem Kerl.
    Niemals!
    Besser gar nicht daran denken.
    Andererseits mussten Nannis künstlerische Begabung und Sensibilität doch bedeuten, dass er in seinem tiefsten Innern einen guten Kern hatte. Erst neulich hatte sie ein Bild von ihm gesehen, eine reuige Magdalena, das sie tief berührt hatte.
    Hin- und hergerissen zwischen dem Entschluss, sich solche Gedanken zu verbieten, und der Versuchung, ihnen nachzuhängen, hatte Beatrice nicht bemerkt, dass die breite Uferstraße inzwischen noch verlassener war als zuvor.
    Als sie sich dessen bewusst wurde, war es schon zu spät.
    Sie stieg über ein antikes Trümmerstück hinweg und sah sich plötzlich vier Männern gegenüber, die ihr den Weg versperrten.
    Ein Blick genügte ihr, um zu erkennen, dass es sich nicht um gewöhnliche Schergen handelte, die sie nach ein paar zotigen Scherzen unbehelligt weiterziehen ließen.
    Das war eine ganz andere Sorte von üblen Halunken.
    Zuerst fürchtete sie, an eine Räuberbande geraten zu sein, verwarf diese Annahme aber gleich wieder. Eine Räuberbande auf der Tiberpromenade, und das am helllichten Tag? Höchst unwahrscheinlich. Schlagartig stand ihr die Wahrheit vor Augen.
    Heiliger Himmel! Das waren die Häscher der Inquisition.
    All das schoss ihr in einem einzigen Augenblick durch den Kopf, denn im nächsten Augenblick hatten zwei der Männer sie auch schon an den Armen gepackt und hielten sie fest.
    Beatrice versuchte sich zu befreien, aber vergeblich.
    »Sieh mal einer an, was uns da ins Netz gegangen ist«, sagte ein anzüglich grinsender Kerl mit einem schielenden Auge und fauligen Zähnen, der anscheinend der Anführer war, »eine hübsche kleine Zigeunerin.«
    »Geh zum Teufel, du Widerling! Ich bin keine Zigeunerin«, rief Beatrice mit einem Mut, den sie nicht wirklich empfand. »Und nehmt eure dreckigen Pfoten von mir weg. Ich habe keine Zeit für Nichtstuer wie euch.«
    »Oho, das Kätzchen fährt die Krallen aus«, entgegnete der Schielende. »Die Inquisitoren werden schon dafür sorgen, dass du sie wieder einziehst, meine

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