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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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angeordneten Spalten strömte Licht herein. Dann öffneten sich wie Blütenblätter sechs Abschnitte in der Decke. Heller Sonnenschein flutete auf sie herab.
»Es ist ein Weg nach draußen!«, rief Sam, riss seinen Stetson herunter und stieß ein Jubelgeschrei aus. »Wir haben’s geschafft!«
Etwas leiser fügte Norman hinzu: »Zumindest die meisten.«
Sams Lächeln erlosch. Er setzte sich den Hut wieder auf und stellte sich Ralphs Gesicht vor. Norman hatte Recht. Es war unangebracht, über die eigene Rettung zu jubeln, wenn einer ihrer Freunde nicht mehr unter ihnen war.
Maggie trat näher an Sam heran. In ihren Augen lag sowohl Erleichterung als auch Trauer. Sie legte den Kopf in den Nakken, um die sich öffnende Kuppel zu mustern.
Sam legte den Arm um sie. »Ralph wäre froh, dass wir entkommen sind, ganz bestimmt.«
»Vielleicht …«, murmelte sie leise.
Er umarmte sie fester. »Die Toten beneiden die Lebenden nicht, Maggie – Ralph nicht, nicht einmal dein Freund Patrick Dugan aus Irland …« Und im Stillen fügte Sam dieser Liste die eigenen Eltern hinzu.
Maggie lehnte sich an ihn und sagte müde: »Ich weiß, Sam. Das habe ich früher alles schon gehört.«
Er hielt sie fest und sagte nichts weiter. Er wusste, dass es schwieriger war, sich dafür zu vergeben, dass man lebte, als dem Tod ins Auge zu sehen. Es war etwas, mit dem man ganz allein klarkommen musste.
Jetzt stieg der Aufzug langsam zur Freiheit hinauf. Die Plattform brachte sie in die geöffnete Kuppel und blieb schließlich stehen. Die sechs Abschnitte der Kuppel hatten sich vollständig zurückgezogen. Unter ihnen glitten Haken in ihre Halterungen und sicherten die Plattform wieder. Das Rauschen des Wassers erstarb. Es flutete den Schacht hinab.
»Wir sind angekommen«, sagte Norman.
Nach dem Dämmerlicht in der Höhle blendete die nachmittägliche Sonne, auch wenn ihr Schein durch den dichten Dunst gefiltert wurde, der den Himmel bedeckte.
»Aber wo sind wir, zum Teufel?«, fragte Sam, trat vor und drehte den Kopf in alle Richtungen.
Anscheinend waren sie in einem tiefen, bewaldeten Tal. Von allen Seiten umgaben sie hoch aufragende, steile Wände aus einem rötlich-schwarzen Fels, den man unmöglich ohne Bergsteigerausrüstung und beträchtliches Geschick erklimmen konnte. Der Dunst, der sich am Himmel wälzte, dämpfte den Sonnenschein zu einem hellen Nebelschleier.
»Wonach riecht das hier?«, fragte Norman.
Die dünne, warme Luft trug den Hauch eines Gestanks nach faulen Eiern mit sich. »Schwefel«, meinte Maggie, drehte sich langsam um die eigene Achse und streckte dann einen Arm aus. »Seht mal!«
Nahe der nördlichen Wand des Tals schoss aus einem Spalt am Fuß des Felsens eine Rauchwolke empor. »Eine Fumarole«, sagte Sam. Diese Region der peruanischen Anden war noch immer geologisch aktiv, durchsetzt mit Vulkankegeln, von denen einige kalt und still waren, andere nach wie vor rauchten. Fast täglich wurden die Berge von Erdbeben erschüttert.
Maggie schwenkte ihren Arm. »Das ist keine Senke. Wir sind in einer vulkanischen Caldera.«
Norman humpelte heran und richtete den Blick auf die Felswände. Er zog die Brauen zusammen. »Na toll. Warum kommt mir ausgerechnet jetzt das Sprichwort ›vom Regen in die Traufe‹ in den Sinn?«
Sam achtete nicht auf die mürrischen Worte des Fotografen, sondern musterte die Höhen ringsumher. »Wenn du Recht hast, Maggie, müssen wir uns irgendwo in der Vulkanansammlung östlich des Lagers befinden.« Er nickte zu einem dunklen Schatten im Süden hinüber. Ein weiterer Felskegel, dessen Silhouette von Rauch ummantelt war, stieg aus der südlichen Wand empor und überragte ihr Vulkantal. »Seht mal, wie viele es gibt.«
Maggie nickte. »Du hast vielleicht Recht. Diese Region ist nie erforscht worden. Zu steil und gefährlich.«
Denal, der dicht neben Norman stand, fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn und brummelte: »Warm hier.«
Sam stimmte zu. Er nahm den Hut ab und kämmte sich mit den Fingern das feuchte Haar zurück. Nur in der Weste, müsste ihm in dieser Höhe bei Einbruch der Dämmerung eigentlich kalt werden. Stattdessen war es mehr als mild.
»Das sind die Geysire«, erklärte Maggie. »Sie halten die Gegend hier warm und feucht.«
»Wie in einem tropischen Gewächshaus«, sagte Norman, den Blick auf den Regenwald rings um die goldene Kuppel gerichtet. »Seht euch mal diesen Bewuchs an!« Er kämpfte mit seiner Kamera, um sie loszubekommen.
Ringsumher breitete sich dichter Wald aus. Das

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