Das Blut des Teufels
Gewirr aus Zweigen, von denen Ranken herabhingen, erstreckte sich in alle Richtungen. Weiter oben im Tal erkannten sie einige offene Wiesen, Unterbrechungen im Baldachin des Regenwalds. Sie lagen zumeist in der Nähe der allgegenwärtigen Geysire. Ansonsten wirkte der Wald innerhalb der Wände des Vulkankegels unberührt. Unter seinem schützenden Blätterdach blühte und gedieh eine üppige Pflanzenwelt. Riesenfarne mit Wedeln, die größer waren als Menschen, bedeckten den Boden, während hunderte von Orchideen mit faustgroßen gelben Blüten von den Astgabeln der Bäume hingen. Sogar eine Art dorniger Dschungelrose kletterte Zweige und Ranken hoch.
Norman machte ein paar Schnappschüsse, während die anderen am Waldrand entlanggingen.
In dieser grünen und von Blüten übersäten Pracht pfiffen und kreischten aufgeschreckte Vögel, offenbar von ihrer Anwesenheit gestört. Eine kleine Schar blau geflügelter Papageien schoss über den dunstigen Himmel dahin. Noch näher ertönten die warnenden Rufe eines Affen und hallten von den Felswänden wider. Die winzigen Gestalten sausten zwischen den Bäumen und Ranken umher, Blitze aus feuerrotem Fell und peitschenden Schwänzen.
Auf der anderen Seite dieser Mauer aus Grün versprach das Plätschern von Wasser einen von einer Quelle gespeisten Bach.
»Wie ein verschollenes Paradies«, bemerkte Norman.
Sam nickte, obwohl in ihm eine gewisse Besorgnis keimte. Er dachte an die lateinische Warnung des Francisco de Almagro auf den Hematitbeschlägen: Hüte dich vor der Schlange von Eden!
Ein ähnlicher Gedanke musste Maggie durch den Kopf geschossen sein. Sie spitzte die Lippen und kniff die Augen argwöhnisch zusammen. »Wir bekommen Gesellschaft«, flüsterte sie plötzlich.
Sam spannte sich an und fragte aufgeschreckt: »Was?«
Maggie stand reglos da und nur ihre Augen bewegten sich und zeigten die Richtung an, in die er schauen sollte.
Hinter ihnen ertönte plötzlich das Knirschen von Metall. Die Kuppel schloss sich wieder. Ihre einzige Möglichkeit, aus der vulkanischen Caldera zu verschwinden, war dahin.
Sam durchforstete mit seinem Blick den Abschnitt des Regenwalds, auf den Maggie gezeigt hatte. Schließlich entdeckte er ein kleines Gesicht in den Schatten, das seinen Blick erwiderte. Die Gestalt musste bemerkt haben, dass er sie entdeckt hatte, denn sie erhob sich und trat aus dem dichten Gebüsch am Rand des Regenwalds. Von anderen Stellen schlüpften sieben weitere Männer auf die Lichtung rings um die goldene Kuppel.
Sie hatten mokkafarbene Haut und dunkle Augen und stammten eindeutig von den Quecha ab. Sie reichten Sam etwa bis zur Schulter, hielten jedoch Speere in Händen, die größer als der Texaner waren, und trugen traditionelle indianische Kleidung: schmucklose haura -Hosen sowie fantasievoll mit Papageien- und Kondorfedern verzierte Hemden.
Ein Mann mit karminrotem Kopftuch, offenbar ihr Anführer, trat vor und sagte ernst etwas in seiner Sprache.
Mit zusammengezogenen Brauen übersetzte Denal: »Wir sollen ihm folgen.«
Der kleine Jäger drehte sich um, ging zum Rand des Walds und schob die riesigen Wedel eines Baumfarns beiseite. Dahinter zeigte sich ein verborgener Pfad. Der Mann duckte sich unter dem Laubwerk hindurch und ging los. Die anderen Jäger warteten ab, bis Sams Gruppe auch ganz bestimmt folgte.
Da kein Grund bestand, diese Fremden zu fürchten, winkte Sam seinen Leuten zu. »Gehen wir … vielleicht wissen sie einen Weg zurück zur Ausgrabungsstätte.« Doch als er sich ihre langen Speere ansah, hängte Sam seine Winchester so über die Schulter, dass er sie sofort griffbereit hatte. Sollte es Schwierigkeiten geben, wollte er vorbereitet sein.
Denal berührte Sam am Ellbogen. Der Junge hatte die Augen ebenfalls misstrauisch zusammengekniffen. Es lag ihm wohl etwas auf der Zunge, aber dann schüttelte er den Kopf und fischte eine krumme Zigarette aus der Tasche. Er murmelte etwas in seiner Muttersprache und steckte sich den Filter zwischen die Lippen.
»Was ist, Denal?«
»Etwas nicht stimmen«, brummelte er, blieb dann aber stumm. Der Junge half Norman unter dem Farnwedel durch auf den Pfad.
Sam kam als Letzter, Maggie neben sich. Nachdem der Regenwald sie verschluckt hatte, gingen sie mehrere Minuten lang schweigend dahin.
»Was hältst du von denen?«, flüsterte Maggie schließlich.
»Sie gehören offensichtlich zu einem Stamm der Quecha. Hunderte wie sie leben als Jäger und Sammler draußen in der Wildnis.«
Maggie zeigte mit dem
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